Wirtschaftsweise Schnitzer plädiert für Streichung von Feiertag

Bild: Unbekannt / Eigenes Werk
Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer hat sich für die Abschaffung eines Feiertages ausgesprochen, um Krisenlasten zu finanzieren. "Die Streichung eines Feiertages fände ich als Symbol genau richtig", sagte die Chefin des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dem "Spiegel".
In Dänemark wurde der "Store bededag" ab 2024 zum regulären Arbeitstag
erklärt, um so die Finanzierung der Verteidigungsausgaben zu
unterstützen.
Angesichts der Weltlage bewertet Schnitzer die von
Union und SPD geplante Ausweitung der deutschen Staatsverschuldung als
richtig und notwendig. "Mulmig wird mir nicht wegen Schulden, sondern
wegen der Bilder aus den USA", sagte sie. "Nachdem Donald Trump dort
öffentlich den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gedemütigt
hat, habe ich nicht gut geschlafen. Das Finanzpaket von Union und SPD
sehe ich als Ausdruck für den Ernst dieser Lage - und als sehr positives
Signal."
Die Wirtschaftsweise wies zugleich Warnungen ihres
Amtsvorgängers Lars Feld zurück, wonach Deutschland durch das geplante
Finanzpaket seine Funktion als sicherer Hafen für Anleihegläubiger
verlieren werde. "Es tut mir leid, aber das ist Unsinn", sagte
Schnitzer. "Wir können uns mehr Schulden leisten und wir müssen sie uns
auch leisten. Unsere Schuldenstandsquote war in der Finanzkrise und
Pandemie angestiegen, jetzt sinkt sie wieder in Richtung von 60 Prozent
des Bruttoinlandsprodukts."
Scharfe Kritik übte Schnitzer jedoch
an den Ergebnissen der Sondierungsgespräche. Es sei zu "befürchten, dass
mithilfe des Sondervermögens Spielräume für Wahlgeschenke geschaffen
werden", so die Ökonomin. "Union und SPD wollen die Mütterrente
ausweiten, Agrardiesel wieder subventionieren und die Mehrwertsteuer in
der Gastronomie senken: All das schafft kein Wachstum, setzt falsche
Anreize und ist reine Klientelpolitik."
Schnitzer sagte weiter,
sie sehe sich in ihrer Befürchtung bestätigt, dass eine Neuauflage der
großen Koalition zu Reformstillstand führe - dazu genüge der Blick auf
die Rente. "Dort bräuchten wir dringend eine Reform, aber die Union hat
das Thema im Wahlkampf ausgeklammert, wohl aus Angst vor den
Über-60-Jährigen, die mehr als 40 Prozent der Wähler ausmachen."
Die
Chefin der Wirtschaftsweisen bezeichnete es als "sehr heikel", dass das
Sondierungspapier, abgesehen von einer Reform des Bürgergeldes, an
keiner Stelle einen möglichen Verzicht im Sozialen fordere. "Die Lage
ist so ernst, dass wir alle unseren Beitrag leisten müssen. Das hätte
man jetzt offen sagen können, was wieder nicht geschehen ist, genau wie
schon in der Pandemie oder bei der Energiekrise", sagte Schnitzer.
"Stattdessen hieß es jedes Mal: Wir helfen allen, keinem soll es
schlechter gehen."
Einsparungen müsste es ihrer Ansicht nach
unter anderem bei der Kranken- und Pflegeversicherung geben, wo die
Ausgaben wegen des demografischen Wandels aus dem Ruder zu laufen
drohten, so Schnitzer. "Dennoch gibt es Forderungen wie die, den
Eigenanteil für die Pflegekosten im Heim zu deckeln. Das ist völlig
illusorisch."
Quelle: dts Nachrichtenagentur