Wirtschaftslobbyverbände warnen vor nachlassender Corona-Disziplin
Archivmeldung vom 04.08.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie nachlassende Bereitschaft vieler Menschen, Abstandsregeln zu beachten oder einen Mund-Nase-Schutz zu tragen, löst in der Wirtschaft Besorgnis aus. Das berichtet die "Welt" nach einer Befragung mehrerer Unternehmensverbände.
Diese warnen demnach vor den weitreichenden Folgen eines erneuten Lockdowns für den Arbeitsmarkt und den Wohlstand. Sie reagierten damit auf die Warnungen von Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts, vor einer erneut unkontrollierten Ausbreitung des Coronavirus. "Unsere Sorge gilt der Sorglosigkeit der Menschen im Alltag", sagte Andreas Rade, vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), der "Welt".
Das Risiko einer zweiten Welle erwachse nicht aus den Werkshallen, sondern aus Feiern und mangelnder Abstandshaltung. Die jüngsten Äußerungen des RKI-Präsidenten zeigten, wie unverändert fragil die Lage sei. "Wir alle haben im Frühjahr große Anstrengungen unternommen und Einbußen hingenommen. Das dürfen wir jetzt nicht leichtfertig verspielen." Es drohten "massive wirtschaftliche Einschnitte, die sich am Arbeitsmarkt ankündigen", warnte der Maschinenbauer. "Wer jetzt leichtfertig auf Abstand und Maske verzichtet, gefährdet seine Mitmenschen, aber am Ende auch seine ökonomische Grundlage." Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), sagte unterdessen der Zeitung, dass eine zweite Welle mit neuerlichen massiven Einschränkungen im Interesse des Einzelhandels unbedingt vermieden werden müsse.
"Die Erholung der Konsumausgaben bleibt ein Risiko, wenn die Bürger weiterhin Sorge vor einer Ansteckung haben und nicht zu einem normalen Kaufverhalten zurückkehren", warnte auch Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). "Dies kann Teile der Industrie stark beeinträchtigen." Die Angst vor weiterhin steigenden Infektionszahlen hat auch die Reiseindustrie erfasst, die derzeit steigende Zahlen von Spät- und Spontan-Buchern registriert. Diese Erholung dürfe nicht gefährdet werden, mahnte der Deutsche Reiseverband (DRV). "Sollte die bestehende pauschale Reisewarnung für 160 Länder außerhalb der EU über den 31. August hinaus verlängert werden oder neue Ziele unter eine Reisewarnung gestellt werden, verschärft sich die Lage einmal mehr und es muss mit Insolvenzen gerechnet werden." Der Reiseverband appellierte in der "Welt" daher, "sich bitte verantwortungsvoll an Hygiene- und Abstandsregelungen zu halten". Was im Alltag - also bei der Arbeit, in der S-Bahn, im Restaurant - gilt, solle auch auf der Reisen beibehalten werden. "Es ist wichtig, alles zu tun, um das zarte Pflänzchen Reisefreiheit zu schützen - und da gehören eben die entsprechenden Hygiene- und Abstandsregelungen dazu."
Quelle: dts Nachrichtenagentur