Länder melden Hunderte Straftäter für Abschiebung nach Afghanistan
Archivmeldung vom 13.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDas Bundesinnenministerium (BMI) treibt die Wiederaufnahme von Abschiebungen nach Afghanistan voran. Laut eines Berichts der "Welt am Sonntag" bat das BMI die Bundesländer Ende Juni kurzfristig um eine Liste mit "vollziehbar ausreisepflichtigen" Straftätern aus Afghanistan, die unter anderem folgende Kriterien erfüllen sollten: vorhandene Passpapiere, keine Familie in Deutschland, keine laufenden Gerichtsverfahren, keinen Bezug zur Terrormiliz Islamischer Staat.
Nach Informationen dieser Zeitung meldeten die Länder dem Bund bislang
eine mittlere dreistellige Zahl an afghanischen Staatsangehörigen,
darunter verurteilte Vergewaltiger und Mörder. Ein Sprecher des BMI
bestätigte auf Anfrage: "Bundesinnenministerin Nancy Faeser und das BMI
arbeiten intensiv daran, Abschiebungen von islamistischen Gefährdern und
Gewalttätern auch nach Syrien und Afghanistan wieder durchsetzen zu
können."
Die Bundesländer erwarten von Faeser schnelle Ergebnisse
bei den Rückführungsplänen. Ein Sprecher des Hamburger Innensenators
Andy Grote (SPD) sagte, man sei "sehr zuversichtlich, dass die ersten
Rückführungen in absehbarer Zeit erfolgen können". Hessens Innenminister
Roman Poseck (CDU) sagte dieser Zeitung: "Ich hoffe sehr, dass den
Ankündigungen der Bundesregierung nun auch Taten folgen. Wir haben
geliefert."
Nach Ansicht von Siegfried Lorek (CDU),
Staatssekretär im Justizministerium Baden-Württemberg, reagiert das BMI
zu spät: "Wenn Ministerin Faeser angibt, an Abschiebungsperspektiven
nach Afghanistan werde schon seit Monaten gearbeitet, muss man sich
schon fragen, warum sie hier nicht bereits 2022 und 2023 tätig geworden
ist."
Alexander Throm (CDU), innenpolitischer Sprecher der
Unionsfraktion, sagte der "Welt am Sonntag": "Die Gefahr, die von
ausreisepflichtigen, aber nicht abzuschiebenden Kriminellen und
Gefährdern für die Bevölkerung ausgeht, ist mitnichten neu. Es hätte
schon längst etwas passieren können und müssen." Nicht jeder Mensch aus
Afghanistan und Syrien sei schutzbedürftig. Jeder Fall müsse geprüft
werden: "Langfristig bedeutet dies dann auch eine Rückkehr zu regulären
Abschiebungen."
Laut der "Welt am Sonntag" hat Baden-Württemberg
in dieser Woche selbst die Initiative ergriffen. Es geht um einen
Afghanen, der 2018 bei einem Messerangriff in Ravensburg drei Männer
schwer verletzte. Er saß wegen versuchten Mordes im Gefängnis. Nun wurde
er vorzeitig entlassen, weil er einer freiwilligen Ausreise zustimmte.
Am Mittwoch, sagte ein Sprecher des Justizministeriums, sei der Mann
über Istanbul nach Kabul geflogen: "Im Falle einer Wiedereinreise würde
die restliche Freiheitsstrafe, von deren Vollstreckung vorläufig
abgesehen wurde, vollständig vollstreckt werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur