Grünen-Chefin kündigt Entschuldigung zu Pädophilen-Vergangenheit an
Archivmeldung vom 03.06.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, hat eine Entschuldigung für die politische Nähe ihrer Partei in den 80er Jahren zu pädophilen Gruppierungen angekündigt. "Für Fehler, die passiert sind, entschuldigen wir uns natürlich, deshalb will ich jetzt auch alles systematisch aufgearbeitet haben", sagte Roth "Bild am Sonntag". Für sie steht aber schon jetzt fest: "Es sind eindeutig und objektiv Fehler passiert. In den Anfangszeiten der Grünen hat es Personen und Gruppen gegeben, die versucht haben, die Grünen als Plattform für inakzeptable Positionen zu nutzen. Straffreiheit für sexuelle Beziehungen mit Kindern zu fordern, ist in keinster Weise akzeptabel und unsäglich. Wir werden deshalb unsere Geschichte in diesem Punkt unabhängig und umfassend aufarbeiten."
Die Partei werde die Fragen beantworten müssen, wie stark diese Gruppierungen waren, ob sie es geschafft hätten, Positionen durchzusetzen, wann damit definitiv Schluss gewesen sei und wie das gesellschaftliche Umfeld in den 80er-Jahren gewesen sei, so Roth. Nach den Worten Roths wird der Bericht des Instituts für Demokratieforschung der Universität Göttingen unter der Leitung von Franz Walter über den Einfluss pädophiler Gruppen auf die Grünen in den 80er Jahren nicht mehr vor der Bundestagswahl vorgelegt werden: "Franz Walter rechnet damit, einen Zwischenbericht möglicherweise bis Ende des Jahres vorlegen zu können und die Ergebnisse bis Ende 2014." Die Wissenschaftler wollten im Juli mit der Arbeit daran beginnen und seriös und unabhängig forschen, so Roth. "Wir werden ihnen dabei keine Vorgaben machen, aber sie unterstützen und ihnen alle Akten und Informationen zur Verfügung stellen, die sie brauchen."
Frontal griff Roth CSU-Generalsekretär Dobrindt wegen dessen Äußerungen im Zusammenhang mit der Pädophilie-Affäre an: "Generalsekretär Dobrindt versucht mit Lüge und Verleumdung einen Schmutzwahlkampf zu betreiben. Das hat nichts mehr mit einer zivilisierten politischen Auseinandersetzung zu tun, der wir uns immer gerne stellen." Es gebe dazu jetzt schon ein erstes Urteil des Landgerichts Berlin gegen Dobrindt, so Roth. "Weitere werden folgen. Es gibt in unserem Rechtsstaat klare Grenzen in Bezug auf die gezielte Verbreitung von Unwahrheiten und der bewussten Verleumdung von Personen."
Zugleich warb Roth um Verständnis, dass damals Polizei oder Jugendämter nicht gegen Pädophilie-Rechtfertigungen auf Grünen-Parteitagen einschreiten konnten: "Die Grünen waren aus guten Gründen sehr skeptisch gegenüber dem Staat der damaligen Zeit, gegenüber der Polizei oder auch den Jugendämtern. Und sie wollten grundsätzlich offen für Debatten sein, auch den abseitigen. Die Polizei war zum ersten Mal auf Grünen-Parteitagen, als Joschka Fischer Außenminister war. Vorher wollten wir keinen Schutz und befürchteten Kontrolle. Auch dank der Grünen hat sich dieser Staat inzwischen jedoch sehr verändert. Heute können wir deshalb diese Entscheidungen nur noch schwer verstehen."
Grünen-Chefin Roth sieht Papst Franziskus als "Bündnispartner"
Die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, beruft sich bei der Verteidigung der Pläne ihrer Partei, die Steuern für Spitzenverdiener deutlich zu erhöhen und untere Einkommen zu entlasten auf Papst Franziskus. Roth sagte "Bild am Sonntag": "Wir Grüne wissen, dass es uns selbst besser geht, wenn es auch unseren Nachbarn gut geht. Ich vertraue auf das solidarische Denken unserer Wähler. Da haben wir sogar Papst Franziskus als Fürsprecher." Sie sei davon überzeugt, "dass es den grünen Wählern nicht um ihren größten persönlichen Eigennutz geht. Da unterscheiden wir uns von der FDP und ihrer Klientel." Vom neuen Papst zeigte sich Claudia Roth, die vor Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten ist, sehr angetan. "Mir gefällt sehr, wie Franziskus Solidarität anmahnt. Seine Argumente sind auch meine. Als Kind bin ich mit meiner Großmutter oft im Franziskanerkloster gewesen. Da ist viel hängengeblieben von Franz von Assisi, von seinem Sonnengesang, von der Verantwortung gegenüber anderen Menschen und der Natur. Eigentlich könnte der neue Papst sogar Ehrenmitglied von Attac sein."
In der globalen Gerechtigkeitsfrage, der Flüchtlingspolitik und der Bewahrung der Schöpfung sei die katholische Kirche unter Franziskus tatsächlich "ein Bündnispartner" für sie. Bei den Steuerplänen der Grünen, so Roth weiter, gehe es um "moderate Erhöhungen für die zehn Prozent der Bevölkerung mit hohen Einkommen und großen Vermögen. 90 Prozent der Bürger werden von unseren Plänen nicht nur nicht getroffen, sondern sogar entlastet." Sie sei stolz darauf, "dass wir Grünen eine gesellschaftliche Debatte über Gerechtigkeit angezettelt haben. Endlich sprechen wir darüber, dass Frau Merkel mit einem weiteren Anhäufen von 500 Milliarden Euro Schulden den nachfolgenden Generationen die Luft abschnürt. Deshalb brauchen wir eine Vermögensabgabe, um den Haushalt zu konsolidieren. Betroffen wäre hiervon das reichste Hundertstel der Bevölkerung. Wir brauchen den handlungsfähigen Staat. Unsere Wähler wollen, dass die Gesellschaft zusammenhält."
Zu ihrem persönlichen Glauben sagte Roth: "Ich bin auf der Suche. Doch es fällt mir leichter, an die Menschenrechte und unser Grundgesetz zu glauben als an Himmel und Hölle."
Grünen-Chefin Roth vermisst bei deutschen Männern Fähigkeit zu Leben mit erfolgreicher Frau
Grünen-Chefin Claudia Roth vermisst bei deutschen Männern die Fähigkeit, ein Leben mit einer erfolgreichen Frau zu führen. "Da können deutsche Männer von Monarchien noch einiges lernen", sagte Roth, die seit Jahren als Single lebt, "Bild am Sonntag". "Denken Sie nur an den britischen Prinz Philip oder an Prinz Claus von den Niederlanden. Selbst die kriegen es hin."
Zu den Gründen für ihr eigenes Single-Dasein sagte Roth: "Vielleicht liegt`s einfach an mir. Aber natürlich ist mein Leben so ausgefüllt, dass für eine wirklich gelebte Beziehung nur wenig Platz wäre."
Quelle: dts Nachrichtenagentur