Hessen will neues Verfahren für Deutschlandticket-Preisfindung
Archivmeldung vom 14.08.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.08.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićIn der Debatte um die Zukunft des Deutschlandtickets schlägt Hessens stellvertretender Ministerpräsident und Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) ein neues Verfahren für die künftige Preisfindung vor.
"Wenn wir uns für 2025 nochmal gemeinsam auf einen Preis für das
Deutschlandticket festlegen, muss es das letzte Mal sein, dass der Preis
politisch bestimmt wird", sagte Mansoori den Zeitungen der
Funke-Mediengruppe. "Danach müssen sich sowohl die Fahrgäste als auch
die Branche auf ein objektives System verlassen können, nach dem dieser
Preis gebildet wird." Man habe es in zähen Verhandlungen hinbekommen,
dass der Preis von 49 Euro noch bis Ende des Jahrs stabil bliebe. Für
das nächste Jahr werde das nicht mehr möglich sein.
Mansoori
sagte weiter, er setze sich für "einen transparenten und
nachvollziehbaren Mechanismus ein, nach dem sich der Preis
fortentwickeln kann". So werde auch verhindert, dass Verkehrsminister
alle sechs Monate zusammenkommen müssen, um einen neuen Preis
festzulegen. Sein Ansatz ziele darauf ab, längere Zeiträume überblicken
zu können und so auch Planungssicherheit für die Verkehrsverbünde zu
schaffen.
"Denkbar ist dafür, den jetzigen Preis zu nehmen und
die weitere Preisentwicklung an einen bestimmten Index zu knüpfen. Ich
denke da zum Beispiel an die Lohnentwicklung im ÖPNV gemixt mit einer
teilweisen Abbildung der erhöhten Kosten für Sprit und Energie", so
Mansoori weiter. Die Alternative wäre, die Preissteigerung
ausschließlich an die Fahrgäste weiterzugeben. "So würde der Umstieg auf
den ÖPNV aber nicht gelingen", sagte der SPD-Politiker.
Gut 13
Millionen Menschen hatten neuesten Zahlen des Verbands Deutscher
Verkehrsunternehmen zufolge im Juni ein Deutschlandticket. Das
Nahverkehrsangebot für 49 Euro im Monat gilt laut Experten als Erfolg,
der Preis wird aber nicht zu halten sein.
Bund und Länder beraten
im Rahmen der Verkehrsministerkonferenz im Herbst erneut über das
Deutschlandticket. Bislang geben Bund und Länder jeweils 1,5 Milliarden
Euro pro Jahr für das Nahverkehrsangebot aus. Zusätzlich stellte der
Bund zuletzt Regionalisierungsmittel in Höhe von 350 Millionen Euro zur
Verfügung. Verkehrsminister der Länder waren sich zuletzt einig, dass
der Preis steigen muss. Fahrgastvertreter befürchten allerdings, dass
ein deutlicher Preisanstieg das Ticketangebot unattraktiver machen
könnte.
Mansoori sagte weiter, nötig sei ein guter Preis - den
werde man mit drei Milliarden Euro aber nicht hinbekommen. "Ich glaube,
wir müssen damit aufhören, dass alle zwei Wochen irgendein Minister
rausgeht und eine Grundsatzdiskussion über das Deutschlandticket führen
will", so der Landesminister. Bürger würden das Auto nur abschaffen,
wenn sie sich darauf verlassen könnten, dass dieses Ticket eine
Perspektive habe.
Mit Blick auf die Finanzierung forderte der
Minister mehr Engagement des Bundes. Es werde nicht gehen, ohne dass der
Bund "deutlich mehr Geld" gebe. "Ob das jetzt beim Deutschlandticket
ist oder bei den originären Regionalisierungsmitteln, ist eine
technische Frage", sagte Mansoori. Fest stehe, der Bund müsse sich
stärker einbringen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur