Scholz sieht Lufthansa-Rettung als Vorbild für Meyer Werft
Archivmeldung vom 22.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićBundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will der angeschlagenen Meyer Werft nur vorübergehend unter die Arme greifen - wie zuvor schon der TUI und der Lufthansa. Man wolle die "Grundlage für eine gute Zukunft auf privatwirtschaftlicher Basis" legen, sagte der SPD-Politiker nach seiner Teilnahme an einer Betriebsversammlung des Unternehmens in Papenburg. "Wenn jetzt für eine gewisse Zeit der Bund und auch das Land hier einsteigen, dann machen sie das nicht, um für immer Partner zu bleiben."
Scholz nannte die Werft ein "industrielles Kronjuwel für Deutschland"
und lobte die Arbeiter des Unternehmens. "Was hier gearbeitet wird, ist
beste deutsche Arbeit", sagte er. Deshalb müsse und werde man dafür
sorgen, dass "das hier weiter eine große Kraft entfalten kann in der
Region und für unser Land".
Einen Grund für die missliche Lage
der Werft sieht der Bundeskanzler in der Corona-Pandemie. Der Bund werde
nun seinen Teil zur Lösung beitragen, wenn alle anderen Akteure
mitziehen. Man sei bereits sehr weit. Nun brauche es etwa noch die
Zustimmung der Europäischen Union und des Deutschen Bundestages.Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) rechtfertigte die
Kosten der Rettung für Bund und Land. "Das ist für das Land
Niedersachsen mit nicht unerheblichen Anstrengungen verbunden, das ist
wahr, aber wir sind sicher, das sind Anstrengungen, die lohnen sich im
wahrsten Sinne des Wortes", so Weil. "Nicht nur, was die Arbeitsplätze
angeht, sondern hinterher auch was Steuern und
Sozialversicherungsbeiträge angeht."
Der maritime Koordinator der
Bundesregierung, Dieter Janecek (Grüne), warnte davor, bei der Meyer
Werft bereits von einem fertigen Rettungskonzept zu sprechen. "Am
heutigen Tag können wir noch nichts verkünden, außer dass wir weiter
Fortschritte machen", sagte Janecek der "Rheinischen Post"
(Freitagausgabe). "Noch sind wir aber nicht über der Ziellinie."
Es
gebe noch einige Fragen zu beantworten. "Die Prüfung von
Tragfähigkeitsgutachten, die komplizierten Fragen der Finanzierung, die
Frage der Zustimmung durch den Haushaltsausschuss des Bundestags und der
EU-Kommission, um nur einige zu nennen", sagte er. "Wir hoffen,
spätestens bis Mitte September zu einem positiven Ergebnis zu kommen. In
den nächsten Wochen wird es also noch mal ins Eingemachte gehen."
Entscheidend
werde sein, dass "wir für dieses Weltunternehmen eine positive
Zukunftsperspektive beschreiben und zugleich verantwortlich mit den
Steuergeldern umgehen", sagte der Grünen-Politiker. Die konkrete
Finanzierungslücke bei der Werft liege bei rund 400 Millionen Euro.
"Hier geht es um eine Eigenkapitalaufstockung. Bund und Land sind über
die Deckung dieser Lücke im Gespräch, damit Banken der Werft neue
Kredite geben können", sagte Janecek. "Das andere sind staatliche
Bürgschaften für die Absicherung der Aufträge."
Der Bestellwert
für ein neues Kreuzfahrtschiff gehe schnell über eine Milliarde Euro
hinaus, und der Markt habe nach der Pandemie wieder massiv angezogen,
erklärte er. "Vom Käufer bekommt die Werft aber anfangs nur 20 Prozent
Anzahlung, die restlichen 80 Prozent erst bei der Auslieferung. Es
braucht also eine Bauzeitfinanzierung. Gegenwärtig decken wir solche
Lücken mit Bürgschaften bereits bei den Konverter-Plattformen", sagte
der Grünen-Politiker.
Die FDP im Deutschen Bundestag warnte vor
einem dauerhaften Staatsengagement. "In den noch laufenden Gesprächen
ist das Ziel eine überbrückende Hilfe für die Meyer Werft, keine
dauerhafte Staatsbeteiligung", sagte der stellvertretende
Fraktionsvorsitzende Christoph Meyer den Zeitungen der
Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben). "Dazu werden die noch offenen
Fragen mit der EU-Kommission und den Banken innerhalb der nächsten
Wochen geklärt."
Seiner Ansicht nach könne der Bund in regionalen
wirtschaftspolitischen Fragen nur zurückhaltend agieren. Das Land
Niedersachsen trage die Hauptverantwortung, so Meyer.
Quelle: dts Nachrichtenagentur