Gewaltenteilung ade? Das Ende der Demokratie ...
Archivmeldung vom 28.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Piratenpartei Deutschland kritisiert den vorliegenden Entwurf zum BKA-Gesetz scharf und lehnt diesen in seiner jetzigen Form ab. Das Gesetz zerstört das Fundament unserer Demokratie.
Mit dem Entwurf des BKA-Gesetzes setzt sich ein besorgniserregender
Trend in der aktuellen Gesetzgebung fort. Nicht nur, dass bei
Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts der Sinn außer Acht
gelassen wird und messerscharf mit den Buchstaben jongliert wird:
Bereitwillig wird jedes seit Jahrzehnten garantierte Grundrecht auf den
Prüfstand des „internationalen Terrors“ gestellt und so weit wie irgend
möglich beschnitten.
Das Gesetz regelt unter anderem den "verdeckten Eingriff in
informationstechnische Systeme", die sogenannte Online-Durchsuchung.
Dabei werden die strengen Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts dreist
umschifft. Das Gesetz enthält Hintertüren, mit denen selbst ohne
konkrete Gefahr und ohne richterlichen Beschluss auf IT-Systeme
zugegriffen werden kann. Das hat nichts mehr mit Demokratie zu tun. Das
ist Demontage, Stück für Stück.
Besondere Sorge bereite der Piratenpartei, so Dirk Hillbrecht,
Vorstandsmitglied im niedersächsischen Landesverband, die
Sorglosigkeit, mit der der Schutz grundlegender Rechtsgüter ausgehebelt
werden soll. "Das Bundesverfassungsgericht hat gerade erst
klargestellt, dass Informationstechnik wie Computer und Telefone einen
besonderen Schutz genießen. Die Minister sollten sich die Frage
stellen, ob unter dieser Maßgabe überhaupt auf Grund bloßer Vermutungen
präventiv in solche Systeme eingegriffen werden darf. Stattdessen wird
über diese Überlegungen hinweg getrampelt und die Onlinedurchsuchung
als unumstößliches Faktum hingestellt. Damit es niemand merkt, macht
man sie noch 'heimlich'. Schöne neue Welt."
"Entsetzt" ist Bastian Grundmann, Generalsekretär der Piratenpartei
Deutschland, über die vorgesehene Selbstkontrolle des BKA. "Erhobene
Daten sind unverzüglich von zwei Bediensteten des Bundeskriminalamtes,
von denen einer die Befähigung zum Richteramt hat, auf
kernbereichsrelevante Inhalte durchzusehen", heißt es im
Gesetzesentwurf. "Hier wird die Gewaltenteilung faktisch aufgehoben.
Weitreichende Beschattungsmaßnahmen können ohne richterliche Kontrolle
durchgeführt und eine Information der Betroffenen im Nachhinein kann
unter fast beliebigen Gründen unterlassen werden.", so Grundmann.
Aber nicht nur die Online-Durchsuchung schockiert die PIRATEN. Das
gesamte Gesetz ist durchzogen von demokratischen Undenkbarkeiten. Das
BKA erhält grenzenlose Befugnis, Dinge zu beschlagnahmen, Menschen zu
verweisen, vorzuladen und auszuspionieren, Daten zu sammeln und
weiterzugeben. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Und immer
wieder werden lebenswichtige demokratische Kontrollfunktionen außer
Kraft gesetzt.
"Diese Taktik durchzieht das gesamte Gesetz. Durch unklare, schwammige
Formulierungen werden die extremen Inhalte geschönt", kritisiert Walter
Schmitt von der Piratenpartei Hessen, der sich eingehend mit dem
Entwurf befasst hat. "Das Gesetz hat eine sehr unübersichtliche
Struktur. Die fatalen Zusammenhänge werden durch Querverweise stark
verschleiert.", so Schmitt weiter. "Dieses Gesetz in seiner Gesamtheit
zu verstehen ist eine Herausforderung. Ob sich dieser jeder
Parlamentarier stellen wird, ist fraglich."
Wir appellieren daher an alle, in den etablierten Parteien verbliebenen
Demokraten, das Gesetz nicht einfach abzunicken, sondern sich kritisch
damit auseinanderzusetzen und jenseits der Buchstaben die Intention des
Entwurfs zu hinterfragen.
Quelle: Piratenpartei Deutschland