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Einfluss von Künstlicher Intelligenz: "Empathie ist am Ende genau das, was wir nicht abbilden können" auf unser Leben

Archivmeldung vom 12.11.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.11.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Eine künstliche Intelligenz (KI): Wer programmiert diese? Wozu? Und mit welcher Ethik? (Symbolbild)
Eine künstliche Intelligenz (KI): Wer programmiert diese? Wozu? Und mit welcher Ethik? (Symbolbild)

Foto: FlickreviewR
Lizenz: CC BY 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Selbstfahrende Autos und operierende Roboter - das veränderte Verhältnis von Mensch und Maschine ist schon heute im Lebensalltag sichtbar und wird ihn künftig noch mehr prägen. Angst vor Kontrollverlust jedoch ist im Umgang mit Künstlicher Intelligenz kein guter Ratgeber.

Vielmehr müssen jetzt ethische Fragen geklärt und in Bildung investiert werden, so das Fazit der Wissenschaftler und Medienvertreter, die auf den Augsburger Mediengesprächen gestern Abend über den Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) auf unser Leben diskutierten.

Gemeinsam mit den Augsburger Medienunternehmen und der Stadt Augsburg hatte die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) in die Teehalle des Hotels Drei Mohren eingeladen, um das Phänomen der Künstlichen Intelligenz "ein bisschen zu entzaubern", wie BLM-Präsident Siegfried Schneider betonte. Dieses Entzaubern gelang Zukunftsforscher Kai Arne Gondlach in seiner Keynote mit konkreten Beispielen und Denkanstößen. Maschinen können lernen, verstehen Sprache und Gefühle. Das ist die Basis für KI-Anwendungen, die künftig unser Leben verändern werden - zum Beispiel, indem selbst fahrende Autos zu Büros oder Hotels werden, Bots bis zu 80 Prozent der Konsumentscheidungen treffen oder einige Menschen durch KI-Einsatz in der Medizin sogar "unsterblich" werden könnten. Doch Europa sei im Gegensatz zu China und den USA in puncto KI-Entwicklung bisher im Hintertreffen, warnte Gondlach, räumte aber auch ein, dass die Diskussion über ethische Fragen notwendig sei. Denn: "Empathie ist am Ende genau das, was wir nicht abbilden können."

Vor diesem Hintergrund plädierte die Leiterin des Instituts für Digitale Ethik an der Stuttgarter Hochschule der Medien, Prof. Dr. Petra Grimm, auch dafür, in Europa als Gegengewicht zu den USA und China eine "wertebasierte KI" zum Einsatz zu bringen. Technologie sei nie wertneutral und künstliche nicht mit menschlicher Intelligenz zu vergleichen: "KI ist nicht in der Lage zur Selbstreflexion, hat kein Bewusstsein, kein Gewissen und keine Moral."

Der Verlust von Autonomie, Manipulationen und damit auch die Gefährdung von Demokratie können die Folgen sein, wenn KI wie etwa in China zur Kontrolle der Bürgerinnen und Bürger missbraucht wird. Deshalb sei es wichtig, jede Anwendung individuell unter ethischen Gesichtspunkten zu prüfen, betonte Prof. Dr. Stefan Bauberger, Professor für Naturphilosophie. So sollte Deutschland dafür sorgen, dass Künstliche Intelligenz in der Militärtechnik geächtet wird. Andererseits bietet in der Pflege die Automatisierung die Chance, dem Pflegepersonal mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben zu verschaffen. Aber: "Qualifizierte Arbeit wird immer wertvoller, quantitative wertloser" - das bringe auch eine "soziale Frage" mit sich.

Schafft Künstliche Intelligenz also mehr oder weniger Arbeit, lautete die Frage von Moderator Thomas Ramge an das Podium. Der Amtschef des Bayerischen Digitalministeriums, Dr. Hans Michael Strepp, warnte davor, KI in puncto Arbeitsmarkt als Schreckgespenst zu sehen. Automatisierung müsse nicht unbedingt Arbeitsplätze kosten, verändere den Arbeitsmarkt aber. Um die Chancen zu nutzen, investiere Bayern viel in die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz: "KI ist die neue Stufe der Digitalisierung, an der sich die digitale Zukunft eines Landes entscheidet."

Logistik, Medizin, Pflege und Mobilität sind Arbeitsfelder, in denen KI-Anwendungen bereits erfolgreich laufen. Und auch im Journalismus werden in der Sport- und Börsenberichterstattung schon Textroboter eingesetzt, so das Beispiel von Richard Gutjahr. "Davor müssen wir keine Angst haben", sagte der Journalist, "jedoch die Frage stellen, ob künstlich erstellte Texte markiert werden sollen". Was den Wandel der Arbeitswelt betreffe, markiert KI für Gutjahr die Gabelung zwischen analog und digital. Ähnlich wie beim Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft gelte es jetzt, den Übergang zur Digitalgesellschaft zu managen: "Die Menschen müssen qualifiziert werden, damit sie in dieser Zukunft einen Platz haben. Was das Thema Bildung angeht, verlieren wir im Moment ganz viel Zeit."

Quelle: BLM Bayerische Landeszentrale für neue Medien (ots)


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