Habeck nennt Haushaltslücke "unüblich"
Archivmeldung vom 22.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićBundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat sich unzufrieden über das Ergebnis der Haushaltsverhandlungen gezeigt. "Es wäre üblich, den Haushalt mit einer Deckungslücke von zwei Prozent, also rund neun Milliarden, zu verabschieden", sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
"Eine Lücke von zwölf Milliarden ist aber eher unüblich. Weil es zu
viele Vorfestlegungen gegeben hat, ist es noch nicht gelungen, sie zu
verkleinern."
Auf die Nachfrage, ob das Bundesverfassungsgericht
eine solche Haushaltslücke beanstanden könnte, sagte Habeck: "Natürlich
ist und wird der Haushalt verfassungskonform. Am Ende des
parlamentarischen Verfahrens rechne ich damit, dass die Lücke übrigens
dann kleiner sein wird." Es kämen noch Steuerschätzungen, und "das
Parlament schichtet in den Haushaltsberatungen immer Geld um".
Der
Vizekanzler bedauerte, dass sich die Koalitionsspitze nicht auf
Darlehen für die Autobahngesellschaft verständigen konnte. "Es gab ja
eine Lösung, die ich richtig gefunden hätte: Man könnte der
Autobahngesellschaft die Möglichkeit geben, Kredite aufzunehmen
verbunden mit eigenen Einnahmen", sagte Habeck. "Voraussetzung sind
gesetzliche Änderungen, das hatte der Gutachter des
Bundesfinanzministers herausgearbeitet. Diesen Weg konnten wir aber
nicht gemeinsam gehen."
Habeck kritisierte, dass Teile der
Gutachten in der Sommerpause öffentlich geworden waren, ohne aber
Finanzminister Christian Lindner (FDP) beim Namen zu nennen. "So ein
Vorgehen führt immer dazu, dass jemand das Gesicht verlieren könnte oder
seine Interpretation zurücknehmen muss", so Habeck. "Das hat die
Haushaltsverhandlungen nicht leichter gemacht."
Der
Wirtschaftsminister machte deutlich, dass er zusätzliche
Wachstumsimpulse für erforderlich hält. "Wir brauchen mehr
Investitionen, privat wie öffentlich. Aber dafür haben wir wegen der
Schuldenbremse in ihrer engen Form zu wenig Spielraum", sagte er. "Die
USA haben etwa ihr Wachstum mit einem steuerlichen Anreizprogramm für
Investitionen angekurbelt, die über einen kurzen Zeitraum steuerlich
abgeschrieben werden können. Dann könnten die Unternehmen mehr bauen, in
digitale Techniken investieren oder Elektroautos kaufen."
Habeck
erinnerte an die Forderung des Industrieverbands BDI nach einem
Sondervermögen von 400 Milliarden Euro. "Damit wir aber Investitionen in
diesem Umfang stemmen können, wird es Änderungen bei den Fiskalregeln
brauchen", forderte er. "Ich halte eine Schuldenbremse für sinnvoll, nur
in ihrer strikten Form hemmt sie Investitionen und ökonomischen
Möglichkeiten. Ein bisschen mehr Flexibilität würde schon helfen."
Eine
solche Reform müsse Teil einer gemeinsamen Kraftanstrengung zur
Stärkung des deutschen Wirtschaftsstandorts von Regierung und Opposition
sein. "Aber so, wie die Dinge liegen, ist es eine Aufgabe für die
nächste Legislaturperiode, und wir werden um den Rückhalt dafür
kämpfen", sagte er. "Die deutsche Wirtschaft würde natürlich jetzt ein
solche Investitions- und damit Wachstumsprogramm dringend benötigen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur