Kritik an Scholz von SPD-Wahlkämpfern im Osten
Archivmeldung vom 29.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIn Sachsen und Thüringen, wo die SPD um den Wiedereinzug in den Landtag kämpfen muss, gibt es Kritik am Kanzler. Die Menschen würden "vermissen, dass derjenige, der das Land führt, sich ihnen erklärt", sagte die sächsische Spitzenkandidatin Petra Köpping der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).
Wegen des Unmuts über die Ampelregierung im Bund sei ihr Aufruf an den
Bundeskanzler: "Komm her und erklär den Menschen, warum ihr welche
Entscheidungen trefft." Köpping forderte, dass Scholz den ostdeutschen
Abgeordneten besser zuhöre und "dass er anerkennt und würdigt, was die
Ostdeutschen in den letzten Jahrzehnten geleistet haben".
Auch
der Meißener Landtagsabgeordnete Frank Richter sprach gegenüber der FAS
von einer "großen kulturellen Distanz" der Sachsen zum Kanzler. Die
"nordisch-unterkühlte Art" sei "schon sehr fremd". Der thüringische
SPD-Landtagsabgeordnete Denny Möller sagte der FAS über den Kanzler:
"Seine ruhige Art wird ihm als schwach und unfähig ausgelegt."
Anders
äußerten sich die Wahlkämpfer über Verteidigungsminister Boris
Pistorius. Der thüringische SPD-Spitzenkandidat Georg Maier, der den
Bundesverteidigungsminister kürzlich für den Wahlkampf nach Erfurt
eingeladen hat, sagte der FAS: Pistorius habe "einfach eine Art, die gut
ankommt, bodenständig, authentisch, verbindlich. Das merke ich jedes
Mal, wenn ich mit ihm unterwegs bin". Maier wollte sich selbst zwar
nicht für Pistorius als Kanzlerkandidaten aussprechen, zeigte aber
Verständnis für diesen Wunsch. Es sei "ihr gutes Recht", dass viele
SPD-Mitglieder in seinem Landesverband so dächten, so Thüringens
Innenminister in der FAS: "Dass Boris ein Politikertypus ist, den wir
auch ein Stück weit vermisst haben in der SPD, ist schon klar."
Auch
die sächsische Spitzenkandidatin Köpping wollte so kurz vor den
Landtagswahlen keine Debatte über einen neuen Kanzlerkandidaten
beginnen, wies die Frage danach aber auch nicht von sich: "Das ist eine
Sache, die in der SPD-Spitze besprochen werden muss", sagte sie der FAS.
Gleichzeitig lobte sie, dass Pistorius anders als der Kanzler
"wunderbar erklären" könne. Landtagskandidat Richter ergänzte, anders
als beim Kanzler hätten die Leute bei Pistorius das Gefühl: "Der könnte
mein Nachbar sein, mit dem könnte ich mich über den Gartenzaun
unterhalten."
Quelle: dts Nachrichtenagentur