ZDF-Politbarometer April II 2017: SPD verliert - Merkel deutlich vor Schulz
Archivmeldung vom 28.04.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBei der Frage, wen man nach der Bundestagswahl lieber als Kanzler oder Kanzlerin hätte, hat sich der Vorsprung Angela Merkels vergrößert. Nach 48 Prozent Anfang April wünschen sich jetzt 50 Prozent erneut Angela Merkel als Kanzlerin, 37 Prozent (April I: 40 Prozent) wollen lieber Martin Schulz als künftigen Kanzler (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").
Auf der Liste der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker erhält wie zuletzt Winfried Kretschmann die beste Bewertung. Er erreicht auf der Skala von +5 bis -5 weiterhin einen Durchschnittswert von 1,9 (April I: 1,9). Danach kommen Wolfgang Schäuble mit 1,8 (April I: 1,9) und Angela Merkel mit 1,8 (April I: 1,9), beide leicht verschlechtert. Auf Platz vier liegt Thomas de Maizière mit 1,3 (April I: 1,2), gefolgt von Martin Schulz mit 1,2 (April I: 1,3) und Sigmar Gabriel, der auch mit 1,2 (April I: 0,9) bewertet wird und sich damit deutlich verbessert. Hinzugewinnen kann auch Gregor Gysi, der jetzt auf 0,9 (April I: 0,6) kommt, Cem Özdemir wird ebenfalls mit 0,9 (April I: 0,8) eingestuft, und Ursula von der Leyen erhält 0,8 (April I: 0,9). Auf dem letzten Platz liegt wieder Horst Seehofer mit 0,4 (April I: 0,5).
Projektion
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, könnte die CDU/CSU zwei Punkte zulegen auf jetzt 37 Prozent. Dagegen hätte die SPD deutliche Verluste und käme nur noch auf 29 Prozent (minus 3). Sowohl die Linke mit 9 Prozent (plus 1) als auch die Grünen mit 8 Prozent (plus 1) und die FDP mit 6 Prozent (plus 1) könnten sich verbessern. Die AfD würde einen Punkt abgeben auf 8 Prozent, und die anderen Parteien zusammen erreichten 3 Prozent (minus 1). Damit gäbe es neben einer Großen Koalition auch eine Mehrheit für CDU/CSU, Grüne und FDP - für Rot-Rot-Grün oder eine Koalition aus SPD, Grüne und FDP würde es nicht reichen.
AfD: Mangelnde Abgrenzung gegenüber Rechtsextremen
Die AfD, die am Wochenende ihren Bundesparteitag abgehalten hat, grenzt sich für drei Viertel (75 Prozent) der Deutschen nicht genug von rechtsextremen Inhalten und Mitgliedern ab. Für 11 Prozent tut sie das. Von den AfD-Anhängern sehen 54 Prozent hier keine Defizite, 39 Prozent beklagen eine mangelnde Abgrenzung gegenüber Rechtsextremen. 75 Prozent der Befragten glauben nicht, dass die AfD dauerhaft erfolgreich sein wird. Zwar gab es daran auch bisher mehrheitlich Zweifel, im Vergleich zum Vorjahr (April II 2016: 66 Prozent) sind diese aber gestiegen. Nur 19 Prozent (April II 2016: 27 Prozent) gehen von einer dauerhaften Etablierung der AfD aus.
Präsidentschaftswahl in Frankreich: Deutsche wollen Macron
Bei den beiden Präsidentschaftskandidaten für die Stichwahl in Frankreich haben die Deutschen eine klare Präferenz: 77 Prozent sprechen sich für Emmanuel Macron aus und nur 8 Prozent für Marine Le Pen. Macron ist der Favorit in allen Parteianhängergruppen, mit Ausnahme der AfD-Anhänger, von denen sich 31 Prozent Macron wünschen, 34 Prozent Le Pen und gut ein Drittel (35 Prozent) mit "weiß nicht" antwortet. Den Ausgang dieser Wahl bezeichnen 61 Prozent als sehr wichtig und 31 Prozent als wichtig für die Zukunft der Europäischen Union. Nur 4 Prozent halten es in diesem Kontext für nicht so wichtig oder gar nicht wichtig, wer von den beiden Kandidaten Präsident bzw. Präsidentin in Frankreich wird.
Brexit-Verhandlungen: Hartes Auftreten gegenüber Großbritannien
Am Samstag findet ein EU-Sondergipfel zum Kurs der EU-Staaten bei den Austritts-verhandlungen mit Großbritannien statt. Die meisten Deutschen und Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen sind dagegen, den Briten stark entgegenzukommen. Nur 1 Prozent ist der Meinung, die EU soll hier sehr große Zugeständnisse machen, und 13 Prozent sind für große Zugeständnisse gegenüber Großbritannien, 49 Prozent jedoch sprechen sich für nicht so große und 32 Prozent für überhaupt keine Zugeständnisse bei den Brexit-Verhandlungen aus.
Türkei: Mehrheit für Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen
Die meisten Deutschen (58 Prozent) fordern wegen der innenpolitischen Lage in der Türkei einen Abbruch der Verhandlungen über einen EU-Beitritt des Landes. 36 Prozent sind der Meinung, man soll erst die weitere Entwicklung in der Türkei abwarten, und 5 Prozent sind auf jeden Fall für eine Fortsetzung der Beitrittsverhandlungen. Diese Einschätzung teilen die Anhänger von CDU/CSU, SPD, Linke und AfD mehrheitlich, die meisten Anhänger der Grünen (52 Prozent) und der FDP (53 Prozent) plädieren für ein Abwarten. Insgesamt beurteilen die Befragten die Beitrittsfrage damit ganz ähnlich wie vor dem Referendum in der Türkei. Im November 2016 waren 56 Prozent für einen Abbruch der Verhandlungen, 35 Prozent wollten abwarten, und 8 Prozent die Gespräche fortführen.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 25. bis 27. April 2017 bei 1328 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 41 Prozent, SPD: 28 Prozent, Linke: 8 Prozent, Grüne: 8 Prozent, FDP: 7 Prozent, AfD: 6 Prozent.
Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 19. Mai 2017, davor gibt es am 4. Mai noch ein Politbarometer-Extra Schleswig-Holstein und am 5. Mai ein Politbarometer-Extra Nordrhein-Westfalen.
Quelle: ZDF (ots)