ZDF-Politbarometer März I 2014: Einbußen für CDU/CSU - Zugewinne für SPD
Archivmeldung vom 14.03.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuf die Frage, welches Urteil sie ganz persönlich im Gerichtsverfahren wegen Steuerhinterziehung gegen Uli Hoeneß richtig fänden, antworteten 56 Prozent der Befragten diese Woche im Politbarometer mit "Gefängnisstrafe". Für eine Haftstrafe auf Bewährung waren 17 Prozent, 21 Prozent sprachen sich für eine Geldstrafe aus und nur 1 Prozent für einen Freispruch (weiß nicht: 5 Prozent).
Einen Rücktritt von Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern München halten mittlerweile 70 Prozent für angebracht. Im April 2013 waren es noch 44 Prozent und im November 2013 53 Prozent. Gut ein Fünftel (22 Prozent) ist der Meinung, Uli Hoeneß soll nicht zurücktreten (Apr. 2013: 45 Prozent, Nov. 2013: 35 Prozent), 8 Prozent können das nicht beurteilen. Deutlich angestiegen ist auch der Anteil der Befragten, die es falsch finden, dass Steuerhinterzieher, die sich selbst anzeigen, straffrei bleiben. Im April 2013 waren 58 Prozent gegen die strafbefreiende Wirkung einer Selbstanzeige, jetzt sind es 72 Prozent. Richtig finden diese gesetzliche Regelung noch 25 Prozent (April 2013: 40 Prozent), 3 Prozent äußern sich hierzu nicht (April 2013: 2 Prozent).
Krim-Konflikt: Nur gut ein Viertel für wirtschaftliche Sanktionen
Im Konflikt um das Vorgehen Russlands auf der Krim sind 44 Prozent dafür, dass die Europäische Union nur mit diplomatischen Mitteln auf Russland einwirkt. Wirtschaftliche Strafmaßnahmen gegenüber Russland, wie sie vonseiten der EU angekündigt werden, unterstützen nur 26 Prozent, und lediglich 3 Prozent sind für eine militärische Unterstützung der Ukraine. Insgesamt 25 Prozent finden, die EU solle sich da ganz raushalten, darunter mit 39 Prozent überdurchschnittlich häufig die Anhänger der Linken sowie mit 52 Prozent die Anhänger der AfD (weiß nicht: 2 Prozent). Mit 46 Prozent erwartet fast die Hälfte, dass wirtschaftliche Sanktionen gegenüber Russland stärker Deutschland schaden würden, 18 Prozent rechnen in einem solchen Fall mit einem größeren Schaden für Russland, und 36 Prozent können das nicht einschätzen. Eine Mehrheit von 60 Prozent glaubt, dass es letztlich zu einer Angliederung der zur Ukraine gehörenden Halbinsel Krim an das russische Staatsgebiet kommen wird, 25 Prozent glauben das nicht (weiß nicht: 15 Prozent). Sollte es tatsächlich eine solche Entwicklung geben, würden 8 Prozent dies begrüßen, 53 Prozent fänden eine Eingliederung der Krim in die Russische Föderation schlecht, und 31 Prozent wäre es egal (weiß nicht: 8 Prozent). Militärische Auseinandersetzungen wegen des Konflikts auf der Krim halten 57 Prozent für unwahrscheinlich, 36 Prozent aber befürchten eine solche Eskalation (weiß nicht: 7 Prozent).
Projektion: Einbußen für die Union - Zugewinne für die SPD
In der Politbarometer-Projektion verringert sich der Abstand zwischen CDU/CSU und SPD: Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würde die CDU/CSU zwei Punkte verlieren und auf 41 Prozent kommen, die SPD könnte einen Punkt zulegen auf 25 Prozent. Linke und Grüne kämen jeweils unverändert auf 10 Prozent, die FDP läge weiterhin bei 4 Prozent und die AfD ebenfalls konstant bei 4 Prozent. Die anderen Parteien erreichten zusammen 6 Prozent (plus 1).
Top Ten: Persönlicher Bestwert für Steinmeier
Nachdem die meisten Politiker und Politikerinnen auf der Top-Ten-Liste in Folge der Edathy-Affäre zuletzt Imageeinbußen hatten, können sich jetzt viele wieder verbessern. So auch Angela Merkel, die mit einem Durchschnittswert von 2,4 (Feb.: 2,1) die Liste weiterhin anführt. Neu auf Platz zwei ist Frank-Walter Steinmeier, der am stärksten zulegen kann und mit 2,1 (Feb.: 1,7) einen persönlichen Bestwert erzielt. Ihm folgt Wolfgang Schäuble mit 1,8 (Feb.: 1,9), der einen Rang abgibt. Ein klares Plus hat auch Ursula von der Leyen mit 1,1 (Feb.: 0,8). Danach kommen Sigmar Gabriel mit 1,0 (Feb.: 0,9) und Peer Steinbrück mit 0,7 (Feb.: 0,6). Thomas de Maizière bleibt bei 0,6, während Horst Seehofer sich leicht verschlechtert auf 0,4 (Feb.: 0,5) und Andrea Nahles sich deutlich verbessert auf 0,4 (Feb.: 0,1). Auf den letzten Platz fällt Gregor Gysi zurück mit einer Bewertung von 0,3 (Feb.: 0,5).
Europawahl: Spitzenkandidaten vielen unbekannt
Beide, Jean-Claude Juncker als europaweiter Spitzenkandidat für die Christdemokraten und Martin Schulz für die Sozialdemokraten, wollen nach der Europawahl EU-Kommissionspräsident werden. Mit 29 Prozent liegt Martin Schulz dabei in der Gunst der Befragten vor Jean-Claude Juncker, den 19 Prozent gern in diesem Amt sähen. 38 Prozent der Deutschen geben bei dieser Frage an, dass sie die Kandidaten nicht kennen, 8 Prozent wollen keinen von beiden, und 2 Prozent ist es egal, wer EU-Kommissionspräsident wird (weiß nicht: 4 Prozent). Mit 22 Prozent fällt das Interesse an der im Mai stattfindenden Wahl weiterhin sehr gering aus (Feb. 27 Prozent), 77 Prozent geben an, dass sie sich wenig oder gar nicht dafür interessieren (Feb. 72 Prozent). Wäre bereits am Sonntag Europawahl, sähe die Projektion wie folgt aus: Die CDU/CSU läge bei 38 Prozent (minus 2), die SPD bei 26 Prozent (plus 2), die Linke bei 8 Prozent (unverändert) und die Grünen bei 11 Prozent (minus 1). Die FDP erzielte 4 Prozent und die AfD 6 Prozent, beide unverändert. Die sonstigen Parteien kämen zusammen auf 7 Prozent (plus 1).
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 11. bis 13. März 2014 bei 1284 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 42 Prozent, SPD: 30 Prozent, Linke: 9 Prozent; Grüne: 11 Prozent, FDP: 3 Prozent, AfD: 4 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 28. März 2014.
Quelle: ZDF (ots)