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Islamkonferenz: Muslime reagieren reserviert auf de Maizières Pläne

Archivmeldung vom 23.01.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.01.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Thomas de Maizière (2012)
Thomas de Maizière (2012)

Foto: Flickr upload bot
Lizenz: CC-BY-2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Vertreter der Muslime in Deutschland haben reserviert auf die Ankündigungen von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) reagiert, die Islamkonferenz in der bisherigen Form nicht erhalten zu wollen. Der Innenminister hatte die muslimischen Verbände für den 27. Januar zu einem Gespräch eingeladen. "Aber es stand nicht drin, dass es um die Islamkonferenz gehen sollte", sagte Yilmaz Kahraman, Bildungsbeauftragter der Alevitischen Gemeinde Deutschland, der "Welt".

Kahraman vertrat die Aleviten in den beiden vergangenen Jahren in der Islamkonferenz. "Die Einladung zum Gespräch nehmen wir natürlich gern an." Mit der Arbeit der Islamkonferenz sei er unzufrieden, so Kahraman. Wer Bilanz ziehe, erkenne schnell, dass die Arbeit wenig produktiv gewesen sei. "Wir hätten erwartet, dass man handlungsfähig ist, dass man in der Praxis sieht, was die Konferenz gebracht hat", sagte Kahraman. "Was ist denn das Ergebnis? Was ist das Produkt der Islamkonferenz? Wie spiegelt sich das, was wir diskutiert haben, in der Gesellschaft", fragte er.

Wie Kahraman zeigte sich auch der Vorsitzende des Islamrates, Ali Kizilkaya, mit den bisherigen Ergebnissen der Islamkonferenz wenig zufrieden. "Nach einem halben Jahrhundert muslimischen Lebens in Deutschland hätten wir weiter sein müssen", sagte er der "Welt". Darum sei er auch wenig überrascht, dass de Maizière nun über eine andere Form nachdenke. "Wir brauchen einen differenzierten Umgang miteinander", sagte Kizilkaya. "Es ist an der Zeit, einen ergebnisorientierten und von gegenseitigem Respekt getragenen Weg zu gehen."

Deutlich zurückhaltender äußerte sich der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Ayman Mazyek. Er wolle den kommenden Montag erst einmal abwarten, "wo wir ergebnis- und formoffen auf Augenhöhe miteinander sprechen". "Ich hoffe, dass wir partnerschaftlich ein Agendasetting abstimmen."

Der Sprecher der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), Bekir Alboga, begrüßte das Gesprächsangebot. Er ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass er den Dialog mit de Maizères Amtsvorgänger Hans-Peter Friedrich (CSU) für unbefriedigend hielt. "Den ehemaligen Innenminister hielten die Teilnehmer der Islamkonferenz in ihrer Mehrheit für solch einen Austausch und Zusammenarbeit eher für nicht geeignet. Nicht zu vergessen jedoch: Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden waren keine Muslime", sagte Alboga, der auch Sprecher des Koordinationsrats der Muslime ist.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

Zentralrat der Muslime: Neuauflage der Islamkonferenz unter Bedingungen möglich

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, räumt einem Neustart der Islamkonferenz Chancen ein, allerdings unter Bedingungen. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Mazyek: "Ein Neustart ist möglich, wenn Inhalt und Form gemeinschaftlich abgestimmt werden."

Von der "Einrichtung einer ständigen und konstruktiven Dialog-und Gesprächsebene" zwischen Bund und muslimischen Vertretern könnten "beide Seiten und die Gesellschaft insgesamt nur dann profitieren, wenn sie partnerschaftlich und vertrauensvoll geführt" werde, fügte Mazyek hinzu. Dabei sei die Frage, ob die Konferenz weiter unter dem Namen Islamkonferenz firmieren solle, zweitrangig. "Wichtig ist, was hinten rauskommt, wenn ich das mal so salopp sagen darf, und nicht, welche Überschrift wir der Sache geben", so Mazyek.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte laut Medienberichten eine Wiederbelebung der auf Eis liegenden Islamkonferenz ins Gespräch gebracht. Diese solle in einer neuen Form stattfinden und müsse auch nicht unbedingt Islamkonferenz heißen, zitierte die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" den Minister. Demnach will de Maizière noch im Januar muslimische Verbände zu Gesprächen einladen. Die Islamkonferenz war 2006 von dem damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble initiiert worden. Ziel war es, den Austausch von Muslimen und Staat zu fördern. Nach Differenzen um Inhalt und Ausrichtung der Treffen hatten mehrere Verbände, darunter der Zentralrat der Muslime, die Teilnahme verweigert und eine Neuausrichtung gefordert. Hauptkritikpunkt war die zu starke Fokussierung auf Sicherheitsthemen.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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