Versicherungsmathematiker kritisiert Lindners Altersvorsorgedepot
Archivmeldung vom 18.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein sieht in dem Entwurf zum Gesetz für das geplante Altersvorsorgedepot eine Benachteiligung für Anbieter von Fonds oder ETFs - und Vorteile für Lebensversicherer. "Das Gesetz sieht vor, dass nur Produkte, die wie Lebensversicherungen kalkuliert sind, für die Auszahlphase verwendet werden können", sagte Kleinlein den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Auszahlpläne, die zum Beispiel auf Fonds oder ETFs basieren und eine
andere Kostenkalkulation vorsehen, wären dann nicht möglich. "Durch die
Hintertür bleibt damit der Verrentungszwang bestehen", befürchtet er.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will laut Entwurf, dass
Versicherte, die freiwillig mit einem Altersvorsorgedepot vorsorgen,
künftig zu Beginn der Auszahlungsphase zwischen einer lebenslangen
Leibrente und einem befristeten Auszahlungsplan bis zum 85. Lebensjahr
wählen können.
Kleinlein, der bis September 2022 Vorstandschef
des Bundes der Versicherten (BdV) war, schrieb in seiner Stellungnahme
zum Gesetzentwurf, über den die Funke-Zeitungen berichten, hingegen,
praktisch würden Formulierungen im Gesetzentwurf de facto andere
Anbieter außer Lebensversicherer in der Auszahlphase ausschließen.
Kleinlein
hält darüber hinaus weitere Formulierungen im Gesetzestext für wenig
verbraucherfreundlich. Das betrifft zum Beispiel Transparenzpflichten
für die Versicherungsanbieter. "Wer sich für eine Versicherungsrente
entscheidet, der sollte auch erfahren, wie die Rente kalkuliert ist,
also welche Lebenserwartung ihm unterstellt wird. Solche Informationen
fehlen aber noch immer, auch im neuen Gesetz", sagte er.
Bei
einer Leibrente sind Lebensversicherer grundsätzlich verpflichtet, die
Auszahlung bis zum Tode zu gewähren. Häufig rechnen sie daher
konservativ und legen eine höhere Lebenserwartung an, als gemeinhin
erwartet wird. "Daher ist dringend darauf zu achten, dass hinreichend
Informationen über die Auswirkung des Ansatzes der Langlebigkeit an die
Kunden gegeben werden", so Kleinlein in seiner Stellungnahme.
Der
Fachmann zog unterm Strich ein gemischtes Fazit mit Blick auf den
Gesetzentwurf: "Gut gedacht, in wichtigen Details schlecht gemacht. Böse
Zungen könnten behaupten, die Versicherungswirtschaft hat beim Gesetz
mitgeschrieben."
Lindner will die private Altersvorsorge mit
einem staatlich geförderten Depot unterstützen. Einen ersten
Gesetzentwurf hat sein Haus dafür kürzlich vorgelegt. Das neue
Altersvorsorgedepot soll Kapitalmarktanlagen künftig mit einer
staatlichen Förderung ermöglichen. 600 Euro Grundzulage statt bislang
175 Euro im Jahr sind möglich, wenn man selbst 3.000 Euro einzahlt, dazu
kommen steuerliche Vorteile.
Quelle: dts Nachrichtenagentur