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Universität Kassel untersucht NS-Belastung deutscher Ministerien

Archivmeldung vom 19.08.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Prof. Dr. Sylvia Veit.
Quelle: Foto: Uni Kassel. (idw)
Prof. Dr. Sylvia Veit. Quelle: Foto: Uni Kassel. (idw)

Eine Wissenschaftlerin der Universität Kassel soll im Auftrag der Bundesregierung die NS-Vergangenheit deutscher Ministerien aufarbeiten. Das gab Kulturstaatsministerin Monika Grütters am Montag in Berlin bekannt. Die Kasseler Verwaltungswissenschaftlerin Prof. Dr. Sylvia Veit untersucht dafür Karriereverläufe hoher Beamter der Bundesrepublik und der DDR.

Das Forschungsprojekt ist Teil eines größeren Forschungsprogramms der Bundesregierung zur Aufarbeitung der NS-Belastung von Ministerien und zentralen Behörden. Das Programm geht auf eine Anregung des Instituts für Zeitgeschichte und des Zentrums für Zeithistorische Forschung zurück.

Prof. Veit wird mit ihrem Team die Biographien von Ministern, Staatssekretären und Abteilungsleitern in Ministerien der Bundesrepublik und der DDR auswerten. Zentrale Frage ist, ob sich nach dem Zusammenbruch 1945 und dem Neuanfang 1949 neue Eliten bildeten oder das Führungspersonal des „Dritten Reichs“ seine Karrieren in den Ministerien fortführte. Die Forschungsgruppe will aus den Erkenntnissen auch grundsätzliche Aussagen über Mechanismen ableiten, die die Entwicklung eines öffentlichen Diensts nach Systemveränderungen ermöglichen.

„Stimmt es, dass in der Bundesrepublik Expertise und Berufserfahrung oft schwerer wogen als eine NS-Vergangenheit? Inwieweit kann man im Fall der DDR tatsächlich von einem kompromisslosen Bruch reden?“, nennt Veit weitere Fragen. Während es zu aktuellen Biographien der Führungskräfte in BRD-Ministerien bereits belastbare Daten gibt, die das Kasseler Forschungsteam insbesondere mit Blick auf die frühen Jahre der Bundesrepublik erweitern und auswerten will, sind die DDR-Behörden bislang wenig untersucht. Unter anderem kann Veit bei ihrem Projekt auf Akten des Bundesarchivs in Berlin, Freiburg und Koblenz zurückgreifen.

„Die Erforschung des Umgangs deutscher Ministerien mit Führungspersonal aus der NS-Zeit ist von großer zeitgeschichtlicher Bedeutung. Es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen“, sagte der Präsident der Universität Kassel, Prof. Dr. Reiner Finkeldey. „Es freut mich, dass eine Wissenschaftlerin unserer Universität an einem derart hochrangigen Programm beteiligt ist.“

Das Projekt „Neue Eliten – etabliertes Personal? (Dis-)Kontinuitäten deutscher Ministerien in Systemtransformationen“ ist auf drei Jahre angelegt und wird mit etwa 400.000 Euro gefördert.

Prof. Dr. Sylvia Veit leitet seit drei Jahren das Fachgebiet Public Management an der Universität Kassel. Aus- und Fortbildungswege, Karrieremuster und das Rollenverständnis von Führungskräften im öffentlichen Sektor stehen im Mittelpunkt ihrer Forschung. Zu ihren weiteren Schwerpunkten gehören Verwaltungsreformen und Digitalisierung der Verwaltung, Ansätze der Entbürokratisierung und Verfahren der besseren Rechtsetzung.

Quelle: Universität Kassel (idw)

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