Christdemokraten: Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke sind Ausdruck politischer Idiotie
Archivmeldung vom 28.10.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFür den Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft (CDAK), CDU/CSU - Mitglieder für die Überwindung der Kernenergie sind Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke Ausdruck politischer Idiotie. Damit werde den atomaren „Besatzungsmächten EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall“ gestattet, mit unseren Lebens- und Zukunfts-Chancen russisches Roulett spielen.
Petra Pauly, CDAK-Pressesprecherin: „So wird die körperliche Unversehrtheit von Menschen (Artikel 2 Grundgesetz) auf dem Altar der Profitinteressen einer verschwindend kleinen Minderheit von Betreibern nuklearer Anlagen geopfert. Wir als Atomkraftgegner in der Union wollen die Steuerzahler um sehr hohe Beträge entlasten, indem wir nukleare Schmarotzer dauerhaft kalt stellen. Das funktioniert durch die strikte Anwendung des Verursacherprinzips. Das heißt, wer partout Atomstrom will, der soll auch die vollen Kosten tragen. Die vom langjährigen Bürgermeister der Kur- und Bäderstadt Baden-Baden Jörg Zwosta (CDU) geführte Mittelbadische Energiegenossenschaft hat kaufmännisch gerechnet 5 Euro pro Kilowattstunde ermittelt.“
Jörg Zwosta schrieb auf www.meg-mittelbaden.de zur Laufzeitverlängerung folgenden interessanten Kommentar:
"Wer die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängert, hat weder aus der Katastrophe von Tschernobyl noch aus dem Desaster des Grundwassereinbruchs von Asse etwas gelernt. Die Atomlobby ist mit Feuereifer dabei, mit faulen und verlogenen Argumenten die Öffentlichkeit in die Irre zu führen, um ihrem Ziel einer Verlängerung der Laufzeiten immer näher zu kommen. Das ist ja auch zu verständlich, denn jeder Tag Laufzeit bringt den Energiekonzernen Eon, RWE, EnBW und Vattenfall pro Atommeiler einen Gewinn von einer Million €, ein riesen Geschäft, das sich die vier nicht vermasseln lassen wollen getreu dem Motto: Der Strom fürs Ausland, der Gewinn für die Aktionäre und der Dreck, die jahrtausende lange Strahlung für die eigenen Bürger! Doch werfen wir einen Blick auf die Argumente der Atomlobby, die auch die Koalitionspolitiker vertreten:
Atomkraft ist eine Brückentechnologie bis zur Umstellung auf die erneuerbaren Energieträger.
Falsch: Längere Laufzeiten bringen mehr strahlenden Atommüll und blockieren die Entwicklung der erneuerbaren Energien
Atomkraft sorgt für preiswerten Strom.
Falsch: In Baden-Württemberg sind trotz eines hohen Anteils an Atomstrom die Strompreise mit am höchsten und steigen weiter! Und im Übrigen: Die kW-Stunde Strom würde ohne Subventionen 3,00 € kosten. Kommt die Versicherung für Atomunfälle, für die Steuerzahler aufkommen müssen, noch hinzu, sind es bereits 5,00 € pro kW-Stunde, die eine Kilowattstunde kaufmännisch gerechnet kosten würde, wenn keine Subventionen von staatlicher Seite fließen würde.
Für die Beseitigung des strahlenden Atommülls gibt es bereits Lösungen.
Falsch: Weltweit gibt es kein einziges Endlager für den über 200.000 Jahre lang strahlenden Atommüll. Und im Übrigen: Wer soll denn diese Kosten bezahlen?
Atomkraftwerke können gefahrlos betrieben werden.
Falsch: die Unfallhäufungen bei den Atomkraftwerken, bedingt durch ihre langen Betriebszeiten, sind überall bekannt. Die Entsorgungsprobleme in den bisherigen Salzstöckern Asse und Gorleben sind überall sichtbar und stellen ein großes Gefahrenpotential dar, für dessen Beseitigung der Steuerzahler wiederum einspringen muss.
Uran ist für die Erzeugung von Atomstrom unbegrenzt vorhanden.
Falsch: Die Reichweite von abbaubarem Uran liegt bei heutigem Verbrauch bei höchstens 20 Jahren, danach geht nichts mehr.
Atomkraft ist CO2 – frei und deshalb klimaschonen.
Falsch: CO2 – frei ist nur der Vorgang der Stromerzeugung. Die dabei entstehende Wärme wird in Flüsse geleitet oder in die Atmosphäre geblasen, also verschwendet. Mit nur 2% Anteil am weltweiten Energieverbrauch ist die Atomkraft für den Klimaschutz unbedeutend. Außerdem wird für die Gewinnung von Uran, die Beseitigung der alten Atomkraftwerke und den Transport der Castorbehälter sehr viel Energie aufgewendet, die die Klimabilanz weiter verschlechtert.
Ohne Atomkraft gehen die Lichter aus.
Falsch: Dies ist ein besonders beliebtes Argument der Atomlobby, weil es die Angst schürt. In Wirklichkeit produzieren die vier großen Stromerzeuger EON, EnBW, RWE und Vattenfall seit 2002 mehr Strom, als wir in Deutschland verbrauchen – und dies in diesem Jahr trotz dreier stillgelegter Atomkraftwerke. Mit anderen Worten: Die Überproduktion entspricht der Leistung von rund acht Atomkraftwerken, die abgeschaltet werden könnten. Das wird aber verhindert, weil pro Tag rund eine Million Euro durch die Betreiber pro Atomkraftwerk erzielt werden kann. Das ist im Grund eine Gelddruckmaschine, die von uns Bürgern auch noch bezahlt werden muss.
Lasst uns doch die Gewinne der Atomkraftwerke durch eine Steuer auf die Brennelemente abschöpfen und damit die Technik der erneuerbaren Energien fördern.
Falsch: Erstens behindern die Atomkraftwerke die weitere Entwicklung der Nutzung von erneuerbaren Energien, zweitens werden mit jedem Tag der verlängerten Laufzeit immer mehr strahlende Abfälle ohne gesicherte Entsorgung erzeugt und drittens werden die Energieversorger gnadenlos die Strompreise zu Lasten der Bürgerinnen und Bürger erhöhen, um die durch die Steuer entstehende Schmälerung ihrer Erträge auszugleichen und ihre Gewinne zu sichern.
Fazit:
Die Zukunft gehört allein den Erneuerbaren Energieträgern wie Sonne, Wasserkraft, Windkraft, Biomasse, Geothermie und Meereswellenenergie. Diese Energieträger sind unendlich verfügbar, sauber, sicher und auch noch zum großen Teil in der eigenen Region vorhanden. Mit den erneuerbaren Energieträgern, die aus der eigenen Region stammen, werden Arbeitsplätze geschaffen. Kapital muss nicht ins Ausland abfließen, sondern bleibt hier und stärkt die Kaufkraft. Das ist regionale Wertschöpfung. Atomkraftwerke produzieren überschüssigen Strom und sind damit überflüssig. Für ein modernes Stromnetz, das auf den erneuerbaren Energieträgern basiert, sind die Atomkraftwerke viel zu unflexibel und blockieren dadurch eine von Nachhaltigkeit und Ökologie geprägte Energieversorgung. Eine Energieversorgung mit den erneuerbaren Energieträgern zu 100% bis zum Jahr 2030 ist machbar, das haben zahlreiche Gutachten gerade in der jüngsten Zeit immer wieder belegt. Lassen wir uns also nicht irre machen. Den vier großen Energieversorgern geht es ums Geschäft – ohne Rücksicht auf Sicherheit und Klimaschutz. Uns geht es um die Zukunft unserer Kinder und Enkel und um die Lebensqualität in unserer Region. Deshalb arbeiten wir für die Energiewende."
Quelle: Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft (CDAK) und Jörg Zwosta