Regierungserklärung: Scholz wirft Merz "unverzeihlichen Fehler" vor
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) scharf dafür angegriffen, dass er für seinen Gesetzesentwurf und seine Anträge zur Migrationspolitik riskiert, dass diese nur mit Unterstützung der AfD eine Mehrheit finden.
"Sie nehmen die Unterstützung der AfD für ihre rechtswidrigen Vorschläge
in Kauf. Die Unterstützung derer, die unsere Demokratie bekämpfen. Die
unser vereintes Europa verachten, die das Klima in unserem Land seit
Jahren immer weiter vergiften", sagte Scholz bei seiner
Regierungserklärung am Mittwoch. "Das ist ein schwerer Fehler. Das ist
ein unverzeihlicher Fehler."
Der Kanzler erklärte, er habe Merz
seine Zusicherungen geglaubt. "Bisher kannten wir Ihre Umfaller und
Zickzack-Kurse nur von anderen Stellen aus der Außenpolitik", sagte er.
"Aber an einer für unser Land so zentralen Frage, nämlich der Frage, ob
man als Demokrat mit dem extremen Rechten gemeinsame Sache macht, da
hatte ich ihren Zusicherungen wirklich geglaubt."
Scholz
erinnerte daran, dass Merz in seiner Antwort auf die Regierungserklärung
nach dem Ampel-Bruch im November noch erklärt hatte, verhindern zu
wollen, dass "auch nur ein einziges Mal eine zufällige oder tatsächlich
herbeigeführte Mehrheit mit denen da von der AfD zustande kommt". Noch
vor drei Wochen habe Merz im Fernsehen sein Wort gegeben, "die CDU werde
ihre Seele nicht verkaufen durch eine Zusammenarbeit mit der AfD", so
Scholz.
Der SPD-Politiker warnte vor einer Mehrheit von CDU/CSU
und AfD nach der Bundestagswahl am 23. Februar. "Sonst droht uns eine
schwarz-blaue Regierung in Deutschland", so Scholz. "Denn wer sagt, 'Mir
ist gleichgültig, wer für meine Anträge stimmt', der sagt am Ende auch:
'Mir ist gleichgültig, wer für mich stimmt."
Programmatische
Überschreitung zwischen der Union und der AfD gebe es "nicht nur bei den
rechtswidrigen europafeindlichen Vorschlägen zur irregulären
Migration", mahnte der Kanzler. "Die Steuerpläne von CDU und AfD würden
ausgerechnet die Allerreichsten am stärksten entlasten. Und einig sind
sie sich auch, dass in Deutschland angeblich viel zu wenig gearbeitet
wird und man den Arbeitnehmern deshalb mehr Druck machen müsse."
Angesichts
der direkt zuvor im Bundestag abgehaltenen Gedenkstunde an die Opfer
des Nationalsozialismus erinnerte Scholz an die Lehren aus der NS-Zeit.
"Das Recht auf Asyl ist die unmittelbare Antwort auch auf das Grauen.
Damals waren das deutsche und europäische Juden, die an fremden Grenzen
abgewiesen wurden", sagte der Kanzler. "Das darf gerade Deutschland nie
wieder zulassen. Wenn wir also heute 80 Jahre nach der Befreiung von
Auschwitz hier im Bundestag über Asylflucht und Migration diskutieren,
und auch über alle Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, dann
gehört das Bekenntnis zum Recht auf Asyl für politisch Verfolgte dazu."
Oppositionsführer
Friedrich Merz (CDU) wehrte sich im Anschluss gegen die Darstellung,
seine Vorschläge seien europarechtswidrig und verfassungswidrig. "Was
hält Sie davon ab diesen drei Vorschlägen am Freitag hier im Deutschen
Bundestag zuzustimmen?", fragte er die Regierungsparteien SPD und Grüne.
Wenn diese den Vorschlägen nicht zustimmten, dann dokumentierten sie am
Freitag "endgültig, dass sie eine Begrenzung des Zustroms in die
Bundesrepublik Deutschland in Wahrheit nicht wollen". Eine "richtige
Entscheidung" werde nicht dadurch falsch, dass "die Falschen" zustimmen,
sagte Merz.
Quelle: dts Nachrichtenagentur