CDU-Vize Klöckner legt Türken Erdogan-Boykott nahe
Archivmeldung vom 17.05.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner hat in Deutschland lebenden Türken nahegelegt, dem für kommenden Samstag in Köln geplanten Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan fernzubleiben. "Ich kann mir nur wünschen, dass bei Erdogans Auftritt in Köln möglichst viele hier lebende Türkischstämmige durch Abwesenheit zeigen, dass sie mit seinem gegenwärtigen Agieren in der Türkei nicht einverstanden sind", sagte die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende der "Welt".
Erdogan, so Klöckner weiter, fehle "Empathie sowohl beim Umgang mit dem Bergwerksunglück als auch generell gegenüber den Bedürfnissen der Türken nach Wahrung der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit". Zwar sei Deutschland "ein freies und tolerantes Land, in dem wir uns auch mit solchen Menschen auseinandersetzen müssen, die polarisieren". Ihr Eindruck aber sei, "dass der türkische Ministerpräsident Erdogan ein anderer geworden ist als noch vor einigen Jahren", sagte Klöckner der "Welt".
Weitere Politiker kritisieren Erdogan-Auftritt in Köln
Nach dem gewaltsamen Vorgehen der türkischen Regierung gegen die Demonstranten in Soma haben weitere deutsche Spitzenpolitiker ihr Missfallen über den bevorstehenden Auftritt von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in Köln geäußert.
"Ich finde es misslich, dass Ministerpräsident Erdogan so kurz vor der Europawahl hier in Deutschland eine große Veranstaltung machen wird", sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoguz (SPD) der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die Bilder aus der Türkei vom Vorgehen gegen Demonstranten seien "absolut erschütternd und nicht hinnehmbar", so Özoguz. "Solche Bilder entfernen die Türkei weit von demokratischen Verhältnissen".
Der CSU-Abgeordnete Hans-Peter Uhl empfahl dem türkischen Ministerpräsidenten derweil Mäßigung für seinen Auftritt. "Wenn er in Deutschland spricht, dann möge er sich zurückhalten gegenüber seinen ehemaligen Mitbürgern, die Deutsche geworden sind. Sie vertreten in Zukunft deutsche Interessen und nicht etwa türkische Interessen in Deutschland", sagte Uhl der Zeitung unter Bezug auf einen früheren Auftritt Erdogans in Köln.
Der SPD-Außenpolitiker Dietmar Nietan will in Köln "nicht die Wahlkampfrede eines türkischen Präsidentschaftskandidaten" hören. Vielmehr solle Erdogan Menschen unterstützen, die sich in Deutschland erfolgreich integrieren wollen.
Der frühere Fraktionschef der Grünen Jürgen Trittin kritisierte Erdogans Verhalten nach dem Grubenunglück: "Herr Erdogan hat jedes Gefühl für die Realität verloren." Dass die Frau des Grubenbesitzers in Soma für die AKP im Kommunalparlament sitze, weise auf die enge Verflechtung von Erdogans Regime mit der Wirtschaft hin. "Es stellt sich heraus, dass die Kritik von Bundespräsident Gauck, die von der türkischen Regierung mit großem Missfallen aufgenommen worden ist, zutreffend war", sagte Trittin.
Quelle: dts Nachrichtenagentur