ZDF-Politbarometer Extra Bayern Oktober 2018: CSU weiter im Tief
Archivmeldung vom 05.10.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuch gut eine Woche vor der Landtagswahl in Bayern bleibt die CSU in ihrem Stimmungstief und muss mit sehr starken Verlusten bei der Wahl rechnen, während die Grünen erstmals in Bayern zweitstärkste Partei werden könnten. Der SPD droht das schlechteste Ergebnis seit 1946. Die AfD dürfte erstmals und die Freien Wähler zum dritten Mal in den Landtag einziehen. Die FDP liegt aktuell etwas über und die Linke etwas unter der Fünf-Prozent-Grenze.
Wenn schon am nächsten Sonntag gewählt würde, dann ergäben sich die folgenden Projektionswerte: Die CSU käme zurzeit auf 35 Prozent (unverändert im Vergleich zu vor zwei Wochen), die SPD auf 12 Prozent (minus 1), die Freien Wähler auf 10 Prozent (minus 1), die Grünen auf 18 Prozent (unverändert), die FDP auf 5,5 Prozent (plus 0,5), die Linke auf 4,5 Prozent (plus 0,5) und die AfD auf 10 Prozent (unverändert). Die anderen Parteien lägen zusammen bei 5 Prozent (plus 1). Damit hätte praktisch nur eine Regierung aus CSU und Grünen bzw. aus CSU und SPD eine Mehrheit. Bei der letzten Landtagswahl 2013 war die CSU auf 47,7 Prozent gekommen, die SPD auf 20,6 Prozent, die Freien Wähler auf 9,0 Prozent, die Grünen auf 8,6 Prozent, die FDP auf 3,3 Prozent, die Linke auf 2,1 Prozent und die anderen Parteien zusammen auf 8,7 Prozent.
Diese Projektionswerte geben lediglich das Stimmungsbild für die Parteien zum jetzigen Zeitpunkt wieder und stellen keine Prognose für den Wahlausgang dar. Grundsätzlich sind bei diesen Werten auch die statistischen Fehlerbereiche von Umfragen zu berücksichtigen, weshalb ein Scheitern der Linken oder der FDP an der Fünf-Prozent-Hürde nicht auszuschließen ist. Darüber hinaus kann es bis zum Wahlsonntag für die verschiedenen Parteien durch unterschiedliche Mobilisierungserfolge noch zu entscheidenden Veränderungen kommen. Zudem wissen zurzeit 50 Prozent noch nicht sicher, wen oder ob sie wählen wollen.
Landes- und Bundespolitik: Als wichtiger für ihre aktuelle Wahlabsicht nennen jetzt 58 Prozent (Sept.: 54 Prozent) die Landespolitik und 38 Prozent (Sept.: 42 Prozent) die Bundespolitik. Vor der letzten bayerischen Landtagswahl 2013 war nur für 32 Prozent die Bundespolitik entscheidend (Landespolitik: 65 Prozent).
Gewünschte/r Ministerpräsident/-in: Bei der Frage, wen man lieber als Ministerpräsident/-in hätte, wird CSU-Amtsinhaber Markus Söder von 54 Prozent (plus 4 im Vergleich zu vor zwei Wochen) gegenüber der SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen bevorzugt, für die sich 24 Prozent (minus 2) aussprechen (11 Prozent kennen Kohnen nicht). Im Vergleich mit dem Spitzenkandidaten der Grünen, Ludwig Hartmann, liegt Söder mit 48 Prozent (plus 6) gegenüber 19 Prozent (unverändert) vorne, allerdings geben 23 Prozent an, dass sie Hartmann nicht kennen und deshalb die Frage nicht beantworten wollen.
Spitzenpolitiker: Bei der Frage, was die Bayern von führenden Politikern halten, kann sich Ministerpräsident Markus Söder etwas verbessern: Er erhält jetzt auf der Skala von plus fünf bis minus fünf einen vergleichsweise schwachen Durchschnittswert von 0,5 (Sept.: 0,3), während der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer mit minus 1,1 (Sept.: minus 0,6) weiter abstürzt. Auch Angela Merkels Wert hat sich mit 0,3 (Sept.: 0,6) verschlechtert. Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wird mit 0,7 und Natascha Kohnen (SPD), deren Bekanntheitsgrad sich deutlich verbessert hat, mit 0,5 beurteilt. Entsprechende Bewertungen für Politiker/innen anderer Parteien sind nicht ausweisbar, da diese zum Teil bei deutlich mehr als der Hälfte der Wahlberechtigten nicht bekannt sind.
Koalitionspräferenzen: Eine neuerliche absolute Mehrheit für die CSU wird mehrheitlich klar abgelehnt: Nur 31 Prozent aller Befragten fänden eine CSU-Alleinregierung gut (schlecht: 53 Prozent; der Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "egal" oder "weiß nicht"). 48 Prozent fänden eine Koalition aus CSU und Grünen gut (schlecht: 33 Prozent). Eine Regierung aus CSU und Freien Wählern unterstützen 45 Prozent, 25 Prozent lehnen sie ab. Keine mehrheitliche Zustimmung fände eine Regierung aus CSU und SPD (gut: 32 Prozent; schlecht: 46 Prozent).
Wichtigste Themen und Kompetenzen: Bei den aktuell wichtigsten Problemen in Bayern liegt das Thema "Flüchtlinge/Asyl" mit 34 Prozent auf Platz eins, gefolgt von "Wohnungsmarkt/Mieten" (23 Prozent) und "Schule/Bildung" (10 Prozent). Während die CSU beim Thema Wirtschaft eine kaum bestrittene Kompetenz besitzt, fällt ihr Vorsprung bei den Themen "Flüchtlinge/Asyl" und "Schule/Bildung" deutlich geringer aus. Beim zweitwichtigsten Thema "Wohnungsmarkt/Mieten" liegen CSU und SPD in der Kompetenzbeurteilung sogar fast gleichauf.
Die Umfrage zu diesem Politbarometer Extra wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 1. bis zum 4.10.2018 unter 1.122 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Bayern telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die dortige wahlberechtigte Bevölkerung. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent gut +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent gut +/- zwei Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer Extra zu Bayern sendet das ZDF am Donnerstag, 11. Oktober 2018, im "heute journal".
Quelle: ZDF (ots)