Streit um Homo-Ehe spaltet Große Koalition
Archivmeldung vom 01.06.2015
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer Streit um die Homoehe spaltet die Große Koalition. Nach Informationen von "Bild am Sonntag" wollen Abgeordnete von SPD, Linke und Grünen in der kommenden Woche eine Erklärung veröffentlichen, in der sie die "`Ehe für alle` ohne Wenn und Aber" fordern. "CDU und CSU wehren sich mehrheitlich immer noch dagegen und diskriminieren damit einen Teil der Bevölkerung in Deutschland", heißt es in dem Papier. "Wir wollen das ändern. Mit oder ohne CDU und CSU."
Einer der Unterzeichner der Erklärung ist Frank Schwabe, Sprecher der "Denkfabrik", einem linken Strategiezirkel in der SPD. Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Thomas Strobl, lehnt eine völlige Gleichstellung dagegen ab: "Meine Erfahrung ist, dass es gut ist, sich an Vereinbartes zu halten. Deshalb setzen wir den Koalitionsvertrag um und gleichen eingetragene Lebenspartnerschaft und Ehe auch in einem aktuellen Gesetz weiter an. Nicht im Koalitionsvertrag stehen das Thema Adoption und die komplette Gleichstellung der eingetragene Partnerschaft mit der Ehe", sagte Strobl zu "Bild am Sonntag".
Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann sieht in der Befürwortung der gleichgeschlechtlichen Ehe und einer konservativen Überzeugung keinen Gegensatz. Käßmann schreibt in "Bild am Sonntag": "Ich bin überzeugt, ein Ja zur Ehe homosexueller Paare kann gut christlich und gut konservativ begründet werden."
Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende glaubt, dass die Deutschen ähnlich wie die Iren einer gleichgeschlechtlichen Ehe positiv gegenüber stehen: "Die Menschen sehen nämlich den Menschen an und nicht das Label, mit dem er festgelegt wird. Genau das ist eine gut christliche Haltung, finde ich. Wenn zwei sich lieben und aus dieser Liebe heraus heiraten wollen, sich binden, füreinander einstehen, wer will das einschränken oder gar verurteilen?"
Käßmann sieht durch gleichgeschlechtliche Hochzeiten sogar die Institution Ehe insgesamt gestärkt: "Dass homosexuelle Paare eine Ehe eingehen wollen, ist doch gerade ein Zeichen dafür, dass sie der Ehe viel zutrauen, es stärkt geradezu den Wert der Ehe als Institution."
Käßmann wies die Reaktion des Vatikan auf die Legalisierung der Homo-Ehe in Irland zurück: "Der Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin hat von einer `Niederlage der christlichen Prinzipien`, gar von einer `Niederlage für die Menschheit` gesprochen. Von Niederlage kann keine Rede sein."
Gysi bietet Gabriel Gespräche über rot-rot-grüne Regierung an
Linksfraktionschef Gregor Gysi hat SPD-Chef Sigmar Gabriel Gespräche über die Bildung einer rot-rot-grünen Regierung schon vor Ablauf der Wahlperiode angeboten. "Die SPD könnte morgen den Kanzler stellen, wenn sie nur wollte", sagte Gysi dem "Tagesspiegel am Sonntag". "Wir können auch gerne Neuwahlen machen."
An seine eigenen Parteifreunde appellierte Gysi, kompromissbereiter zu werden. "Wir müssen natürlich auch begreifen, dass wir eine Zehn-Prozent-Partei sind und nicht eine 50-Prozent-Partei." Die Linke müsse positiver werden, was die Regierungsmitverantwortung angeht. "Wenn, dann soll sie an den anderen scheitern und nicht an uns."
Grüne Frauen verteidigen Doppelspitze
Nach dem offenen Schlagabtausch der beiden grünen Parteichefs um die Vor- und Nachteile einer Doppelspitze melden sich nun die grünen Frauen zu Wort: "An der Doppelspitze zu rütteln, halte ich für grundfalsch", sagte Gesine Agena, frauenpolitische Sprecherin der Partei und Mitglied des Bundesvorstands der Grünen dem "Handelsblatt". "Dort, wo es keine Frauenquote gibt, geht das fast immer zu Lasten der Frauen."
Bisher sei "die grüne Frauenquote ein absolutes Erfolgsmodell", so Agena weiter. "Und sie ist ein urgrünes Modell, um das uns viele andere beneiden. Denn durch die Frauenquote stellen wir sicher, dass Frauen und Männer sich die Macht gleichberechtigt aufteilen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur