Wissler kritisiert Tomahawk-Stationierung scharf
Archivmeldung vom 11.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićLinken-Chefin Janine Wissler hat die geplante Stationierung von US-Raketen des Typs Tomahawk in Deutschland scharf kritisiert. "Das Problem ist, dass es ein nächster gefährlicher Schritt zu einem neuen Wettrüsten ist", sagte Wissler dem TV-Sender "Welt" am Donnerstag.
Es sei klar, dass der Kreml mit militärischen Drohungen und Aufrüstung
regieren werde. Das führe "zu einem neuen Kalten Krieg", befürchtet
Wissler. "Das ist einfach eine Aufrüstungsspirale, in der wir uns dann
befinden, die die Welt nicht sicherer macht, sondern - ganz im Gegenteil
- die die Welt gefährlicher macht." Die Stationierung von
US-Langstreckenraketen in Deutschland gefährde ihrer Ansicht nach die
Sicherheit. "Dort droht man selber auch zur Zielscheibe zu werden und
eben nächste Reaktionen auch wieder auszulösen."
Gerade im
Kontext einer möglichen Wiederwahl von Ex-US-Präsident Donald Trump im
Herbst sei die Stationierung von US-Raketen in Deutschland ein Risiko.
Wissler erinnerte daran, dass es "durchaus sein könnte, dass solche
Waffensysteme dann auch unter Kontrolle eines Präsidenten Trump stehen".
Das werde die nächsten Schritte in Russland nach sich ziehen, so die
Linkenpolitikerin. "Das ist doch ein Wettrüsten, bei dem überhaupt
niemand gewinnen kann."
Wissler hält es "für einen schweren
Fehler, dass die Ampel nicht nur einwilligt, sondern es auch noch
begrüßt", dass US-Waffen hier stationiert werden. Mit einem
US-Präsidenten Trump "muss man sich überlegen, was das auch für die
Sicherheit bedeuten könnte". Sie sehe den Schritt deshalb nicht als eine
Vergrößerung der Sicherheit, sondern "als enormes Sicherheitsrisiko".
Wissler
vermisst in der Diskussion um die auch nuklear bestückbaren
Tomahawk-Marschflugkörper die Friedensbewegtheit von SPD und Grünen der
70er und 80er Jahre, in denen es "eine sehr breite Friedensbewegung gab,
die sich sehr klar dagegengestellt hat", Raketen der USA oder Russlands
in Europa zu stationieren. "Ich erinnere mich an Zeiten, wo die Grünen
und auch große Teile der SPD selber gegen Atomwaffen waren und man
gefordert hat, den Atomwaffenverbotsvertrag endlich zu unterschreiben",
sagte sie. "Und jetzt spricht eine grüne Außenministerin selbst für
nukleare Abschreckung."
Das Problem sei, "dass bei der heutigen
Entwicklung von Waffensystemen klar ist, dass ein militärischer Konflikt
zwischen Deutschland und Russland, zwischen der EU und Russland oder
der Nato und Russland potenziell die Auslöschung der gesamten Menschheit
bedeuten würde", so Wissler. "Deshalb sollten wir nicht darüber reden,
wie wir immer mehr Raketen stationieren, sondern wie wir uns auf den
sehr viel schwierigeren Weg machen, nämlich zu Friedensverhandlungen, zu
gegenseitigen Sicherheitsgarantien."
Quelle: dts Nachrichtenagentur