SPD und FDP kritisieren Brantner nach Merz-Lob
Die SPD weist die Kritik an der Ukraine-Politik von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) durch Grünen-Chefin Franziska Brantner zurück. Brantner hatte der "Bild am Sonntag" gesagt, dass die Unterstützung der Ukraine mit einem Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) deutlicher sei, als unter dem amtierenden Kanzler Scholz.
"Dass sich Frau Brantner da bloß nicht täuscht: Bei Taurus ist Herr Merz
ja auch auf die Linie des Kanzlers eingeschwenkt", sagte Nils Schmid,
außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, der "Welt"
(Montagsausgabe). Scholz lehnt eine Lieferung der
Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine ab. "Die Deutschen schätzen die
besonnene Vorgehensweise des Kanzlers", so Schmid. Die Sozialdemokraten
stünden weiterhin zur militärischen Unterstützung der Ukraine.
"Militärhilfe und Diplomatie sind eben kein Widerspruch."
Die
Liberalen sehen in Brantners Worten erste Anzeichen für eine
Zusammenarbeit nach der Bundestagswahl. "Das ist eine deutlich
erkennbare Charme-Offensive der Grünen in Richtung CDU/CSU auf ganzer
Linie, zur Vorbereitung einer schwarz-grünen Koalition", sagte Michael
Link, stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender.
Es bleibe
abzuwarten, ob Grüne und Union die Ukraine im Bundestag wirklich
entschlossen unterstützten, etwa durch die Lieferung von
Taurus-Marschflugkörpern. "Solche Maßnahmen können nicht bis nach der
Bundestagswahl warten, denn Putin schläft nicht", so Link. Dass Scholz
die Taurus-Lieferungen ausschließt, spiele "Putins Kriegskurs in die
Hände". Eine Niederlage der Ukraine hätte schwere Folgen für EU und
Nato.
Aus der Opposition kommen harte Vorwürfe an die
Grünen-Chefin. "Die Grünen sind keine Friedenspartei", sagte AfD-Chefin
Alice Weidel. Die AfD geht auf Distanz zur militärischen Unterstützung
des von Russland überfallenen Landes. "Die Eskalationsspirale im
Ukrainekonflikt muss endlich durchbrochen werden", so Weidel. "Dafür
braucht es Diplomatie statt immer verheerenderer Waffen." Die deutsche
Bundesregierung solle etwaige Initiativen zur Beendigung des Krieges
durch den künftigen US-Präsidenten Donald Trump unterstützen, anstatt
dies zu "untergraben", sagte Weidel. "CDU und Grüne sind auf einem
gefährlichen Irrweg unterwegs."
Auch die Linke griff die Grünen
scharf an. "Durch diese Äußerungen demaskieren sich die Grünen endgültig
als Partei des Krieges", sagte Christian Görke, Erster
Parlamentarischer Geschäftsführer der Linken-Gruppe im Bundestag. "Mit
der ehemaligen Friedenspartei an der Seite wird Friedrich Merz, sofern
er Kanzler werden sollte, seine Waffenlieferungs- und
Kriegsverlängerungspolitik nach der anstehenden Bundestagswahl ohne
große parlamentarische Widerstände in die Tat umsetzen können."
Im
Gegensatz zu den Grünen setze die Linke sich für "sofortige
Verhandlungen statt einer weiteren Eskalation" des Krieges ein, sagte
Görke der "Welt". Das Leiden der Menschen durch diesen "furchtbaren, von
Russland angezettelten, völkerrechtswidrigen Krieg" müsse beendet
werden, sagte Görke. "Gerd Bastian und Petra Kelly werden sich im Grab
umdrehen angesichts der Entwicklung der Grünen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur