Niedersachsens Innenministerin bedauert Schreiben zu Abschiebungen
Archivmeldung vom 23.08.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.08.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićNiedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) hat Bedauern über ein internes Behördenschreiben der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen an die Bundespolizei geäußert, welches Zweifel an einer restriktiven Abschiebepolitik hatte aufkommen lassen.
"Es gibt keine Anweisung der Niedersächsischen Landesaufnahmebehörde an
die Bundespolizei, Rückführungen bei Widerstandshandlungen abzubrechen",
sagte Behrens der "Welt" (Freitagausgabe). "Das missverständlich
formulierte Schreiben ist sehr bedauerlich."
Ihr Ministerium
teilte der Zeitung mit, das Schreiben werde in Zukunft nicht mehr
verwendet. Dass es so an die Bundespolizei übersandt worden sei, "ist
ein bedauerlicher Einzelfall".
Die SPD-Fraktion teilte mit, dass
sie nachvollziehen könne, dass die Dienstanweisung für Empörung sorge.
"Zur nüchternen Betrachtung gehört aber auch die Feststellung, dass der
Betroffene auf freien Fuß gesetzt werden kann - nicht gesetzt werden
muss", gab Innenpolitiker Helge Lindh zu bedenken. "Daher ist von der
Behörde sinnvollerweise zu erwarten, dass sie dieses Kann-Ermessen nicht
in der Weise nutzt."
Der rechtspolitische Sprecher der
Unionsfraktion im Bundestag, Günter Krings, kritisierte das Schreiben
scharf. "Niedersachsen fordert die Bundespolizei zum Rechtsbruch auf und
ermuntert abzuschiebende Personen zum Widerstand gegen
Vollstreckungsbeamte", so Krings. "Die rot-grüne Landesregierung muss
dieses skandalöse Verhalten ihrer Behörde sofort unterbinden."
FDP-Innenpolitiker
Konstantin Kuhle, Chef der Liberalen in Niedersachsen, sprach von einer
"Kapitulation des Rechtsstaats". Wenn die Durchsetzung des Rechts
erschwert werde, dürfe der Staat die Durchsetzung nicht einfach
aufgeben. "Das Innenministerium in Hannover sollte dieser Praxis sofort
ein Ende bereiten, wenn es sich nicht dem Vorwurf ausgesetzt sehen will,
Ordnung und Kontrolle in der Migrationspolitik gezielt zu sabotieren."
BSW-Chefin
Sahra Wagenknecht nahm die in Niedersachsen regierende SPD in die
Verantwortung. "Dieser Hinweis zeigt, dass einige offenbar nicht
begriffen haben, dass in Deutschland Gesetze gelten. Dass die Behörden
in Niedersachsen offenbar in einer Parallelwelt leben, wirft auch ein
Schlaglicht auf SPD-Ministerpräsident Weil", so Wagenknecht.
"Abschiebungen sind für den Betroffenen hart. Aber das Asylrecht gilt
für Verfolgte und darf keine Einladung an die halbe Welt sein, sich nach
Deutschland aufzumachen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur