Frei weist Merkels Kritik an Abstimmung mit AfD zurück
Der Parlamentsgeschäftsführer der Union im Bundestag hat die Kritik von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an der billigenden Akzeptanz von AfD-Stimmen bei der Abstimmung zu einem Unionsantrag im Bundestag zurückgewiesen. "Ich halte es für richtig, dass wir gestern die beiden Anträge zur Abstimmung gestellt haben", sagte Thorsten Frei (CDU) dem TV-Sender "Welt" am Donnerstag angesprochen auf die Kritik der Altkanzlerin.
"Und ich halte es auch für richtig, dass wir morgen über das
Zustrombegrenzungsgesetz im Deutschen Bundestag beraten und
entscheiden."
Das Machtgefüge im Bundestag habe sich eben
verändert. "Seit dem 6. November ist die Sachlage so, dass es im
Deutschen Bundestag erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik keine
Mehrheiten mehr gibt. Das ist richtig. Aber natürlich hat sich mit den
Anschlägen von Magdeburg und Aschaffenburg die Welt grundlegend
geändert", so der Fraktionsmanager.
Frei behauptete, dass SPD und
Grüne keinen Handlungswillen erkennen ließen. "Es gibt überhaupt kein
Verständnis dafür, dass die Bundesregierung in dieser Situation nicht
handelt und umgekehrt noch nicht einmal bereit ist, unsere Vorschläge zu
diskutieren und zu beraten und damit vom Reden ins Handeln zu kommen."
In
einer seltenen Erklärung hatte zuvor die ehemalige Bundeskanzlerin das
erste gemeinsame Votum von Union und FDP mit der AfD kritisiert. Sie
halte es für falsch, "sehenden Auges erstmalig bei einer Abstimmung im
Deutschen Bundestag eine Mehrheit mit den Stimmen der AfD zu
ermöglichen", schrieb Merkel am Donnerstag auf ihrer Homepage.
Die
Bundeskanzlerin a. D. erinnerte zunächst daran, dass der Vorsitzende
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Kanzlerkandidat von CDU und CSU,
Friedrich Merz, in seiner Rede am 13. November 2024 erklärt hatte, dass
er mit SPD und Grünen vereinbaren will, "dass wir nur die Entscheidungen
auf die Tagesordnung des Plenums setzen, über die wir uns zuvor mit
Ihnen von der SPD und den Grünen in der Sache geeinigt haben, sodass
weder bei der Bestimmung der Tagesordnung noch bei den Abstimmungen in
der Sache hier im Haus auch nur ein einziges Mal eine zufällige oder
tatsächlich herbeigeführte Mehrheit mit denen da von der AfD zustande
kommt".
Dieser - nun gebrochene - Vorschlag "und die mit ihm
verbundene Haltung waren Ausdruck großer staatspolitischer
Verantwortung, die ich vollumfänglich unterstütze", erklärte Merkel.
"Für falsch halte ich es, sich nicht mehr an diesen Vorschlag gebunden
zu fühlen und dadurch am 29. Januar 2025 sehenden Auges erstmalig bei
einer Abstimmung im Deutschen Bundestag eine Mehrheit mit den Stimmen
der AfD zu ermöglichen."
Die Ex-Kanzlerin mahnte eine Rückkehr zu
einem anderen Umgangston und sachlichen europarechtskonformen
Vorschlägen an. Es sei "erforderlich, dass alle demokratischen Parteien
gemeinsam über parteipolitische Grenzen hinweg, nicht als taktische
Manöver, sondern in der Sache redlich, im Ton maßvoll und auf der
Grundlage geltenden europäischen Rechts, alles tun, um so schreckliche
Attentate wie zuletzt kurz vor Weihnachten in Magdeburg und vor wenigen
Tagen in Aschaffenburg in Zukunft verhindern zu können", so Merkel.
Quelle: dts Nachrichtenagentur