Joachim Stamp regt "Sondierungsgespräche" mit Taliban an
Archivmeldung vom 07.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIm Zuge der Debatte um konsequentere Abschiebungen spricht sich Joachim Stamp (FDP), Sonderbevollmächtigter für Migrationsabkommen der Bundesregierung, für Kontakt mit den Taliban aus. "Unverbindliche Sondierungsgespräche könnten eine Option sein", sagte der FDP-Politiker der "Welt am Sonntag".
Er habe allerdings kein Mandat, diese Entscheidung selbst zu fällen.
Stamp fordert, die Möglichkeit eines direkten Austauschs mit den Taliban
"sorgsam abzuwägen". Er verstehe die ablehnende Haltung einiger
Außenpolitiker aufgrund der Menschenrechtslage im Land: "Deutschland hat
aber ein ernsthaftes Rückführungsinteresse. Wenn zudem auch erste
Hilfsorganisationen aus humanitären Gründen für eine veränderte Haltung
sind, sollten wir uns damit ernsthaft auseinandersetzen."
Der
FDP-Bundestagsabgeordnete Christoph Hoffmann äußerte sich deutlicher.
Der "Welt am Sonntag" sagte er: "Die Taliban sind ein Fakt - auch wenn
wir das nicht gerne sehen. Die Bundesregierung braucht diese
außenpolitischen Drähte nach Kabul."
Hoffmann, der Mitglied des
Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist, hält
die Öffnung einer ständigen Vertretung in der afghanischen Hauptstadt
für sinnvoll: "Eine weitere Option wäre, dass die Botschaft eines
anderen Staates künftig die deutschen Interessen in Afghanistan
vertritt."
Angesichts der Tatsache, dass Deutschland auch
Entwicklungszusammenarbeit mit afghanischen Stellen leiste, sei die
Etablierung von diplomatischen Kontakten ein logischer Schritt. Hoffmann
sprach sich zudem für Gespräche mit dem Regime des syrischen
Machthabers Baschar al-Assad aus.
Der außenpolitische Sprecher
der SPD-Fraktion, Nils Schmid, sagte der "Welt am Sonntag": "Kontakte
sind weder zu Syrien noch zu Afghanistan komplett abgebrochen worden."
Allerdings sei das Botschaftspersonal vor Ort "aus nachvollziehbaren
Gründen" abgezogen worden: "Wir werden nicht umhin kommen mit dem
Taliban-Regime und dem Regime in Damaskus technische Gespräche über
einzelne Punkte zu führen, etwa Abschiebungen."
Die Grünen lehnen
das klar ab. Außenpolitikerin Deborah Düring sagte: "Der
Kriegsverbrecher Assad und die radikal-islamistischen Taliban sind keine
Partner, mit denen wir diplomatische Beziehungen pflegen wollen." Damit
würde man "gravierende Menschenrechtsverletzungen legitimieren und ein
fatales Signal an alle senden, die unter ihrer Gewalt leiden".
Friedrich
Merz (CDU), Vorsitzender der Unionsfraktion, sagte der "Welt am
Sonntag": "Ich rate dazu, dass Deutschland direkte Verhandlungen mit den
Machthabern in Afghanistan und Syrer über die Rücknahme ihrer
Staatsbürger aufnimmt." Die Bundesregierung habe "die technischen
Kontakte, die notwendigen Kenntnisse und das Personal", um unmittelbare
Kontakte aufzubauen: "Sie ist zuständig, das zu tun."
Quelle: dts Nachrichtenagentur