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Deutschland hat durch Niedrigzinsen 162 Milliarden Euro gespart

Archivmeldung vom 23.04.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.04.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Geldberg, Euro -Falsch
Geldberg, Euro -Falsch

Bild: Eigenes Werk /OTT

Der Bund hat seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 insgesamt 162 Milliarden Euro an Zinsausgaben gespart. Das berichtet das "Handelsblatt" (Dienstagausgabe) unter Berufung auf ein Schreiben des Bundesfinanzministeriums.

So hatte der Bund zwischen 2008 und 2017 für den Schuldendienst Zinsausgaben von insgesamt 450,4 Milliarden Euro veranschlagt. Doch dank niedriger Zinsen war es viel weniger: "Die Summe der nach Abschluss der Haushaltsjahre ausgewiesenen Beiträge der Jahre liegt bei 288 Milliarden Euro", schreibt Finanz-Staatssekretärin Bettina Hagedorn (SPD) in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen. "Zehn Jahre Krise in Europa haben den deutschen Haushalt saniert. Während in anderen Ländern Europas die Krise herrscht, hat der deutsche Staat massiv von der Eurokrise profitiert", sagte der grüne Haushaltspolitiker Sven-Christian Kindler.

Allerdings haben auch die übrigen Euro-Länder stark von den Niedrigzinsen profitiert, wie neue Daten der Bundesbank zeigen, die dem "Handelsblatt" (Dienstagausgabe) vorliegen. Insgesamt haben die 19 Euro Länder - inklusive Deutschland - zwischen 2008 und 2017 Zinsen in Höhe von 1,15 Billionen Euro eingespart. Allein bei Frankreich waren es 275 Milliarden, bei Italien 216 Milliarden Euro. Die Bundesbank hat berechnet, wie hoch die Ausgaben wären, wenn das Zinsniveau heute noch auf dem Stand von vor der Finanzkrise läge.

Damals musste etwa Deutschland Anlegern noch mehr als vier Prozent Zinsen für Kredite zahlen. Nach diesem Ansatz hätte Deutschland sogar 294 Milliarden Euro gespart - und läge unter den Euro-Ländern damit an der Spitze. Nach der gleichen Methode hat das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) berechnet, wie hoch die Zinseinsparungen der deutschen Länder und Kommunen sind. Obwohl der Schuldenstand der Länder 2007 mit etwa 500 Milliarden rund 120 Milliarden Euro unter dem heutigen Stand lag, haben sich ihre Zinsausgaben nahezu halbiert.

Insgesamt haben die Länder seit 2008 rund 83,7 Milliarden Euro an Zinsen gespart, bei den Kommunen waren es 18,9 Milliarden Euro. "Die anstehende Zinswende könnte einige Kommunen, wegen der großen Bedeutung von Kassenkrediten mit sehr niedrigen Laufzeiten, deutlich schneller treffen als den Bund, der in jüngerer Zeit zudem vermehrt auf sehr langlaufende Schuldtitel gesetzt hat", sagte IfW-Forscher Jens Boysen-Hogrefe.

Hintergrund Staatsschulden und Geldsystem

Grundsätzlich gibt es zwei Hauptmodelle des Geldsystems: Ein Geldsystem bei dem der Staat der Herausgeber ist. Dieses Modell wurde am längsten verwendet. Der Staat gibt das Geld heraus. Dabei fallen, je nach Hinterdeckung, ein wenig Verwaltungskosten an. Das Geld ist in der Regel Zinsfrei und sorgt daher für generelle Verschuldungsfreiheit. Einzig ist darauf zu achten, daß die Menge an Geld im Umlauf weder die Menge an Waren übersteigt (Inflation) oder umgekehrt (Deflation). Geld dient so dem reinen Austausch von Waren und Dienstleistung und sorgt in der Regel für ein nachhaltiges Wachstum - welches jedoch nicht nötig ist um das Geldsystem zu erhalten. Staatsschulden existieren in der Regel nicht, da der Staat das Geld herausgibt. Je nach Staatsmodell geschieht dies auf unterschiedliche weise.

Das seit 1913/14 bis heute genutzte Geldsystem basiert darauf, daß einige wenige Menschen bzw. Familien das Monopol auf Geld erhalten haben und Geld nur in Umlauf bringen wenn sich andere dafür verschulden und dafür Zinsen zahlen. Die Geldmenge ist daher immer bei 0, da alle Schulden und alle Guthaben immer 0 ergeben müssen. Dieses Geldsystem sorgt dafür, daß über einen Zeitraum von 30-60 Jahren regelmäßig zusammenbrüche stattfinden müssen, da Zinsen auf Zinsen verlangt werden, die zu gigantischen Blasen und einer Abkoppelung von Waren und Geld führen. Diese Art von Geld sorgt beständig dafür, daß jene, die das Geldmonopol besitzen, sich alle Regeln, Gesetze, Politiker, Waren und Dienstleistungen jederzeit kaufen können, da sie beliebig viel tun erzeugen können. Wo nicht gegen Geld verkauft wird, wird über verschiedene Mechanismen dafür gesorgt, daß andere dazu gezwungen werden ("Freihandelsabkommen", Deregulierung, Privatisierung, Propaganda, Gewalt und Krieg).

Güter, Dienstleistungen, Fabriken, etc. wandern über die Zeit von den Fleisigen immer zu den Geldmonopolisten. Armut kann nur in diesem Geldsystem richtig florieren, da sie die Kehrseite von unendlichem Reichtum ist (die Zinsen tendieren grundsätzlich gegen unendlich). Wirtschaftswachstum wird benötigt um keinen Kollaps der Wirtschaft herbeizuführen, da diese immer mehr und immer schneller Produzieren, verkaufen und vernichten muss um Zinsen zu bedienen. Verarmung, Zerstörung aller Natur, Kriege und Elend sind die natürliche folge von Geldmonopolen in privater Hand. Staatsschulden sind zwingend notwendig um das immer mehr benötigte Geld für Zinsen und Zinseszinsen in Umlauf zu bringen. Aktuell liegt der Zufluss für Kredit und Zinszahlungen bei 81,9 Prozent. Das heißt jeder erarbeitete Euro ist für jeden Einzelnen nur 19,1 Cent wert. Der Rest fließt an die privaten Geldmonopolisten (direkt oder Indirekt). Dieses Geldsystem ist nun über 100 Jahre alt und in etwa so aktuell, brauchbar und sinnvoll wie ein 100 Jahre alter Computer. Neue Modelle liegen bereits an vielen Orten bereit zum starten.

Quelle: dts Nachrichtenagentur / André Ott

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