Koalitionsarbeitsgruppe uneins bei Wehrpflicht und Entwicklungshilfe
Bei ihren Koalitionsgesprächen haben Union und SPD in der Arbeitsgruppe zu den Themen Verteidigung, Außenpolitik und Entwicklungshilfe keine Einigung über Grundsatzentscheidungen unter anderem zur Wehrpflicht und Zukunft des Entwicklungsministeriums erzielt. Das geht aus dem Abschlusspapier der Gruppe hervor, das an die sogenannte Steuerungsgruppe geschickt wurde und über das das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" berichtet.
So fordert die Union die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht, die SPD lehnt
das ab. "Die massive Bedrohungslage gebietet eine glaubwürdige
Abschreckung. Dazu ist ein konsequenter und rascher Aufwuchs unserer
Streitkräfte notwendig. Deswegen wird die Aussetzung der Wehrpflicht
beendet", lautet die Unions-Position. Die SPD-Linie ist dagegen: "Der
neue Wehrdienst soll auf Freiwilligkeit basieren. Wir werden dazu noch
in diesem Jahr die Voraussetzungen für eine Wehrerfassung und
Wehrüberwachung schaffen."
Strittig gestellt ist auch die Frage,
wie hoch die Verteidigungsausgaben in Zukunft sein sollen. Die Union
fordert eine Anhebung auf 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung, die SPD
will das konkrete Ziel offenlassen. Als geeint ist die Formulierung
markiert, die Investitionen in die Verteidigung müssten bis zum Ende der
Legislaturperiode "deutlich und stringent" steigen. Die Union möchte in
diesen Satz aber "in Richtung 3,5 Prozent des BIP" einfügen.
Meinungsverschiedenheiten
bestehen ferner über die Zukunft des Entwicklungsministeriums. Die
Union will das Ministerium in das Auswärtige Amt integrieren, die SPD
ist dagegen. Ziel der Integration sei es, "endlich Kohärenz in unserem
gesamten Außenhandeln - zwischen Außen-, Sicherheits- und
Entwicklungspolitik sowie der Außenwirtschaftsförderung - herzustellen",
schreibt die Union in dem Papier. "Wir werden den integrierten Ansatz
durch eine bessere Zusammenarbeit von AA, BMZ und BMVg stärken, kohärent
aufeinander abstimmen und entlang unserer Interessen ausrichten",
lautet dagegen die SPD-Position.
Umstritten ist auch die Höhe der
Entwicklungshilfe. Die Union will sie senken. "Aufgrund der
Notwendigkeit, den Haushalt zu konsolidieren, muss eine angemessene
Absenkung der ODA-Quote erfolgen", formuliert die Union mit Blick auf
die Höhe der Entwicklungshilfe gemessen an der Wirtschaftsleistung. "Wir
werden mindestens 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) für
öffentliche Entwicklungsleistungen (ODA-Quote) aufwenden", fordert
dagegen die SPD.
1970 hatte die UN-Generalversammlung eine
Resolution verabschiedet, die entwickelte Länder zur Bereitstellung von
0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts für Entwicklungsleistungen
aufforderte. 2015 wurde das Ziel auch in den UN-Entwicklungszielen
verankert.
Quelle: dts Nachrichtenagentur