ZDF-Politbarometer Februar 2021: Mehrheit für Lockerungen bei Corona-Maßnahmen
Archivmeldung vom 26.02.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićZwar halten weiterhin die meisten Befragten die geltenden Corona-Regelungen für gerade richtig (55 Prozent; Jan. II: 56 Prozent), der Anteil derer, die diese übertrieben finden, ist mit 23 Prozent jedoch deutlich angestiegen (Jan. II: 14 Prozent) und nur noch 18 Prozent (Jan. II: 28 Prozent) sind für strengere Maßnahmen (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").
Eine Mehrheit von 56 Prozent meint, dass es jetzt zu Lockerungen kommen soll, 41 Prozent lehnen das ab. Am lautesten ist der Ruf nach Lockerungen bei den Anhängern von AfD (82 Prozent) und FDP (67 Prozent) aber auch gut die Hälfte der Anhänger von CDU/CSU (56 Prozent) und Linke (54 Prozent) schließen sich dem an. Die SPD-Anhänger sind eher gespalten und die Anhänger der Grünen sind mehrheitlich dagegen (58 Prozent). Eine Einschränkung machen die Befragten jedoch: Sollte es zu einer dritten Welle, also zu deutlich höheren Infektionszahlen kommen, befürworten nur noch 21 Prozent eine Lockerung der Corona-Maßnahmen.
Lockerungen: Läden und Geschäfte an erster Stelle
Grundschulen und Kitas wurden in den meisten Bundesländern bereits in dieser Woche wieder geöffnet. Das unterstützen 44 Prozent der Befragten und 26 Prozent hätten sich sogar die Öffnung aller Schulen gewünscht. Nur für 26 Prozent hätten die Schulen noch länger geschlossen bleiben sollen. Auch dass Lehrkräfte in Grundschulen und Beschäftigte in Kitas früher als bisher geplant geimpft werden sollen, findet mit 88 Prozent breite Zustimmung.
Wenn es darum geht, für welche Bereiche es als nächstes Lockerungen geben soll, haben für 40 Prozent Läden und Geschäfte oberste Priorität, 22 Prozent wollen als erstes Erleichterungen bei den geltenden Kontaktbeschränkungen, 20 Prozent bei Sport, Kultur und Freizeit und 15 Prozent bei den Restaurants.
Mehrheit verspricht sich viel von Corona-Schnelltests im Kampf gegen die Pandemie
In den nächsten Wochen sollen Corona-Schnelltests bei uns deutlich ausgeweitet werden. 59 Prozent der Befragten glauben, dass die Durchführung vieler Schnelltests stark helfen wird, die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. 40 Prozent bezweifeln das, darunter eine Mehrheit der AfD-Anhänger (58 Prozent).
Corona-Management: schwach positive Bilanz
Mit dem Krisenmanagement von Bund und Ländern zeigen sich 52 Prozent der Befragten zufrieden, 43 Prozent stellen den politischen Entscheidungsträgern in Sachen Corona ein schlechtes Zeugnis aus. Dabei beurteilen die Anhänger der Regierungsparteien (CDU/CSU-Anhänger: 66 Prozent; SPD-Anhänger: 59 Prozent) sowie der Grünen (54 Prozent) deren Arbeit mehrheitlich positiv, die Anhänger von AfD (85 Prozent), FDP (54 Prozent) und Linke (62 Prozent) äußern dagegen mehrheitlich Kritik.
Auf europäischer Ebene überwiegt in dieser Frage die Unzufriedenheit: 57 Prozent meinen, die EU mache in der Corona-Krise ihre Sache eher schlecht, nur 31 Prozent sagen eher gut. Diese Einschätzung teilen die Anhänger aller Parteien mehrheitlich, lediglich die Anhänger der Grünen sind hier gespalten.
Projektion Bundestagswahl: Union mit Verlusten
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, würden sich CDU/CSU und Grüne verschlechtern, SPD, AfD und FDP könnten zulegen: Die Union käme auf 35 Prozent (minus 2), das ist ihr schlechtester Projektionswert seit April 2020. Die SPD könnte mit 16 Prozent (plus 1) rechnen, die AfD mit 10 Prozent (plus 1) und die FDP mit 7 Prozent (plus 1). Die Linke bliebe bei 7 Prozent und die Grünen erreichten 19 Prozent (minus 1). Die anderen Parteien zusammen lägen unverändert bei 6 Prozent. Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen ebenso eine Mehrheit wie eine Koalition aus CDU/CSU und SPD. Nicht reichen würde es für Grün-Rot-Rot.
Kanzlereignung: Söder vor Laschet
Die Entscheidung, wer Kanzlerkandidat der CDU/CSU wird, ist weiter offen. Für 53 Prozent der Befragten hat der CSU-Vorsitzende Markus Söder das Zeug zum Kanzler (nein: 37 Prozent), nur 28 Prozent trauen das dem CDU-Vorsitzenden Armin Laschet zu (nein: 57 Prozent). Auch in den eigenen Reihen fällt das Meinungsbild klar aus: 74 Prozent der CDU/CSU-Anhänger halten Söder für kanzlertauglich (nein: 18 Prozent), aber nur 36 Prozent Laschet (nein: 55 Prozent).
Top Ten: Verluste für alle
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung ("Was halten Sie von?") werden alle Politiker und Politikerinnen deutlich schlechter beurteilt als vor einem Monat. Weiterhin auf Platz eins liegt Angela Merkel mit einem Durchschnittswert von 2,1 (Jan. II: 2,6) auf der Skala von +5 bis -5. Es folgen mit deutlichem Abstand Markus Söder mit 1,2 (Jan. II: 1,6) und Olaf Scholz mit 1,1 (Jan. II: 1,5). Auf Platz vier vorgerückt ist Heiko Maas mit 0,9 (Jan. II: 1,1), danach Robert Habeck mit 0,9 (Jan. II: 1,1), Jens Spahn mit 0,8 (Jan. II: 1,3) und Armin Laschet mit 0,7 (Jan. II: 1,0). Annalena Baerbock kommt ebenfalls auf 0,7 (Jan. II: 0,9), Peter Altmaier auf 0,5 (Jan. II: 1,0) und Schlusslicht bleibt Friedrich Merz mit minus 0,3 (Jan. II: minus 0,1).
Datenbasis: Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 23. bis 25. Februar 2021 bei 1.202 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 35 Prozent, SPD: 19 Prozent, AfD: 6 Prozent, FDP: 7 Prozent, Linke: 6 Prozent, Grüne: 23 Prozent. Das nächste bundesweite Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, den 26. März 2021. Am 5. März 2021 gibt es ein Politbarometer Extra zu Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
Quelle: ZDF (ots)