ZDF-Politbarometer Dezember 2017: SPD legt zu - FDP verliert
Archivmeldung vom 08.12.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach dem für viele überraschenden Scheitern von Jamaika meinen jetzt 33 Prozent (Nov: 11 Prozent), dass das Thema "Regierungsbildung und Bundestagswahl" nach "Flüchtlinge/Asyl" mit 44 Prozent das zweitwichtigste Problem in Deutschland ist. In dieser Frage präferiert eine Mehrheit die Bildung einer Großen Koalition: Eine Regierung aus CDU/CSU und SPD fänden 47 Prozent aller Befragten gut und 36 Prozent schlecht (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden "egal" bzw. "weiß nicht").
Naturgemäß sehen die Anhänger der verschiedenen Parteien das ganz unterschiedlich: Am stärksten befürworten die Unions-Anhänger eine Große Koalition (gut: 71 Prozent; schlecht: 18 Prozent), eine mehrheitliche Unterstützung findet sie auch bei den SPD-Anhängern (gut: 52 Prozent; schlecht: 36 Prozent). Die Anhänger aller anderen Parteien sprechen sich mehrheitlich gegen eine Große Koalition aus.
Abgelehnt werden Neuwahlen (gut: 29 Prozent; schlecht 56 Prozent) ebenso wie eine CDU/CSU-Minderheitsregierung (gut: 30 Prozent; schlecht: 56 Prozent), von der 60 Prozent nicht glauben, dass damit Deutschland stabil regiert werden könnte.
Wozu wird es jetzt kommen? Die allermeisten (70 Prozent) glauben, dass es jetzt zu einer Großen Koalition kommen wird, 14 Prozent erwarten Neuwahlen und 11 Prozent halten eine CDU/CSU-Minderheitsregierung für die wahrscheinlichste Lösung. Dabei meinen 55 Prozent, dass eine neuerliche Große Koalition langfristig der CDU/CSU eher nutzen wird (wird schaden: 32 Prozent). Die Auswirkungen auf die SPD sehen hingegen 53 Prozent eher negativ (wird nutzen: 35 Prozent).
SPD-Parteitag
Am Donnerstag, 7. Dezember, hat der SPD-Parteitag nicht nur grünes Licht für "ergebnisoffene" Gespräche mit der Union gegeben, sondern auch Martin Schulz als SPD-Vorsitzenden wiedergewählt. Dass er die SPD erfolgreich in die Zukunft führen kann, glauben nur 28 Prozent aller Befragten, während 66 Prozent das bezweifeln. Die SPD-Anhänger sehen das jedoch deutlich anders: Hier erwarten 52 Prozent einen erfolgreichen Führungsbeitrag von Martin Schulz und nur 42 Prozent sind da eher pessimistisch.
TOP TEN
Auf der Liste der nach Meinung der Befragten zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker erleidet insbesondere der FDP-Vorsitzende Christian Lindner einen regelrechten Absturz. Wolfgang Schäuble liegt weiter auf Platz eins mit einem Durchschnittswert von 2,0 (Nov.: 2,0) auf der Skala von +5 bis -5. Platz zwei hält jetzt Winfried Kretschmann mit 1,5, der wieder neu in die TOP TEN gekommen ist. Knapp dahinter folgen mit nur ein paar Hundertsteln weniger Angela Merkel mit 1,5 (Nov.: 2,0) und Sigmar Gabriel mit 1,5 (Nov.: 1,2). Danach kommen Cem Özdemir mit 1,1 (Nov.: 1,2), Martin Schulz mit 0,6 (Nov.: 0,4), Ursula von der Leyen mit 0,5 (Nov.: 0,5), Christian Lindner mit nur noch 0,3 (Nov.: 1,1) und Sahra Wagenknecht mit 0,2 (Nov.: 0,1). Schlusslicht bleibt mit einem neuen persönlichen Tiefstwert von minus 0,4 (Nov.: minus 0,2) Horst Seehofer.
Projektion
Wenn am nächsten Sonntag bereits gewählt würde, dann käme die CDU/CSU auf 32 Prozent (minus 1) und die SPD auf 23 Prozent (plus 2). Die AfD erreichte 12 Prozent (plus 1), die FDP 8 Prozent (minus 2), die Linke 9 Prozent (unverändert), und die Grünen erhielten 12 Prozent (unverändert). Die anderen Parteien lägen zusammen unverändert bei 4 Prozent.
Positive persönliche Jahresbilanz
Ähnlich wie in den Vorjahren sagen 75 Prozent aller Befragten, dass 2017 für sie persönlich eher ein gutes Jahr war, für 22 Prozent war es ein schlechtes. Die meisten (62 Prozent) gehen davon aus, dass sich für sie im nächsten Jahr nicht so viel ändern wird, 33 Prozent erwarten, dass 2018 besser laufen wird, und nur 4 Prozent meinen, dass sich die Lage für sie verschlechtern wird.
Zukunft des Euro
Bei der jährlich erhobenen Frage, wie man die Zukunft des Euro einschätzt, sind 72 Prozent (2016: 60 Prozent) der Meinung, dass der Euro langfristig erfolgreich sein wird. Das ist ein bereits 2004 und 2006 erreichter Rekordwert. Nur 21 Prozent (2016: 33 Prozent) sind da eher skeptisch.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 5. bis zum 7. Dezember 2017 bei 1.353 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 34 Prozent, SPD: 29 Prozent, AfD: 8 Prozent, FDP: 7 Prozent, Linke: 8 Prozent, Grüne: 12 Prozent.
Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 19. Januar 2018.
Quelle: ZDF (ots)