CDU wirft Scholz Schönrechnen bei Verteidigungsetat vor
Archivmeldung vom 04.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićWeil die Bundeshilfen für die Ukraine sinken sollen und der Verteidigungsetat nur geringfügig erhöht wird, versucht die Bundesregierung offenbar mit anderen Haushaltsmitteln das Nato-Ziel zu erfüllen, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben.
Im kommenden Jahr sollen neben 53,25 Milliarden Euro aus dem
Verteidigungshaushalt und 21,96 Milliarden aus dem Sondervermögen
Bundeswehr auch die Summe von 14,21 Milliarden Euro aus anderen
Bereichen des Haushalts einberechnet werden.
Das geht aus einer
Regierungsantwort an den CDU-Haushaltspolitiker Ingo Gädechens hervor,
über die die "Süddeutsche Zeitung" (Mittwochausgaben) berichtet. Mit
insgesamt 89,42 Milliarden Euro werde 2025 der Anteil der
Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt "bei rund 2,05 Prozent
liegen".
Einberechnet werden der Regierungsantwort zufolge unter
anderem auch Schuldzinsen des Bundes. Aber die genauen Details gelten
als eingestufte, also geheime Information. Dem Vernehmen nach wird
geprüft, künftig auch Kosten für die Verkehrsinfrastruktur einzubeziehen
- da etwa über Autobahnen Truppentransporte laufen können.
Gegenüber
der SZ betonte das Verteidigungsministerium, die Bundesregierung prüfe
und lege entsprechend der Nato-Kriterien fest, welche Ausgaben als
Verteidigungsausgaben zu berücksichtigen sind und der Nato gemeldet
werden. Die Militärhilfen für die Ukraine sollen von 7,5 Milliarden Euro
im laufenden Jahr auf vier Milliarden Euro sinken - dafür soll es
zusätzliche internationale Milliardenhilfen aus Zinserlösen
eingefrorener russischer Vermögen geben. Dadurch fehlen aber auch Gelder
für die Nato-Quote, zudem wird auch das Sondervermögen nicht mehr
anzurechnen sein, wenn es verbraucht ist.
Ingo Gädechens,
Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion für den Verteidigungshaushalt,
sagte der SZ, Kanzler Olaf Scholz (SPD) müsse darlegen, wie er künftig
das Zwei-Prozent-Ziel erreichen wolle. Das hier sei ein Beispiel, wie
Scholz Politik mache: "Er verspricht irgendetwas ins Blaue hinein und
danach müssen die Regierungsbeamten die Zahlen so zurechtbiegen, dass
die Kanzler-Versprechungen zumindest scheinbar eingehalten werden." Aber
wie Deutschland die Verteidigungsausgaben nach Nato-Kriterien
schönrechne, werde immer grotesker. So werde Deutschland "auch von
Kreditzinsen verteidigt".
Und weil die Ampel die Ukraine-Hilfen
bis 2028 weiter zurückfahren wolle, müssten jetzt weitere Geldtöpfe
gesucht werden. "Neuerdings sollen jetzt auch deutsche Autobahnen
verteidigungsrelevant sein - obwohl die Bundesregierung nach eigener
Aussage keinen blassen Schimmer hat, in welchem Umfang unsere Autobahnen
überhaupt verteidigungsrelevant sind."
Es gehe dem Kanzler nicht
darum, dass die Bundeswehr vernünftig finanziert und das Land wehrhaft
werde. "Sonst würde er dafür die Finanzmittel zur Verfügung stellen, die
die Bundeswehr dringend braucht. Dem Kanzler geht es nur um einen
falschen Schein."
Quelle: dts Nachrichtenagentur