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Weltwassertag: Schadstoffe aus Klimaanlagen, Altmedikamenten und zu viel Düngemittel reduzieren

Archivmeldung vom 18.03.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.03.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Badesee mit Holzsteg
Badesee mit Holzsteg

Bild: Rainer Sturm / pixelio.de

Deutsche Umwelthilfe fordert zum Weltwassertag am 22. März wirksame Maßnahmen für sauberes Wasser - Chemische Kältemittel, Altmedikamente und Nitrat gefährden zunehmend Qualität von Gewässern - Aufbereitung von Grundwasser und Oberflächengewässern zur Trinkwassernutzung zunehmend teuer und teilweise unmöglich

Sauberes Wasser ist die Lebensgrundlage für Mensch und Artenvielfalt. Anlässlich des Weltwassertages am 22. März fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) daher deutlich mehr Anstrengungen für saubere Gewässer in Deutschland. Verunreinigungen mit Altmedikamenten, Nitrat und Abbauprodukten aus chemischen Kältemitteln gefährden die Gewässerqualität und machen die Aufbereitung von Wasser zunehmend aufwändig und teuer. Die Kosten tragen die Verbraucherinnen und Verbraucher.

"Es besteht dringender Handlungsbedarf, um den Eintrag schädlicher Substanzen in Gewässer zu reduzieren. Deutschland gewinnt zwei Drittel seines Trinkwassers aus Grundwasser. Um unsere Gesundheit und die Artenvielfalt zu schützen, brauchen wir dringend ein verpflichtendes einheitliches Medikamenten-Sammelsystem in Apotheken. Auch Nitrateinträge können nur dann sinken, wenn die Dünge-Verordnung Anfang April tatsächlich deutlich verschärft wird. Automobilhersteller müssen endlich auf den Einsatz chemischer Kältemitteln verzichten, zumal ausreichend natürliche Alternativen zur Verfügung stehen. Damit geltende Grenzwerte für Schadstoffe konsequent eingehalten werden, fordert die DUH von den zuständigen Behörden wirksame Kontrollen und Maßnahmen", so Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.

Ein besonderes Risiko für Mensch und Umwelt stellen Abbaustoffe chemischer Kältemittel aus Klimaanlagen dar: Sie können über herkömmliche Reinigungsmethoden nicht aus den Abwässern entfernt werden und reichern sich so immer weiter an. An immer mehr Messstellen in der Luft und in Gewässern weisen Forscherinnen und Forscher den Schadstoff Trifluoressigsäure (TFA) nach. TFA dient als Grundstoff für verschiedene Arznei- und Pflanzenschutzmittel und entsteht als Abbauprodukt bei der Herstellung und Nutzung des chemischen Kältemittels R1234yf, das seit einigen Jahren in PKW-Klimaanlagen verwendet wird. Das chemisch instabile Produkt zerfällt in der Atmosphäre und bildet die Säure, die wiederum sehr stabil ist. TFA ist extrem wasserlöslich, algengiftig und in der Umwelt schwer abbaubar. Über Niederschläge gelangt die Säure in Gewässer und reichert sich hier über die Zeit an. Die DUH fordert deshalb ebenso wie das Umweltbundesamt, das Kältemittel R1234yf nicht weiter in Fahrzeugklimaanlagen zu verwenden.

Dazu Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung der DUH: "Die Gefährdung von Oberflächengewässern und Trinkwasser durch TFA nimmt zu. Die möglichen negativen Folgen für Mensch und Tier sind nicht absehbar. Wir fordern eine Neubewertung des Kältemittels R1234yf unter Berücksichtigung der Umweltverträglichkeit. Es gibt genug Alternativen ohne negative Folgen für die Umwelt, wie natürliche Kältemittel oder Propan."

Eine weitere große Belastung für die Gewässer in Deutschland sind Arzneimittelrückstände. Allein auf dem deutschen Arzneimittelmarkt sind etwa 3.000 Wirkstoffe verfügbar. Rund 43 Prozent der Deutschen entsorgen zumindest gelegentlich flüssige Arzneimittel in der Toilette oder dem Waschbecken. Bei Tabletten nutzen rund 15 Prozent gelegentlich die Toilette zur Entsorgung. Die meisten Medikamente können von den Kläranlagen nicht gefiltert werden. Die Folge ist ein Arzneimittelcocktail im Wasser. Vielen Menschen sind die negativen Folgen für den Wasserkreislauf nicht bewusst. Bislang nachgewiesene Langzeitrisiken sind beispielsweise Antibiotikaresistenzen.

Dazu Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft der DUH: "Wir fordern die verpflichtende Einführung eines bundesweit einheitlichen Medikamenten-Sammelsystems in Apotheken. Die Pharmaindustrie muss die Kosten für ein solches System übernehmen, damit deutlich mehr abgelaufene Medikamente als bisher ordnungsgemäß zurückgenommen und vernichtet werden. Dieses Prinzip der Produktverantwortung wird in verschiedenen Bereichen der Umweltpolitik seit vielen Jahren angewandt und hat sich bewährt. Durch den Klimawandel führen Flüsse oder Seen weniger Wasser und die Wirkstoffkonzentration erhöht sich. Deshalb ist es wichtig, dass Altmedikamente gar nicht erst in den Wasserkreislauf gelangen." Deutschland ist gemäß der europäischen Richtlinie 2004/27/EG (Artikel 127B) zur Einführung eines flächendeckenden und bundeseinheitlichen Sammelsystems für abgelaufene oder ungenutzte Medikamente verpflichtet, weil nur so eine geeignete Sammlung sichergestellt werden kann.

Die intensive Landwirtschaft führt in vielen Regionen zur Überdüngung - vor allem in denen mit intensiver Viehwirtschaft, mit der ein Anstieg der Nitratkonzentration im Boden einhergeht. Das Nitrat, das Pflanzen nicht mehr aufnehmen können, gelangt ins Grundwasser. An über 27 Prozent der Grundwassermessstellen in Deutschland wird der Grenzwert von 50 mg/l überschritten. Nitrat im Trinkwasser birgt gesundheitliche Risiken. Deshalb hat die DUH in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen im November 2019 Klage für sauberes Wasser eingereicht.

Dazu Peer Cyriacks, Stellvertretender Leiter Naturschutz der DUH: "Der Schutz des Trinkwassers vor Nitrat ist aufwändig und teuer: Unbelastetes Grundwasser aus Fernleitungen muss beigemischt werden oder tiefere Brunnen für Wasservorkommen mit weniger Nitrat gebohrt werden. Die überarbeitete, strengere Dünge-Verordnung ist deshalb ein Schritt in die richtige Richtung und muss Anfang April verabschiedet werden. Es kann nicht sein, dass die Massentierhaltung die Qualität unseres wichtigsten Lebensmittels - Trinkwasser - gefährdet."

Hintergrund:

Der Weltwassertag findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt. Er wurde in der Agenda 21 der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro vorgeschlagen und von der UN-Generalversammlung in einer Resolution am 22. Dezember 1992 beschlossen.Jedes Jahr hat der Weltwassertag ein anderes Motto. 2020 steht unter dem Motto "Wasser und Klimawandel". Die Folgen des Klimawandels zeigen sich in allen Ländern der Erde immer deutlicher. Die Ressource Wasser nimmt mit ihrer enormen Kraft eine besonders wichtige Rolle ein - als Lebensgrundlage für Mensch und Natur, aber auch im Hinblick auf Dürre oder Hochwasser.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V. (ots)


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