Kopf-an-Kopf-Rennen mit wechselnder Führung - NPD auf Sprung in den Schweriner Landtag
Archivmeldung vom 01.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZwei Wochen vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern zeichnet sich immer noch kein eindeutiges Stimmungsbild ab. Bei einem Urnengang zum jetzigen Zeitpunkt würden sich CDU und SPD weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, derzeit mit einem leichten Vorteil für die Union.
Die CDU hätte momentan
einen Stimmenanteil von 31 Prozent in Aussicht, sie legt im Vergleich
zur Vorwoche 1 Punkt zu. Die SPD könnte mit 30 Prozent rechnen (-1 ).
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Infratest
dimap im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks. Die Linke.PDS als
drittstärkste Partei verliert 2 Punkte und würde 21 Prozent der
Zweitstimmen erreichen. Die FDP könnte mit unverändert 6 Prozent
rechnen. Auf den gleichen Stimmenanteil käme aktuell auch die NPD,
der damit erstmals in Mecklenburg-Vorpommern der Einzug in den
Schweriner Landtag gelänge. Das Wählerpotential der NPD liegt im
Augenblick deutlich über 6 Prozent. Zwei Wochen vor der Wahl gibt
jeder zehnte Wahlberechtigte (10 Prozent) an, seine Stimme in jedem
Fall (4 Prozent) oder möglicherweise (6 Prozent) der NPD zu geben.
Ausgesprochen groß fällt das rechte Wählerpotenzial dabei unter den
jungen Wahlberechtigten (24 Prozent) sowie unter den Erwerbslosen (23
Prozent) aus. Andere Parteien würden momentan an der Fünfprozenthürde
scheitern, darunter die Grünen mit 4 Prozent (+1). Trotz der Verluste
könnten SPD und Linke.PDS ihre rotrote Koalition fortsetzen.
Im Vergleich zur Landtagswahl 2002 hat sich die wirtschaftliche
Stimmung in Mecklenburg-Vorpommern verbessert. 16 Prozent äußern sich
wohlwollend zur ökonomischen Situation im Bundesland (gegenüber 7
Prozent im Jahre 2002). Die überwiegende Mehrheit von 83 Prozent aber
hält die wirtschaftliche Situation nach wie vor für weniger gut (51
Prozent) bzw. schlecht (32 Prozent). Die Einschätzung der eigenen
finanziellen Lage fällt allerdings kritischer aus als noch vor vier
Jahren. Nach 59 Prozent in 2002 beschreibt aktuell nur gut jeder
Zweite (53 Prozent) seine finanzielle Situation als sehr gut bzw. gut
. Insgesamt 47 Prozent charakterisieren ihre finanzielle Lage dagegen
mittlerweile als weniger gut oder schlecht.
Insbesondere unter den
Rentnern ist die finanzielle Zufriedenheit deutlich gesunken.
Die insgesamt nur geringe wirtschaftliche Zufriedenheit geht mit
dem gewachsenen Eindruck einher, dass Mecklenburg-Vorpommern den
anderen neuen Bundesländern hinterhinke. Nach 53 Prozent in 2002
beklagen nunmehr sechs von zehn Befragten (58 Prozent), die
wirtschaftliche Lage in ihrem Land sei schlechter als anderswo in
Ostdeutschland. Drei von zehn (32 Prozent) betrachten die Lage in
Mecklenburg-Vorpommern als in etwa vergleichbar, nur 4 Prozent sehen
den Nordosten im vorderen Feld der neuen Länder. Dass sich
insbesondere die schwierige Situation am Arbeitsmarkt kurzfristig
ändern könnte, glaubt nur jeder Siebte (14 Prozent). 41 Prozent gehen
dagegen von einer kaum veränderten Arbeitsmarktlage binnen der
nächsten zwölf Monate aus, 44 Prozent, darunter überdurchschnittlich
viele Arbeitslose, rechnen mit einer weiteren Verschlechterung am
Arbeitsmarkt.
In dieser Situation hat es die rot-rote Landesregierung im
Bürgerurteil nicht leicht. Mit den Anstrengungen der Landesregierung
bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist weniger als jeder Zehnte
(8 Prozent) zufrieden. Das wirtschaftspolitische Engagement von
Rot-Rot wird mit 29 Prozent eher honoriert. Dies gilt auch für die
Schul- und Bildungspolitik (23 Prozent). Eine mehrheitlich positive
Bilanz ziehen die Bürger in Mecklenburg-Vorpommern jedoch bei der
inneren Sicherheit (58 Prozent) sowie bei der Weiterentwicklung der
Verkehrsinfrastruktur (70 Prozent).
In der Gesamtschau überwiegt nach der NDR-Umfrage auch gut zwei
Wochen vor der Wahl die Unzufriedenheit mit Rot-Rot. Zum Schweriner
Kabinett äußern sich aktuell zwei von drei Wahlberechtigten (62
Prozent) kritisch. Nur jeder Dritte (35 Prozent) ist mit der
Regierungsarbeit zufrieden. Damit bleibt Rot-Rot weiterhin hinter
den 2002 erreichten Zufriedenheitswerten zurück. Die Erwartungen an
einen Regierungswechsel zugunsten der CDU sind gegenüber der Vorwoche
etwas gestiegen. Sie liegen jedoch nicht höher als vor vier Jahren.
Nach 22 Prozent in der Vorwoche trauen aktuell 27 Prozent einer
unionsgeführten Landesregierung zu, die anstehenden Probleme und
Aufgaben in der Regierung insgesamt besser anzupacken. Jeder Zweite
(50 Prozent) bezweifelt dies.
Der Ministerpräsident Harald Ringstorff ist nicht nur der
bekannteste (bei 95 Prozent), sondern auch der beliebteste der
abgefragten Politiker: 57 Prozent der Wahlberechtigten äußern sich
wohlwollend über ihn, 38 Prozent kritisch. Auch sein
christdemokratischer Herausforderer Seidel bekommt mehrheitlich gute
Noten (37/25 Prozent). Gleiches gilt für Wolfgang Methling von
Linke.PDS (42/29 Prozent). Die Popularität des amtierenden
Ministerpräsidenten spiegelt sich in der gegenüber 2002 kaum
veränderten Bewertung seiner Amtsführung. Für zwei Drittel der
Wahlberechtigten (68 Prozent) ist Harald Ringstorff ein guter
Ministerpräsident. Dass auch der CDU-Herausforderer diese Aufgabe
ausfüllen kann, glauben 44 Prozent. Im direkten Vergleich der beiden
Kandidaten für das Amt des Regierungschefs entscheiden sich wie in
der Vorwoche 53 Prozent für Harald Ringstorff. Jürgen Seidel legt
leicht zu (+3). Er hätte bei einer Direktwahl die Unterstützung von
nunmehr 33 Prozent in Aussicht.
Keine eindeutige Präferenz ergibt sich bislang bei der Frage nach
der gewünschten Koalition nach der Landtagswahl. Weiterhin setzt ein
Drittel der Wahlberechtigten auf ein Bündnis aus SPD und Linke.PDS
(34 Prozent, +1), drei von zehn plädieren für eine Koalition von SPD
und CDU (30 Prozent, -2) und jeder Vierte (24 Prozent) für ein
Kabinett aus CDU und FDP.
Eine ganz entscheidende Bedeutung für den Wahlausgang wird
letztlich die Wahlbeteiligung haben. Das Interesse an der
Landtagswahl fällt zwei Wochen vor dem Urnengang dramatisch niedriger
aus als 2002, als zeitgleich auch die Bundestagswahl stattfand.
Bekundeten vor vier Jahren 68 Prozent ihr Interesse, äußert diesmal
nur weniger als jeder Zweite (47 Prozent), er sei sehr (10 Prozent)
bzw. stark an der Landtagswahl interessiert. Mehr als die Hälfte (53
Prozent) zeigt sich weniger (39 Prozent) oder gar nicht interessiert
(14 Prozent). Besonders niedrig fällt das Wahlinteresse bei den
jungen Wahlberechtigten aus.
Obwohl es am 17. September um die Neubestimmung des Landtages
geht, steht in der Entscheidung, ob man zur Wahl geht und wen man
letztlich wählt, nur für sechs von zehn (56 Prozent) die
Landespolitik eindeutig im Vordergrund. Drei von zehn (30 Prozent)
wollen dagegen ihre Entscheidung vornehmlich an der Bundespolitik
ausrichten. Für weitere 13 Prozent haben Landes- wie Bundespolitik
eine gleich große Bedeutung.
Während für das Amt des Ministerpräsidenten der SPD-Politiker klar
bevorzugt wird, setzen die Wahlberechtigten mit Blick auf das
Kanzleramt eher auf die CDU-Frau. Bei einer Direktwahl des
Bundeskanzlers könnte Angela Merkel, die auch ihren
Bundestagswahlkreis im Nordosten hat, auf die dortige Unterstützung
jedes Zweiten (51 Prozent) setzen. Einen möglichen Herausforderer
Beck würden 30 Prozent der Wahlberechtigten favorisieren.
Deutschlandweit beträgt der Vorsprung von Merkel vor Beck nur 7
Punkte (43:36 Prozent).
Nach den gescheiterten Bombenanschlägen auf zwei Regionalzüge in Nordrhein-Westfalen ist deutlich geworden, dass auch Deutschland Zielscheibe von Terroristen werden kann. Wie bundesweit, glauben auch in Mecklenburg-Vorpommern zwei Drittel (68 Prozent) nicht, Opfer eines Terroranschlages in Deutschland zu werden. Drei von zehn (31 Prozent) allerdings befürchten dies durchaus. Die Terrorangst ist überdurchschnittlich groß bei älteren Bürgern. Im Rostocker Prozess gegen Kriminelle aus dem Rotlichtmilieu hat das Gericht dem Hauptangeklagten Strafminderung in Aussicht gestellt, wenn er ein umfassendes Geständnis ablegt und damit zur weiteren Aufklärung beiträgt. Dieses Vorgehen stößt in Mecklenburg-Vorpommern auf großes Unverständnis. 69 Prozent betrachten eine solche Absprache als prinzipiell nicht angemessen, nur drei von zehn (27 Prozent) unterstützen sie.
Quelle: Pressemitteilung Infratest dimap im Auftrag des NDR