Historische Wurzeln von Antisemitismus, Rassismus und Faschismus aus dem linken Spektrum?
Archivmeldung vom 22.05.2024
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAntisemitismus, Rassismus und Faschismus werden oft ausschließlich mit rechtsextremen Ideologien in Verbindung gebracht. Doch auch aus dem linken Spektrum gab es historisch signifikante Strömungen, die diese Ideologien prägten. Ein markantes Beispiel ist Wilhelm Marr, ein radikaler deutscher Politiker des 19. Jahrhunderts, der den Begriff "Antisemitismus" prägte und antisemitische Ideologien förderte. Marr war ein radikaler Demokrat, der in linken Kreisen aktiv war und somit die Rolle linker Bewegungen in der Verbreitung solcher Ideologien verdeutlicht. Diese Diskussion ist angesichts der aktuellen Spannungen im Israel-Palästina-Konflikt besonders relevant, wo antisemitische Tendenzen auch in linken Bewegungen wieder zutage treten.
Wilhelm Marr: Begründer des Antisemitismus
Wilhelm Marr (1819-1904) war ein deutscher Journalist und Politiker, der in der liberalen und linken Szene seiner Zeit aktiv war. Er prägte den Begriff "Antisemitismus" und gilt als einer der ersten, der diesen systematischen Hass gegen Juden theoretisch untermauerte und verbreitete. Marrs Ideen beeinflussten nicht nur die deutsche Gesellschaft, sondern hatten auch weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung antisemitischer Bewegungen in Europa.
Linker Antisemitismus und Rassismus
Historisch gab es immer wieder Fälle, in denen linke Bewegungen antisemitische und rassistische Ideologien übernahmen oder verstärkten. In der frühen Arbeiterbewegung gab es Strömungen, die Juden als Teil der kapitalistischen Elite ansahen und somit zur Verbreitung von Verschwörungstheorien beitrugen. Diese rassistischen und antisemitischen Tendenzen standen oft im Widerspruch zu den offiziell propagierten Werten von Gleichheit und Solidarität. Karl Marx selbst schrieb 1844 in seinem Essay „Zur Judenfrage“ über den Einfluss des „jüdischen Geistes“ auf das Kapital (Facing History & Ourselves).
Adolf Hitler und die USPD
Eine wenig bekannte Episode aus Adolf Hitlers früher politischer Karriere zeigt eine kurzfristige Verbindung zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Nach dem Ersten Weltkrieg, als Hitler in München stationiert war, diente er als Verbindungs- und Informationsoffizier für die deutsche Armee. In dieser Rolle trat er im Frühjahr und Sommer 1919 bei mehreren Gelegenheiten im Namen der USPD auf, um politische Vorträge zu halten und seine Ansichten zu verbreiten. Diese Zeit half ihm, sich als effektiver Redner und Kommunikator zu etablieren, bevor er sich schließlich der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) anschloss, die später zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) wurde (Holocaust Encyclopedia) (Princeton University Press) (Holocaust Encyclopedia).
Antisemitismus in linken Bewegungen der Moderne
Moderne Beispiele linken Antisemitismus finden sich im Kontext des Israel-Palästina-Konflikts. Teile der linken Bewegung kritisieren Israel und überschreiten dabei oft die Grenze zu antisemitischen Äußerungen. Dabei werden oft Vergleiche zwischen Israel und dem Nationalsozialismus gezogen, was als "Holocaust-Inversion" bezeichnet wird (Committees Parliament). Diese Form des Antisemitismus ist nicht neu und hat ihre Wurzeln in historischen linken Bewegungen.
Die Verbindung von Faschismus und linker Ideologie
Während Faschismus allgemein mit der extremen Rechten assoziiert wird, gab es historische Beispiele, in denen faschistische Elemente auch in linken Bewegungen auftauchten. Der italienische Faschismus unter Benito Mussolini etwa hatte seine Wurzeln in der sozialistischen Bewegung, bevor er sich zu einer autoritären, nationalistischen Ideologie entwickelte. Ebenso zeigt die Geschichte, dass antisemitische Verschwörungstheorien auch im linken Spektrum ihren Platz fanden (HOPE not hate) (New Statesman).
Fazit
Die historische Analyse zeigt, dass Antisemitismus, Rassismus und Faschismus nicht ausschließlich rechten Ideologien vorbehalten sind. Auch aus dem linken Spektrum gab es und gibt es weiterhin Strömungen, die diese gefährlichen Ideologien verbreiten. Ein umfassendes Verständnis der Geschichte und der politischen Entwicklungen ist notwendig, um die Komplexität dieser Phänomene zu erkennen und ihnen effektiv entgegenzuwirken. Weitere Informationen zur Geschichte des linken Antisemitismus finden Sie hier und hier (INSS) (New Statesman).
Quelle: ExtremNews