ProSiebenSat.1 stellt umfassende Nichtwähler-Studie vor
Archivmeldung vom 19.02.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSieben Monate vor der Bundestagswahl veröffentlicht ProSiebenSat.1 die große Studie "Wähler und Nichtwähler im Wahljahr 2013". Nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts Forsa planen derzeit 30 Prozent der Wahlberechtigten, sich nicht an der Bundestagswahl zu beteiligen. Damit droht erstmals eine Wahlbeteiligung von unter 70 Prozent, und damit die niedrigste seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland.
Bereits bei den Bundestagswahlen von 1998 bis 2009 war die Zahl der Nichtwähler von 10,8 auf 18,1 Millionen gestiegen. Im Auftrag des Beirats der ProSiebenSat.1 Media AG untersuchte Forsa in einer umfassenden Studie die Ursachen dieser Entwicklung. Die Studie wird einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und steht unter www.ProSiebenSat1.com zum freien Download zur Verfügung.
Dr. Edmund Stoiber, Beiratsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media AG: "Eine Demokratie lebt nicht nur vom Zuschauen, sondern vom Mitmachen. Wir können es nicht einfach hinnehmen, dass die Wahlbeteiligung auf ständig neue Tiefststände sinkt. Das geht alle Parteien an, alle Verbände und alle Medien - die öffentlich-rechtlichen genauso wie die privaten. Das gemeinsame Ziel aller Demokraten muss sein, Nichtwähler wieder für unsere Demokratie zu aktivieren. Die Studie liefert dazu wichtige Ansätze."
Thomas Ebeling, Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media AG: "Die Studie zeigt, dass gerade die steigende Zahl der Nichtwähler zur Sprache der Politik oft keinen Zugang hat. Es ist auch die Verantwortung der privaten TV- Sender, hier zur Vermittlung beizutragen und diese Kommunikationslücke zu schließen. Die Ergebnisse sind für uns ein Ansporn, mit innovativen Formaten wie "Absolute Mehrheit", "TV Total Bundestagswahl" oder "1 gegen 1" vor allem junge Menschen für politische Themen zu begeistern."
Zentrale Erkenntnisse sind:
Nichtwähler sind politisch interessiert, aber unzufrieden Das Vorurteil, dass sich Nichtwähler nicht für Politik interessieren, wird durch die Studienergebnisse klar widerlegt. Das Interesse ist bei den Unentschlossenen und Nichtwählern zwar niedriger als bei den Wählern, aber mit 59 Prozent geben immerhin deutlich mehr als die Hälfte der befragten Nichtwähler an, sich beispielsweise für deutsche Politik zu interessieren. Allerdings widerlegen die erhobenen Zahlen explizit die These, viele Bürgerinnen und Bürger würden deshalb nicht zur Wahl gehen, weil sie mit der Politik ohnehin zufrieden sind und ihr schweigend zustimmen: 85 Prozent der Nichtwähler sind mit der praktizierten Politik unzufrieden. Distanziert äußern sich viele Wahlskeptiker vor allem zu den Auswirkungen der Politik auf ihr persönliches Leben und zur Kommunikation politscher Inhalte.
"Wähler auf Urlaub"
In der aktuellen Studie wird deutlich, dass es noch keine große Zahl von dauerhaften Nichtwählern gibt, die nicht wieder als Wähler gewonnen werden könnten. Die meisten Nichtwähler verstehen sich als "Wähler auf Urlaub", ihre Wahlskepsis ist eher sporadisch.
Dr. Edmund Stoiber: "Nichtwähler sind nicht verloren, sondern nach ihrer eigenen Einschätzung für die aktive Beteiligung an der Demokratie durchaus gewinnbar. Hier kann und muss die Politik ansetzen."
Wahlskeptiker kommen überwiegend aus der politischen Mitte
Bei der Analyse der Nichtwähler widerlegt die Studie gängige Klischees: Zwar stehen die Wahlskeptiker tatsächlich überproportional oft vor schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen und fühlen sich wirtschaftlich benachteiligt. Dennoch wandern sie nicht an den äußersten linken oder rechten Rand des politischen Spektrums ab, sondern verorten sich auch weiterhin - und sogar noch in höherem Maße als die Wähler selbst - in der politischen Mitte (63 Prozent Unentschlossene und Nichtwähler, 49 Prozent Wähler).
Frauen neigen eher zur Wahlenthaltung
Nichtwähler sind zwar nur leicht überproportional weiblich. Bei der Gruppe der Unentschlossenen jedoch - für die Forscher diejenige Gruppe in der Bevölkerung, die gefährdet ist, sich bei der nächsten Wahl ebenfalls zu enthalten - überwiegt der Frauenanteil deutlich (Unentschlossene: 39 Prozent Männer, 61 Prozent Frauen).
Wahlbeteiligung hat auch eine soziale Dimension
Das Haushaltsnettoeinkommen von Nichtwählern und Unentschlossenen ist durchschnittlich geringer ist als das der Wähler. So verfügen 50 Prozent der Nichtwähler über ein Haushaltsnettoeinkommen von unter 2.000 Euro. Durch die hohe Wahlenthaltung der weniger privilegierten sozialen Schichten haben die oberen Einkommens- und Bildungsschichten nach Einschätzung vieler Bürger einen überproportional großen Einfluss auf die Politik.
Mangelndes Politikinteresse ist ein Vermittlungsproblem
Das fehlende Wahlengagement ist nicht etwa die Folge eines grundsätzlich mangelnden Politikinteresses. Während eine Mehrheit der Wähler (80 Prozent) und auch der Unentschlossenen (65 Prozent) der Meinung ist, dass es für den Einzelnen sehr wichtig sei, was in der Politik vorgehe, glauben das nur 46 Prozent der Nichtwähler. Je weniger die Menschen folglich die Auswirkungen der Politik auf ihr persönliches Leben erkennen können, desto skeptischer stehen sie der Stimmabgabe gegenüber. Insgesamt sind Nichtwähler in deutlich geringerem Maße davon überzeugt, dass Wählen eine Art Bürgerpflicht darstellt oder dass die Stimmabgabe überhaupt etwas bewirkt. Entsprechend ist es vielen Nichtwählern gleichgültig, wer die Wahlen gewinnt.
Die Verantwortung der Medien
Es ist eine zentrale Aufgabe aller Medien, zwischen den politischen Akteuren und der Bevölkerung zu vermitteln und komplexe Sachverhalte verständlich und gleichzeitig interessant zu erklären. Dass Medien diese Aufgabe erfüllen können, zeigen folgende Zahlen: 76 Prozent der Nichtwähler geben an, gut zu verstehen, was Medien berichten. Bei den Wählern sind es 84 Prozent.
Die Politik-Talks "Absolute Mehrheit" und "1 gegen 1" werden fortgesetzt. Auch "TV Total Bundestagswahl" wird es wieder geben. Auf Anregung des Beirats und in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung wird Ende August auf ProSieben ein weiteres neues Politikformat für junge Leute ausgestrahlt. Die Sendergruppe plant zudem eine "Geh´-Wählen!"-Kampagne, die auch anderen Medienhäusern offen stehen soll, um vor allem junge Leute zur Beteiligung an der Bundestagswahl zu animieren.
Über die Studie "Wähler und Nichtwähler zu Beginn des Wahljahres 2013"
Die erste Annäherung an die Thematik erfolgte über Fokus-Gruppen. Die demografischen Merkmale entstammen einer Untersuchung, die Forsa für das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung durchgeführt hat. Die Datenbasis bestand insgesamt aus über 450.000 Wahlberechtigten. Für die Hauptstudie zu den Motiven von Nichtwählern wurden exklusiv für ProSiebenSat.1 Wähler, Unentschlossene und Nichtwähler zwischen dem 17. Dezember 2012 und 11. Januar 2013 mit Hilfe computergestützter Telefoninterviews befragt. Insgesamt haben 1.004 Wähler, 500 Unentschlossene sowie 509 Nichtwähler an der Befragung teilgenommen.
Der Beirat der ProSiebenSat.1 Media AG setzt sich zusammen aus: Dr. Edmund Stoiber (Vorsitzender), Minu Barati-Fischer, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang A. Herrmann, Dr. Heike Kahl, Prof. Dr. Dieter Kronzucker, Prof. Markus Lüpertz, Dr. Christine Theiss, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus Töpfer.
Quelle: ProSiebenSat.1 Media AG (ots)