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Deutsche sollen im Kriegsfall in präparierten Kellern Schutz finden

Archivmeldung vom 03.06.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.06.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Erdkeller (Symbolbild)
Erdkeller (Symbolbild)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Bevölkerung in Deutschland soll im Fall militärischer Angriffe nicht in erster Linie in Großbunkern geschützt werden, sondern in dafür präparierten Kellern. Das geht aus dem "Sachstandsbericht zur Entwicklung eines modernen Schutzraumkonzepts" hervor, über den der "Spiegel" berichtet und bei der Innenministerkonferenz Mitte des Monats in Potsdam beraten werden soll.

Erarbeitet haben die Empfehlungen Experten des Bundesinnenministeriums, des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. "Gegen moderne Präzisionswaffen, die gezielt einzelne kriegsrelevante Objekte zerstören und bei deren Angriff nur wenige Minuten Vorwarnzeit verbleiben, sind zentral gelegene öffentliche Schutzräume für mehrere Hundert oder Tausend Menschen keine geeignete Schutzmaßnahme", heißt es in dem Papier. 

Die größte Gefahr für die Zivilbevölkerung stellen aus Sicht der Experten "die sogenannten Kollateralschäden dar, die zu Personenschäden in der Zivilbevölkerung insbesondere durch Trümmer- und Splitterflug oder durch die Druckwelle einer Explosion führen". Räume unterhalb der Erdoberfläche oder im Inneren von Gebäuden würden "bereits heute vor einem Teil der anzunehmenden Gefahren" schützen. "Um die Schutzwirkung nochmals zu verbessern, kann auf freiwilliger Basis und mit einfachen, ohne handwerklichen Sachverstand ausführbaren Maßnahmen eine `Härtung` insbesondere von Kellerräumen erreicht werden", heißt es in dem Papier. Die Experten erwähnen hier als Beispiel das "provisorische Abdeckung von Kellerfenstern und -öffnungen". 

Ziel müsse es sein, "eine größtmögliche Zahl Baulicher Selbstschutzräume (BSR)" zu schaffen. Darüber hinaus müssten "zumindest in Ballungsräumen" Schutzmöglichkeiten für diejenigen angeboten werden, "die unterwegs von einem militärischen Angriff überrascht werden". Geeignet dafür seien Räume in öffentlichen Gebäuden, Kaufhäusern, Tiefgaragen, U-Bahnstationen, Tunneln oder noch vorhandene Bunker. Wo diese "öffentlichen Schutzräume" (ÖSR) liegen - darüber könnte laut Bericht über Schilder und Apps informiert werden. Präzision und Wirksamkeit heutiger Waffensysteme seien jedoch "so groß, dass ein Direkttreffen jegliche Art von Schutzraum zerstören könnte", heißt es in dem Bericht ausdrücklich. 

Zum Bedrohungsszenario führen die Experten aus: "Anders als im Zweiten Weltkrieg sind keine flächendeckenden Bombardements zu erwarten, mittels derer ganze Städte großflächig zerstört werden". Auszugehen sei von punktuellen Angriffen auf gewählte Ziele. Damit meinen die Experten "verteidigungswichtige Anlagen", Regierungs- und Verwaltungsgebäude so wie "weitere kritische Infrastrukturen". Zu Zeiten des Kalten Kriegs hatte es im Westen des Landes rund 2.000 solcher Bunker gegeben, 579 davon sind derzeit noch für Zivilschutzzwecke bestimmt. Dort könnten etwa 470.000 Menschen Zuflucht finden. Um rund 85 Millionen Einwohner zu schützen, rechnen die Experten vor, müssten circa 210.100 größere Bunker gebaut werden. Die Gesamtkosten dafür kalkulieren sie auf 140,2 Milliarden Euro. In Finnland und der Schweiz gibt es laut Bericht entsprechende Bunkerplätze für 85 beziehungsweise "fast 100 Prozent" der Bevölkerung.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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