Ökonom Werding für höhere Abschläge bei Frührentnern
Archivmeldung vom 07.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Ökonom Martin Werding hat sich für Änderungen bei der Frührente ausgesprochen. Die Freiheit, ab 63 Jahren mit Abschlägen in Rente zu gehen, sei zwar in Ordnung: "Abschläge von 3,6 Prozent pro Jahr sind dafür aber zu niedrig", sagte Werding den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Stattdessen müssten es 5 bis 6 Prozent sein."
Gänzlich abschlagsfreie Frührenten für Personen, die gesund sind und
normal bis überdurchschnittlich verdienen, passten "angesichts des
zunehmenden Fachkräftemangels überhaupt nicht in die Landschaft", so
Werding weiter. In Deutschland ist es ab 63 Jahren grundsätzlich
möglich, in Frührente zu gehen. Versicherte müssen dafür aber 35 Jahre
Versicherungszeiten bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV)
nachweisen - und dann Abschläge akzeptieren.
Je Monat, den man
vor dem eigenen Renteneintrittsalter in Rente geht, liegt der Abschlag
bei 0,3 Prozent - auf ein Jahr gerechnet also bei 3,6 Prozent. Für
besonders langjährig Versicherte, die 45 Beitragsjahre nachweisen
können, ist eine Frühverrentung ohne Abschläge möglich.
Anlass
für Werdings Vorstoß sind neue Zahlen der Rentenversicherung zu
weiterarbeitenden Ruheständlern. Wie aus einer Anfrage der Linken bei
der Bundesregierung hervorgeht, lag die Zahl arbeitender Rentner Ende
2022 bei 1,3 Millionen. Werding sagte, die Zahl der Personen, die trotz
Rentenbezugs erwerbstätig sind, sei in Deutschland in den letzten 15
Jahren deutlich gestiegen.
"Nur rund ein Viertel dieser Gruppe
bleibt aus finanziellen Gründen aktiv. Auch dann geht es nicht immer um
Armutsvermeidung, sondern darum, sich zusätzliche finanzielle Spielräume
zu erarbeiten", sagte der Ökonom weiter.
Vom Sozialverband
Deutschland (SoVD) hieß es, es sei erfreulich, dass viele Menschen auch
nach dem Renteneintritt arbeiten möchten. "Wir dürfen aber nicht
vergessen, dass viele Rentnerinnen und Rentner weiterarbeiten müssen,
weil ihre Rente einfach nicht ausreicht. Hier müssen wir dringend
ansetzen und die Renten dauerhaft auf ein Niveau anheben, das ein Leben
ohne finanzielle Sorgen ermöglicht", sagte die SoVD-Vorstandsvorsitzende
Michaela Engelmeier den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Entscheidend
sei auch, dass die Menschen bis zur Rente gesund blieben. Die FDP im
Deutschen Bundestag verwies auch darauf, dass ältere Beschäftigte oft
gut ausgebildet und mit ihrem Erfahrungsschatz in den Firmen sehr
gefragt seien. Die Rentenaufschubprämie solle deshalb ermöglichen, den
Rentenbeginn zugunsten einer Beschäftigung zu verzögern.
"Für
diejenigen, die noch motiviert sind, mit anzupacken, soll es sich auch
richtig lohnen", sagte die rentenpolitische Sprecherin der Fraktion,
Anja Schulz, der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben). Der
sozialpolitische Sprecher der FDP, Pascal Kober, ergänzte, Ziel müsse es
sein, dass mehr Menschen freiwillig länger in Arbeit bleiben. Das werde
man durch finanzielle Anreize, einen effektiveren Einsatz von
Prävention und Reha sowie einen Abbau unnötiger Hürden im Arbeitsrecht
erreichen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur