Essener Bischof gegen starre Regelung für Rente mit 63
Archivmeldung vom 19.04.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.04.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hält das Rentenpaket von Union und SPD für verbesserungsbedürftig: Er ist gegen eine starre Regelung für die Rente mit 63. "Mir wäre eine flexible Altersgrenze lieber statt einer starren Grenze von 63 Jahren", sagte Overbeck dem "Tagesspiegel am Sonntag".
Wenn Beschäftigte nach einem harten Arbeitsleben die abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren in Anspruch nehmen wollten, sei das akzeptabel. "Aber es gibt andere, die länger arbeiten wollen und auch gut länger arbeiten können", sagte der Ruhrbischof weiter. Die Unionsfraktion setzt sich für eine Erweiterung des Rentenpakets ein: Es soll um neue Regeln zur Weiterbeschäftigung Älterer erweitert werden.
Bundesagentur für Arbeit unterstützt Forderungen nach "Flexirente"
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) unterstützt Forderungen vor allem aus der Union nach neuen Regelungen, die Älteren nach dem Erreichen des Rentenalters das Weiterarbeiten erleichtern. "Es gibt Menschen mit viel Erfahrung und hohem Lebensalter, die weiterarbeiten wollen", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise der "Rheinischen Post". "Wer länger arbeiten will, der soll einen entsprechenden Anreiz haben", forderte Weise.
Der BA-Chef reagierte damit auf einen Vorstoß der Unionsfraktion, die das Rentenpaket um neue Regeln zur Weiterbeschäftigung Älterer erweitern will. So sollen Arbeitgeber künftig keine Rentenbeiträge mehr für Arbeitnehmer bezahlen müssen, die bereits im Rentenalter sind. Ältere, die vor dem Rentenalter unbefristet beschäftigt sind, sollen auch befristete Anschlussverträge erhalten können. Bislang sind solche Befristungen im Arbeitsrecht nicht erlaubt.
"Die derzeitige Rechtslage erschwert Älteren nach Erreichen des Rentenalters das Weiterarbeiten. Diese Hürden wollen wir aus dem Weg räumen", sagte der Chef der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU, Carsten Linnemann, der Zeitung. "Wir brauchen möglichst schon im Rentenpaket-Gesetz das Signal, dass Menschen länger arbeiten können, wenn sie das Rentenalter schon erreicht haben", sagte Linnemann. "Es ist wichtig, dass wir nicht nur über die Rente mit 63 reden, sondern auch über die `Flexirente` und längeres Arbeiten", sagte der CDU-Politiker.
Die SPD zeigte sich bisher zwar offen für eine solche "Flexirente", will zunächst aber das Rentenpaket unter Dach und Fach bringen. "Wir dürfen das Rentenpaket nicht durch neue Forderungen verzögern, es muss jetzt so verabschiedet werden", sagte SPD-Fraktionsvize Axel Schäfer. Danach jedoch seien Maßnahmen für den flexibleren Übergang in den Rente "absolut notwendig, weil die Menschen unterschiedlich sind: Manche wollen länger arbeiten, manche können es nicht", sagte der Chef der NRW-Landesgruppe der SPD-Abgeordneten.
Senioren-Arbeit würde laut Wirtschaft zu Mehreinnahmen führen
Die Weiterbeschäftigung von Senioren im Rentenalter würde nach Einschätzung der Wirtschaft zu Mehreinnahmen für die Sozialkassen führen. Dies geht aus Berechnungen der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände hervor, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Danach könnten rund 1,2 Milliarden Euro an Beiträgen zusätzlich in die gesetzliche Sozialversicherung fließen, sollten künftig etwa 100.000 Durchschnittsverdiener über die gesetzliche Altersgrenze hinaus arbeiten, statt in den Ruhestand zu gehen. Das funktioniere, sobald die Unternehmen Mitarbeiter im Rentenalter auch befristet weiterbeschäftigen dürften, was derzeit nicht möglich ist. Gleichlautende Vorschläge hatte der Wirtschaftsflügel von CDU und CSU vorgelegt, um einen Kompromiss im Streit mit den Sozialdemokraten um die Rente mit 63 zu finden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur