Pistorius will nach Wahl Verteidigungsminister bleiben
Nach der Bundestagswahl würde Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sein Amt gerne weiter ausüben. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben) antwortete Pistorius auf die Frage, ob er Verteidigungsminister bleiben wolle: "Ja."
Es gehöre aber zum Job von Ministern dazu, vor Wahlen nicht zu wissen,
wie es danach weitergehe. Pistorius verwies auf Erfolge im Amt. "Wir
haben die 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen fast komplett
vertraglich gebunden", sagte er. Allein in diesem Jahr seien 97
Großvorhaben im Wert von 58 Milliarden Euro auf den Weg gebracht worden.
"Das hätten uns viele so schnell nicht zugetraut."
Auch die
Beschaffung sei neu organisiert und "massiv beschleunigt" worden. "Wir
kaufen so schnell ein, wie noch nie", sagte der Verteidigungsminister.
"Es ist entscheidend für die Zukunft, dass wir das Geld schnell
investieren, um die Waffensysteme ebenso schnell in der Truppe zu haben
und um Kosten zu sparen."
Pistorius warnte die Bevölkerung vor
der hybriden Kriegsführung Russlands gegen Deutschland. "Er kennt uns
gut, Putin weiß, wie er Nadelstiche bei uns setzen muss", sagte
Pistorius den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Deutschland sei
besonders in Putins Fokus. "Wenn wir die Bedrohung ignorieren, weil sie
uns Unbehagen bereitet, wird sie nicht kleiner, sondern größer."
Der
Minister nannte Angriffe auf Infrastruktur und Energieversorgung sowie
Aktivitäten wie Sabotage in Nord- und Ostsee und Regelverstöße im
Luftraum als Beispiele. "Hinzu kommen Kampagnen in den Sozialen Medien,
die Beeinflussung von Wahlkämpfen und die Finanzierung von Stimmen, die
wie AfD und BSW behaupten, uns ginge es nicht um den eigenen Schutz,
sondern wir würden auf einen Krieg mit Russland zusteuern", sagte
Pistorius. "Das gehört alles zu Putins Strategie, unsere Gesellschaft zu
verunsichern und auseinander zu treiben."
Mit einem
militärischen Angriff Russlands auf die Nato sei aktuell zwar nicht zu
rechnen. "Aber wir können nicht ausschließen, dass Russland in wenigen
Jahren Nato-Territorium angreift", sagte der SPD-Politiker. Russland
produziere in wenigen Monaten mehr Waffen und Munition als alle Länder
der Europäischen Union zusammen in einem Jahr. "Ab 2029 oder 2030 könnte
Putin so aufgerüstet haben, dass Russland zu einem Angriff auf die Nato
in der Lage wäre."
Der Minister warnte: "Wir müssen auch damit
rechnen, dass Putin in den nächsten Jahren durch einen Vorstoß an der
ein oder anderen Stelle des Bündnisgebiets testen könnte, wie
geschlossen die Nato wirklich ist."
Als Lehre aus der
Bedrohungslage forderte Pistorius zudem: "Wir müssen wieder lernen,
unsere Staatsgeheimnisse zu schützen." Es müsse etwa weniger detailliert
darüber gesprochen, welche Waffen Deutschland an die Ukraine liefere,
fügte der Verteidigungsminister mit Blick auf die öffentliche Debatte um
den Marschflugkörper Taurus hinzu. "Nicht aus politischen, sondern aus
militärischen Gründen. Putin würde es im Traum nicht einfallen, das
alles öffentlich auszubreiten."
Quelle: dts Nachrichtenagentur