Parteien fürchten Fortsetzung von Putins Geisel-Diplomatie
Archivmeldung vom 03.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNach dem größten Gefangenenaustausch zwischen Russland, Deutschland, den USA und weiteren westlichen Staaten seit dem Ende des Kalten Krieges fürchten Politiker, dass die Geiseldiplomatie Schule machen könnte. "Dieser Austausch von rechtsstaatlich verurteilten Straftätern auf westlicher Seite und politischen Geiseln auf der Seite Russlands und Belarus muss der letzte gewesen sein", sagte der außenpolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Jürgen Hardt, dem "Tagesspiegel".
Er habe die große Sorge, dass Putin weitere westliche Staatsbürger als
Geisel nehmen könnte, "um gegebenenfalls weitere russische Kriminelle
freizupressen". Der CDU-Politiker forderte die Bundesregierung auf,
Konsequenzen aus dem Fall zu ziehen: "Jetzt muss die Bundesregierung
geeignete Maßnahmen ergreifen, um das Geschäftsmodell Erpressung mit
deutschen Staatsbürgern im Keim zu ersticken", sagte Hardt.
Eine
erschwerte Ausreise sei jedoch schwer umsetzbar, da viele Deutsche, vor
allem Aussiedler, dort Familie hätten. "Es wäre besser, auf Aufklärung
und verstärkte Kontrollen bei der Ausreise zu setzen, um auffällige
Personen zu identifizieren."
Auch der stellvertretende
Vorsitzende der SPD-Fraktion, Dirk Wiese, warnte vor Reisen nach
Russland und Weißrussland. "Zumindest rate ich zu erhöhter Wachsamkeit.
Denn konstruierte Vorwürfe und juristische Anschuldigungen wie zum
Beispiel in Steuerstrafsachen sind keine Seltenheit", sagte er dem
"Tagesspiegel". Zur Praxis der hybriden Kriegsführung von Putins
Russland gehöre auch die Instrumentalisierung von unschuldigen Menschen,
die zu Unrecht inhaftiert werden. "Dies kann Einzelpersonen, aber auch
Unternehmen treffen, deren tagtägliches Geschäft wegen vermeintlicher
Finanzermittlungen lahmgelegt wird", sagte Wiese. "Das müssen wir uns
klar machen."
Auch der Innenpolitiker der Grünen, Marcel
Emmerich, wante vor der Gefahr von Russland. "Deswegen muss
gewährleistet werden, dass durch gründliche und strikte Visa-Prüfungen
russische Spione und Saboteure keinen Zugang erhalten", sagte er dem
"Tagesspiegel" und ergänzte: "Vor diesem Hintergrund bereiten die in
Ungarn angedachten Lockerungen für Russen und Belarussen große Sorge und
könnten Handlungsbedarf erfordern."
Noch deutlicher wurde der
außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. Russische Visa seien
wichtig für die progressiven Elemente der russischen Zivilgesellschaft,
sagte Hardt: "Das sind aber zunehmend wenige. Für Profiteure des
Kreml-Regimes und betuchte russische Touristen sollten Europas Grenzen
geschlossen werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur