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"Sonntagsfrage" gibt kaum Hinweise auf Wahlergebnisse

Archivmeldung vom 31.03.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.03.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dr. Johannes Schneider (links) und Dr. Christian Hirtreiter (rechts). Foto: Tobias Kuhlmann
Dr. Johannes Schneider (links) und Dr. Christian Hirtreiter (rechts). Foto: Tobias Kuhlmann

Zeitungsleser mögen es längst vermuten, Politiker im Umfragetief erhoffen - zwei Naturwissenschaftler der Universitäten Regensburg und Mainz haben es nun wissenschaftlich gezeigt: Die Umfrage-Ergebnisse der berühmten "Sonntagsfrage" sagen kaum etwas aus über die Resultate der folgenden Bundestagswahlen.

Erst etwa zehn Tage vor dem Urnengang lassen die ausgewerteten Antworten Rückschlüsse auf den Ausgang der Wahl zu, fanden der Regensburger Chemiker Dr. Christian Hirtreiter und sein Kollege, der Mainzer Physiker Dr. Johannes Schneider, heraus. Bei der Sonntagsfrage sollen die Befragten Auskunft darüber geben, welche Partei sie wählen würden, wenn am folgenden Sonntag Bundestagswahlen wären. Ihre Ergebnisse stellten die Wissenschaftler auf der europaweit größten Physiker-Tagung vor, die derzeit an der Universität Regensburg stattfindet.

Die beiden Forscher untersuchten in ihrer Studie die Umfrage-Ergebnisse des Instituts für Demoskopie Allensbach seit 1950 sowie die Resultate der Bundestagswahlen in diesem Zeitraum. "Für die Union und die SPD liefern die Werte erst etwa zehn Tage vor den Wahlen einen guten Hinweis auf das spätere Ergebnis, für die PDS sogar schon einen Monat vorher. Die Grünen aber sind in dieser Hinsicht selbst kurz vorher völlig unberechenbar", so Schneider.

"Politiker in Umfragetiefs können dank unserer Ergebnisse aufatmen: Bis zu den nächsten Wahlen kann sich nämlich noch viel ändern", so Hirtreiter. Auf der Hut sein müsse allerdings die FDP - und zwar dann, wenn ihre Werte besonders gut sind. "Unsere Daten zeigen: Ist die FDP anderthalb Jahre vor den Wahlen in einem Hoch, sollte sie sich Sorgen machen, denn das Wahlergebnis wird dann gewöhnlich relativ schlecht", so Hirtreiter von der Universität Regensburg.

Bei ihrer Studie stießen die beiden Forscher auf eine weitere Besonderheit: "Umfragewerte verhalten sich ähnlich wie Aktienkurse", sagt Schneider. "Umfragewerte entwickeln sich nicht rein zufällig, sondern zeigen genau wie Aktienkurse kurz- und mittelfristige Trends, die allerdings kaum vorherzusagen sind." Regelmäßigkeiten ließen sich bei diesen Bewegungen nicht feststellen.

Trotz der geringen Vorhersagekraft für die Wahlen - auf politische Meinungsumfragen verzichten solle man nicht, sagen die Forscher. "Die Wähler sollten sich allerdings darüber im Klaren sein: Meinungsforscher sind keine Propheten, sie können meist allenfalls kurzfristige politische Stimmungstrends wiedergeben", meint Hirtreiter.

Die beiden Wissenschaftler präsentierten ihre Ergebnisse auf der Jahrestagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), auf der sich an der Universität Regensburg mehr als 4500 Physiker treffen. Die Studie fällt in den noch jungen Bereich der Sozio-Physik, die physikalische Methoden auf gesellschaftliche Fragen anwendet und so neue Ansätze zum Verständnis sozialer Phänomene bietet.

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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