Gesetzentwurf: Neuer "Basiswehrdienst" soll am 1. Januar starten
Archivmeldung vom 27.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićVerteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will zum 1. Januar nächsten Jahres einen neuen "Basiswehrdienst" einführen. Das geht aus einem Referentenentwurf seines Ministeriums für ein "Gesetz zur Modernisierung wehrersatzrechtlicher Vorschriften und zur Einführung eines neuen Wehrdienstes" hervor, über den die "Welt am Sonntag" berichtet.
Darin geht es um zweierlei: Erstens wird die im Wehrpflichtgesetz
verankerte Erfassung der Daten junger Männer, die das 18. Lebensjahr
vollendet haben, reaktiviert. Das soll für alle Wehrpflichtigen gelten,
die nach dem 31. Dezember 2006 geboren wurden, also zum 1. Januar 2025.
Zweitens wird eine Befragung dieser wehrpflichtigen Männer "über die
Bereitschaft und Fähigkeit zur Wehrdienstleistung sowie zu
Bildungsabschlüssen, sonstigen Qualifikationen und Interessen"
durchgeführt, wie es im Entwurf heißt.
Dazu wird ein digital
auszufüllender Fragebogen versandt, dessen Beantwortung unter Androhung
eines Bußgelds verpflichtend ist. "Frauen und Personen anderen
Geschlechts können diesen freiwillig befüllen", heißt es weiter. Die
weiteren Schritte, also die Musterung (die jetzt "Assessment" heißt) und
die Ableistung des ebenfalls neu getauften "Basiswehrdienstes", bleiben
für alle freiwillig.
Pistorius bleibt damit hinter seinem
Vorbild, dem schwedischen Wehrpflichtmodell, zurück. Bei dem können
sowohl Musterung als auch Dienst zur Pflicht gemacht werden. Es werde
"in dieser Legislaturperiode keine verpflichtende Einberufung zur
Ableistung eines Wehrdienstes geben", teilte das Ministerium der "Welt
am Sonntag" auf Anfrage mit, und "auch keine Musterungspflicht".
Man
gehe davon aus, dass sich auch so "genügend Freiwillige für das neue
Wehrdienstmodell finden werden". Die Zielmarke liegt bei 5.000
zusätzlichen Freiwilligen, derzeit dienen bereits rund 10.000 freiwillig
Wehrdienstleistende. Das allerdings wird kaum ausreichen, um den laut
Gesetzentwurf nötigen "deutschen Beitrag zur Bündnisverteidigung" in der
Nato zu decken, der nach Berechnungen des Ministeriums bis zu 460.000
Soldaten und Reservisten erfordert.
Derzeit gibt es nur rund
181.000 Soldaten sowie eine im Aufbau befindliche "strukturgebundene
Reserve von 60.000 Dienstposten". Am Donnerstag bei einer Rede im
litauischen Parlament hatte Pistorius dagegen noch einmal deutlich
gemacht, dass er eine Wehrpflicht anstrebt. "Wir sind bereit und in der
Lage, jeden Zentimeter unseres Territoriums zu verteidigen", sagte
Pistorius in Vilnius. Um die Bundeswehr auf diese Herausforderung
vorzubereiten, müsse Deutschland unter anderem "eine neue Form der
Wehrpflicht einführen. Nur so kann sich unsere Armee im Kriegsfall
behaupten".
Eine über den Fragebogen hinausgehende Pflicht aber
war in der Ampel-Koalition nicht durchsetzbar. Insbesondere die FDP
leistete Widerstand, Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister
Christian Lindner hatten Pistorius Anfang Juli in einem Brief
mitgeteilt, die Einführung einer Wehr- oder Dienstpflicht und einer
verpflichtenden Musterung aus volkswirtschaftlichen sowie rechtlichen
Gründen abzulehnen. Der Verteidigungsminister hatte damals bedauert,
dass FDP-Chef Lindner die Notwendigkeiten der Truppe nicht "klarer"
sehe. Aber er wolle noch einmal mit ihm reden - das blieb erfolglos, wie
der Gesetzentwurf belegt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur