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Holocaust: Deutsche empfinden Verantwortung, aber keine Schuld

Archivmeldung vom 24.01.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.01.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Leichenberg auf dem Dresdner Altmarkt, Februar 1945 nach der Bombardierung durch die Allierten
Leichenberg auf dem Dresdner Altmarkt, Februar 1945 nach der Bombardierung durch die Allierten

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-08778-0001 / Hahn / CC-BY-SA 3.0
Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Eine Mehrheit der Deutschen (57%) hält Antisemitismus im eigenen Land für ein wachsendes Problem. Nur jeder dritte Bundesbürger (33%) stimmt dieser Aussage nicht zu, so das Ergebnis einer repräsentativen Online-Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos, die anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz durchgeführt wurde.

Vor allem Ältere und Grüne sehen wachsendes Antisemitismus-Problem

Vor allem ältere Mitbürger im Alter von 50 bis 75 Jahren (67%) zeigen sich besorgt, dass der Antisemitismus in Deutschland zunimmt. Unter den Grünen-Anhängern sagen sogar drei von vier Befragten (74%), dass sie derzeit eine Zunahme von Vorurteilen und Feindseligkeiten gegenüber Juden beobachten. Sympathisanten der AfD glauben dagegen vergleichsweise selten, dass Deutschland ein wachsendes Antisemitismus-Problem hat (44%).

Jeder Zweite hat keine Schuldgefühle

Bei der Frage, ob die Deutschen auch heute noch gegenüber den Juden in der Schuld stehen, ist die Bevölkerung geteilter Meinung. Beinahe vier von zehn Bundesbürgern (39%) empfinden auch 75 Jahre nach dem Holocaust noch eine tiefe Schuld, eine knappe Mehrheit der Deutschen sieht das nicht so (52%). Befragte, die mit den Grünen (57%) oder der SPD (54%) sympathisieren, sind überdurchschnittlich häufig dieser Meinung, Anhänger der CSU (67%) und AfD (69%) lehnen diese Aussage dagegen mehrheitlich ab.

Holocaust-Aufklärung an Schulen ein Muss

Auch wenn sie keine direkte Schuld empfinden, so ist eine überwiegende Mehrheit der Deutschen doch der Auffassung, dass die Aufklärung über den Holocaust an deutschen Schulen unverzichtbar ist. Fast drei Viertel aller Befragten (74%) sind der Meinung, dass Lehrstunden über die Verfolgung der Juden in Europa weiterhin ein fester Bestandteil des Geschichtsunterrichts an allen deutschen Schulen bleiben sollten. Besonders ältere Mitbürger (50-75 Jahre) sehen die Aufklärung junger Menschen über die Judenverfolgung als einen integralen Teil des Unterrichts (80%). Nach Parteiaffinität ergibt sich erneut ein differenziertes Bild: Unter den Befragten, die der AfD nahe stehen, betrachtet nur jeder Zweite (53%) den Holocaust als notwendigen Unterrichtsstoff, bei den Sympathisanten der Grünen sind es hingegen 86 Prozent, bei Linken-Anhängern 84 Prozent.

Deutsche befürworten Prozesse gegen Holocaust-Beteiligte

Auch die uneingeschränkte strafrechtliche Verfolgung noch lebender Täter findet unter den Deutschen eine große Befürwortung. Etwa zwei Drittel aller Befragten (65%) finden es richtig, dass die letzten überlebenden Personen, die am Holocaust beteiligt gewesen waren, mit aller Konsequenz von der Justiz verfolgt werden - nicht einmal jeder Vierte (23%) lehnt dies ab. Wieder sind es besonders Menschen im fortgeschrittenen Alter, die dieser Aussage zustimmen würden (75%), ebenso wie Anhänger der Grünen (80%), wohingegen AfD-Sympathisanten Gerichtsverfahren gegen Holocaust-Verantwortliche vergleichsweise kritisch sehen (48% Zustimmung, 43% Ablehnung).

Methode

Repräsentative Online-Umfrage mit dem Ipsos Overnight Omnibus unter 1.100 Personen in Deutschland im Alter von 16 bis 75 Jahren. Feldzeit: 21. bis 22. Januar 2020.

Quelle: Ipsos GmbH (ots)


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