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Grüne fordern Nennung von 256 DDR-Parlamentariern in Bundestags-Kunstwerk

Archivmeldung vom 18.03.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.03.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Eingang zur Volkskammer an der Nordseite des Palastes der Republik (1990)
Eingang zur Volkskammer an der Nordseite des Palastes der Republik (1990)

Foto: Hamburgos
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Mehrere Grünen-Bundestagsabgeordnete setzen sich dafür ein, dass 30 Jahre nach den am 18. März 1990 stattgefundenen Wahlen zur letzten Volkskammer 256 Abgeordnete dieses frei gewählten DDR-Parlaments in einem Bundestags-Kunstwerk namentlich genannt werden.

Die Abgeordnetengruppe um den Initiator Stefan Gelbhaar, Grünen-Chefin Annalena Baerbock und Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt schlage dafür in einem Brief an das Bundestagspräsidium, über den die Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" berichten, einen Ideenwettbewerb vor. Sie beziehen sich auf die Installation "Archiv der deutschen Abgeordneten" des französischen Künstlers Christian Boltanski, die 5.000 Namen frei gewählter deutscher Abgeordneter von 1919 bis 1999 verzeichnet. 256 Namen von Parlamentariern fehlen - darunter sind Persönlichkeiten wie die 2001 verstorbene Sozialdemokratin Regine Hildebrandt oder Jens Reich vom Neuen Forum.

Nach mehreren erfolglosen Bitten bei Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), das Fehlen zu korrigieren, sind seitens des Bundestags inzwischen die Internet-Präsentation des "Archives" angepasst und die zugehörigen Flyer modifiziert wurden. Den Grünen reicht das aber nicht. Sie kritisieren, dass bislang immer noch nicht darauf hingewiesen werde, dass die 256 "vergessenen" Abgeordneten der frei gewählten Volkskammer zu den demokratisch gewählten Abgeordneten gehören.

"Ein Jahr hatte der Künstler Christian Boltanski Zeit, sein Werk zu ergänzen", heißt es in dem Schreiben. "Ein Jahr hatten Sie Zeit, vor Ort eine Einordnung und Ergänzung vorzunehmen, ohne das Kunstwerk selbst zu verändern. Beides ist offensichtlich nicht geschehen", schreibt die Abgeordnetengruppe in dem Brief, über den die Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" berichten. Die Grünen schlagen deshalb vor, "einen künstlerischen Wettbewerb auszurufen, um im Umfeld des `Archives` die `vergessene` Wahl sowie die darob `vergessenen` Abgeordneten darzustellen und die Umstände des `Vergessens` aufzuarbeiten".

"Gerade die Wahl vom 18. März 1990 in der DDR hat eine für ganz Deutschland enorme geschichtliche Relevanz. Die Installation darf nicht weiter eine falsche Geschichte erzählen", sagte der Initiator Gelbhaar den Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland". Schäuble hatte bislang argumentiert, dass es sich beim "Archiv der deutschen Abgeordneten" um ein Kunstwerk und keine wissenschaftliche Arbeit handele. Am 5. April 1990 hatte sich die frei gewählte Volkskammer konstituiert.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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