"Stadtgrün und Stadtgrau endlich zusammen denken"
Archivmeldung vom 21.10.2019
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Freigeschaltet durch André OttUnter dem Motto "Stadt.Plant.Grün" lud der Bund deutscher Baumschulen am 15. und 16. Oktober 2019 im Rahmen seiner EU-Kampagne "Grüne Städte für ein nachhaltiges Europa" nach Berlin ein.
200 Entscheiderinnen und Entscheider aus Kommunen und Stadtplanungsbüros folgten der Einladung in den vollbesetzten Spreespeicher, um mit namhaften Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis ein breites Spektrum an aktuellen Themen zu erörtern. Baum-Experte Klaus Körber stellte gleich zu Beginn in seiner Eröffnungskeynote den Baum ins Zentrum der aktuellen Klimadebatte. Er plädierte für eine unbedingte Nutzung der gesamten Sortimentsbreite, damit die Städte auch in Zukunft über ein gesundes Stadtgrün verfügen.
Im Panel zu Klimaresilienz diskutierten Dr. Thomas Abeling (Umweltbundesamt) und Sebastian Schlecht (Stadt Essen) gemeinsam mit dem Moderator Philipp Sattler (Stiftung DIE GRÜNE STADT) über Wege zur klimarobusten Stadt. Kommunen müssten endlich beginnen, ihre gesamten Verwaltungshandlungen grün zu (über)denken, um dem Klimawandel zu begegnen, so der Tenor. Dabei sei es an der Zeit, grüne Lösungen anzuwenden statt sich nur auf technische zu verlassen. Hier denke Deutschland häufig noch zu konservativ, während im Ausland vielerorts innovative Beispiele umgesetzt würden.
Im zweiten Panel widmeten sich Christa Böhme (Deutsches Institut für Urbanistik), Dr. Carlo Becker (bgmr Landschaftsarchitekten) und Stephanie Haury (BBSR) dem Thema Umweltgerechtigkeit und forderten die "grüne Stadt für alle". Eine leistungsfähige grüne Infrastruktur habe unmittelbare Auswirkungen auf die soziale Gerechtigkeit, die Gesundheit und die Ökologie der Stadt. Graue und grüne Infrastruktur müssen in der Stadt endlich zusammen gedacht und umgesetzt werden, doch ganzheitliche Konzepte seien heute jedoch noch zu wenig zu finden. Stattdessen dominierten fragmentarische Projekte.
Felix Finkbeiner, Gründer der Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet, warb in seiner Keynote leidenschaftlich für die "Wunderwaffe Baum", die den Weg hin zu einer klimaneutralen Welt ebnen könne. Die günstigsten, effektivsten und kinderleicht vermehrbaren CO2-Speicher seien Bäume. In den kommenden 10 Jahren müssten weltweit 1.000 Milliarden Bäume in die Erde gebracht werden und die Abholzung der Regenwälder gestoppt werden. Nur so könnte ein Viertel der menschengemachten CO2-Emissionen gebunden werden. Die Bäume seien eine Art Zeitbonus, um die CO2-Emissionen noch rechtzeitig in den Griff zu bekommen.
Im dritten und letzten Panel diskutierten Dr. Robert Kaltenbrunner (BBSR, Autor "Die Stadt der Zukunft"), Markus Lager (Kaden+Lager Architekten) und Andreas Kipar (Landschaftsarchitekturbüro LAND) unter dem Motto "Eco statt Ego" über nachhaltige Stadtplanung. Die grünen Berufsstände sollten insgesamt radikaler denken. Statt lediglich fünf Prozent der Bausumme in der Stadtplanung für lebendiges Grün zu fordern, sollten sie auf zehn Prozent bestehen. Der Umbau des Stadtraumes habe dabei hohe Priorität, beispielsweise durch den Rückbau von Straßen. In der Planung müsse Stadtgrün endlich denselben Stellenwert erhalten wie Stadtgrau, damit es voranginge.
Der zweite Veranstaltungstag stand im Zeichen zweier Exkursionen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erkundeten das Gelände des Parks am Gleisdreieck, einer ehemaligen Brachfläche, die dank sorgfältiger Bürgerbeteiligung und Planung inzwischen ein grüner Lieblingsort vieler Berlinerinnen und Berliner ist, sowie den EUREF-Campus, der als nachhaltiges Stadtquartier bereits seit 2014 die Klimaziele der Bundesregierung für 2050 erfüllt.
Im Rahmen des Kongresses wurde zudem der "BdB-Nachhaltigkeitspreis der Deutschen Baumschulwirtschaft" an die Baumschule Hinrichs in Edewecht durch Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, verliehen.
Quelle: Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. (ots)