DGB plädiert für Fokussierung auf ländlichen Raum bei Sondierungen

Bild: birgitta hohenester / pixelio.de
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat Union und SPD aufgefordert, in einem Koalitionsvertrag einen besonderen Fokus auf den Kampf gegen das wachsende Stadt-Land-Gefälle zu legen.
"Die Ergebnisse der Bundestagswahl, aber auch der letzten Landtagswahlen
verdeutlichen, dass sich große Teile der Bevölkerung, insbesondere in
ländlichen Regionen, in West und Ost von den demokratischen Parteien
abgewendet haben", heißt es in einem Acht-Punkte-Papier des DGB, über
das die Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland"
(Donnerstagausgaben) berichten.
Der Rückzug des Staates aus der
Daseinsvorsorge mache Politik in vielen ländlichen Räumen nicht mehr
erfahrbar und sorge für ein Gefühl des Abgehängtseins sowie für
Frustration, so der DGB weiter. "Angesichts der vielschichtigen
Herausforderungen wie des demographischen Wandels, der Sicherstellung
der Daseinsvorsorge und Mobilitätsangebote oder der Gestaltung des
regionalen Strukturwandels, muss der ländliche Raum dringend mehr
politische Aufmerksamkeit erhalten", appelliert der Gewerkschaftsbund.
Konkret
fordert der DGB eine bessere finanzielle Ausstattung der Kommunen sowie
eine Altschuldenregelung für überschuldete Städte und Gemeinden.
Außerdem müsse die öffentliche Verwaltung gestärkt und dem
Personalmangel im öffentlichen Dienst mit höheren Löhnen und besseren
Arbeitsbedingungen entgegengewirkt werden.
Ebenfalls auf der
Liste des DGB findet sich das Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen,
ohne den Flächenverbrauch weiter voranzutreiben. In der Verkehrspolitik
hält der DGB die Sanierung der vielerorts maroden Brücken, Schienen und
Straßen sowie den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs für unerlässlich.
Das
Fördersystem für strukturschwache Regionen müsse aufgestockt und
verstetigt werden, die Transformation stärker politisch und finanziell
unterstützt. Außerdem plädiert der Gewerkschaftsbund dafür, Klimaschutz
und Klimaanpassung als neue Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern im
Grundgesetz zu verankern.
"Die Wahlerfolge der extremen Ränder
kommen nicht von ungefähr. Gut 50 Prozent der Bevölkerung leben in
ländlichen Räumen", sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell den
Zeitungen. "Die Politik und insbesondere auch die nächste
Bundesregierung muss ihre Problemlösungskompetenz beweisen, indem sie
sich verstärkt den Bedürfnissen dieser Menschen annimmt", forderte er.
Eine
gute Gesundheitsversorgung, funktionierende Ämter, schnelles Internet
und eine gute Verkehrsanbindung müsse das Ziel sein, wenn man die
Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse erreichen wolle, erklärte
Körzell. "Wenn es gelingt, die Missstände zügig und wirkungsvoll zu
beseitigen, kann Vertrauen in Politik und Demokratie zurückgewonnen
werden", so Körzell. "Anderenfalls droht die Spaltung unserer
Gesellschaft weiter zu eskalieren."
Quelle: dts Nachrichtenagentur