Helmut Schmidt: "Die Besserwisserei des Westens ist von Übel"
Archivmeldung vom 25.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBeim ZEIT Forum der Literatur am 24. September im Hamburger Thalia Theater hat Helmut Schmidt dazu aufgefordert, die rasante wirtschaftliche Entwicklung Chinas mit Respekt zu behandeln und nicht in Panik zu verfallen.
"Das
führt zu Animositäten und Feindschaft. Aus Angst entsteht jedoch
keine Entwicklung und kein technischer Fortschritt". Man dürfe China
auch nicht für die Probleme in Deutschland und Europa verantwortlich
machen: "An der Arbeitslosigkeit haben wir selbst schuld". Diese
Maßstäbe, so Schmidt, gelten aber nicht nur für China, sondern z. B.
auch für die mehr als 1,3 Milliarden Muslime: "Die Besserwisserei des
Westens ist von Übel".
Im Gespräch mit Frank Sieren, China-Korrespondent der
WirtschaftsWoche, erzählte Schmidt, warum China ihn fasziniert und
was er bei seinen zahlreichen Besuchen dort erlebt hat. Anlass war
die Buchvorstellung von "Nachbar China", das Helmut Schmidt gemeinsam
mit Frank Sieren verfasst hat. Moderiert wurde das Gespräch von
Matthias Naß, Stellvertretender Chefredakteur DIE ZEIT.
Helmut Schmidt warnte davor, für China dieselben Maßstäbe
anzulegen wie für Europa. Die kulturellen Gegebenheiten und die
Geschichte beider Kulturen seien nicht miteinander zu vergleichen.
Der deutschen Außenpolitik stellt Schmidt ein gutes Zeugnis aus. Man
habe sich gegenüber China immer vernünftig benommen. Nichts habe er
jedoch von der offenen Kritik Merkels während ihres China-Besuchs
gehalten. Es sei nicht besonders Erfolg versprechend, wenn "eine
Kanzlerin sich hinstellt und den Umgang mit den Menschenrechten
kritisiert".
Die Olympischen Spiele 2008 hätten für China große Bedeutung, so Sieren. "Sie werden dazu beitragen, dass noch mehr Menschen erkennen, wie weit das Land schon ist." An einen Rückschritt Chinas glaubt Sieren nicht. Alle Zeichen stünden auf weitere wirtschaftliche Entwicklung. Helmut Schmidt sieht hingegen ein Problem in einem "ideologischen Vakuum", da die kommunistische Ideologie unanwendbar geworden sei. Es gebe aber keine Religion oder eine andere politische Ideologie, die dies ausfüllen könne.
Quelle: Pressemitteilung DIE ZEIT