Erst 60 von 400 Stellen in neuer Hackerbehörde besetzt
Archivmeldung vom 27.06.2018
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Freigeschaltet durch André OttErst 60 von 400 geplanten Stellen in der neuen Zentralen Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (Zitis) sind besetzt. "Ich finde, da können wir uns als Start-Up unter den Behörden durchaus sehen lassen", sagte der Chef der sogenannten "Hackerbehörde", Wilfried Karl, der "Welt". "Aber es stimmt: Wir haben die gleichen Probleme bei der Gewinnung von gutem IT-Personal wie alle anderen auch." Karl forderte einen verantwortungsvollen Umgang mit Schwachstellen in IT-Systemen.
Solche Sicherheitslücken werden häufig ausgenutzt, um Überwachungssoftware auf Computer und Smartphones zu installieren. Es gebe "ein Spannungsfeld" bei der Frage, ob Schwachstellen an Unternehmen gemeldet werden sollten, oder ob Sicherheitsbehörden sie für Überwachungsmaßnahmen ausnutzen sollten, so Karl. "Wir brauchen deshalb einen Prozess innerhalb der Behörden, wie wir mit Sicherheitslücken verantwortungsvoll umgehen", fordert der Zitis-Chef. Ein solches Verfahren müsse auf "ministerieller Ebene" entwickelt werden. Bei der staatlichen Überwachungssoftware sei es das langfristige Ziel von Zitis, selbst zu forschen und zu entwickeln, erklärt der Behördenleiter. "Aber solange wir nicht über ausreichend Personal verfügen, werden wir uns auch nach kommerziellen Produkten umschauen müssen", so Karl. Dabei werde man allerdings keine "Software von dubiosen Händlern auf dem Schwarzmarkt irgendwo im Darknet einkaufen".
Zwölf Projekte habe Zitis bereits gestartet, mit denen die Sicherheitsbehörden des Bundes unterstützt werden sollen, sagte der Zitis-Chef. Zitis wurde im Frühjahr 2017 vom Bundesinnenminister Thomas de Maiziere per Ministererlass ins Leben gerufen und soll die Sicherheitsbehörden des Bundes - Bundespolizei, Bundeskriminalamt (BKA) und Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) - unterstützen, IT-Werkzeuge entwickeln und Grundlagenforschung betreiben. Dabei geht es auch um das Knacken von Verschlüsselungstechnologien. Die neue Behörde untersteht dem Bundesinnenministerium und hat ihren Sitz in München. Wilfried Karl hat Elektroingenieurwesen an der Universität in Erlangen studiert. Er war danach 25 Jahre beim Bundesnachrichtendienst (BND) tätig, unter unterem als kommissarischer Leiter der Abteilung Technische Aufklärung, die nach den NSA-Enthüllungen von Edward Snowden massiv in die Kritik geriet. Seit dem 1. Juni 2017 leitet er Zitis.
Quelle: dts Nachrichtenagentur