Bärbel Bas: "Verlieren auf allen Ebenen der Politik viele Frauen"

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Die scheidende Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat den nach wie vor geringen Anteil von Frauen im höchsten deutschen Parlament beklagt. Insbesondere der zunehmend raue Ton in der Politik sei dabei ein Problem, sagte die Sozialdemokratin der Wochenzeitung "Das Parlament".
"Wir verlieren auf allen Ebenen der Politik viele Frauen, die sich
sagen: Das tue ich mir nicht an - die sexistischen Angriffe, die
Anfeindungen, der Hass, die Hetze."
Bas beklagte, ihr selbst
gestecktes Ziel einer stärkeren Geschlechterparität nicht erreicht zu
haben. Grund für den rückläufigen Frauenanteil sei auch das Wahlrecht.
"Leider ist es im Zuge der Wahlrechtsreform nicht gelungen, das Thema
Parität zu regeln. Auch die Parteien müssen mehr tun, durch
Quotenregelungen oder das Reißverschlussverfahren bei allen Wahllisten."
Gerade in Wahlkreisen mit deutlichen Mehrheitsverhältnissen sei es für
Frauen oft schwer, an "Platzhirschen" vorbeizukommen.
Auch sonst
sei die zurückliegende Legislaturperiode eine "unruhige Zeit" gewesen,
so die Noch-Bundestagspräsidentin. "Machen wir uns nichts vor: Es wird
nicht einfacher. Mit den neuen Mehrheitsverhältnissen wird die Leitung
der Plenardebatten nochmal herausfordernder, insbesondere was die
Sprache und den Umgang untereinander angeht." Das Klima, im Plenum wie
auf den Parlamentsfluren, sei sehr viel ruppiger geworden.
Mit
gemischten Gefühlen blickt Bas auch auf die Abstimmungen selbst. "In der
Pandemiezeit hatten wir sehr viel sehr schnell umgesetzt, Verfahren
wurden abgekürzt und einiges beschleunigt. Es gab damals nach meinem
Eindruck so ein Denken nach dem Motto: Das können wir jetzt immer so
machen." Bei der Beratung des Heizkostengesetzes hatte das
Bundesverfassungsgericht dann dem Bundestag untersagt, eine bereits
angesetzte Abstimmung über das Gesetz durchzuführen. "Davor habe ich
gewarnt und auch einen 'Blauen Brief' an die Regierung geschickt." Das
Parlament sei kein "Abnickverein". "Am Ende empfinde ich den Vorgang
rückblickend als heilsame Mahnung und Warnung an alle, ob hier im Hause
oder in der Bundesregierung, für ordentliche Verfahren und Beratungen
Sorge zu tragen."
Bas sprach auch über ihre Rolle in der
Außenpolitik. Am 8. Mai 2022 reiste sie als erste hochrangige deutsche
Vertreterin nach Kriegsbeginn in die Ukraine. "Es gab damals eine
heftige innerdeutsche Debatte und Vorwürfe, Deutschland leiste zu wenig
und tue nicht das Richtige. Die Stimmung war aufgeregt und ich bin mit
einem unguten Gefühl in die Ukraine gefahren." Ihre Abstimmung mit ihrem
ukrainischen Amtskollegen Ruslan Stefantschuk habe aber geholfen, "die
Türen für alle anderen zu öffnen".
Auch das Verhältnis zu Israel
sei ihr ein Anliegen. "Nach langen Debatten haben wir endlich die
Resolution gegen Antisemitismus verabschiedet. Wir müssen sie mit Leben
füllen, mit Maßnahmen unterfüttern", sagte Bas. "Wenn uns das gelingt,
bin ich mir sicher, dass Deutschland ein sicheres Land für Jüdinnen und
Juden bleibt."
Quelle: dts Nachrichtenagentur