Haushaltsstreit: Wirtschaftsweise sieht Problem "größerer Natur"
Archivmeldung vom 08.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Wirtschaftsweise Veronika Grimm widerspricht Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Diskussion um den Bundeshaushalt für das kommende Jahr.
Die Pläne der Bundesregierung seien offensichtlich nicht
verfassungskonform. "Das belegen zwei Gutachten, die einerseits aus
wirtschaftspolitischer Perspektive und andererseits aus juristischer
Perspektive darauf geschaut haben und schon sehr klare Evidenz dafür
gefunden haben, dass man da eben nachsteuern muss", sagte Grimm am
Donnerstag RTL/ntv.
Scholz hält den Etat für juristisch sauber.
Grimm bezeichnete diese Haltung als "ein Mysterium" und nutzte damit das
gleiche Wort, das der Kanzler in die Debatte eingeführt hatte.
Sie
hoffe, "dass die Regierung sich dazu durchringt, einen Haushalt zu
verabschieden, der tatsächlich verfassungskonform ist und nicht wieder
vor dem Bundesverfassungsgericht angefochten wird", sagte die
Wirtschaftsweise. "Das wäre auch mit Blick auf das Vertrauen in die
Politik eigentlich eine Katastrophe."
Es gehe bei der aktuellen
Diskussion zudem nicht nur um die bekanntgewordene Finanzierungslücke
von fünf Milliarden Euro. "Das Problem ist ja viel größerer Natur", so
Grimm. Wesentliche Zukunftsaufgaben würden nicht thematisiert: Der
deutsche Staat habe "natürlich steigende Ausgaben für die Renten,
Sozialversicherungen und da muss neu justiert werden." Es gehe da "um
größere Verschiebungen, die man der Bevölkerung auch klar kommunizieren
muss."
Grimm verteidigte Aussagen Ihres
Wirtschaftsweisen-Kollegen Martin Werding, der höhere Abschläge für
Frührentner fordert und damit die Rentenkassen entlasten will.
Allerdings reiche ein solches Vorhaben nicht aus. "Wir sollten an
verschiedenen Stellen ansetzen", so Grimm.
Bezogen auf
Spekulationen um vorgezogenen Neuwahlen mahnte Grimm die
Koalitionsparteien zum Durchhalten: "Es bringt im Moment keinem der
Koalitionspartner etwas, tatsächlich die Regierung platzen zu lassen."
Vor dem Hintergrund der schwächelnden Wirtschaft in Deutschland sagte
Grimm: Es könne sein, "dass man jetzt ein bisschen an der Stagnation
schrammt und auch mal in eine leichte Rezession gerät". Eine deutlich
größere Herausforderung sei aber die langfristige Wachstumsperspektive
für Deutschland. "Und da müssen wir ran", so die Wirtschaftsweise.
Quelle: dts Nachrichtenagentur