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Zeitung: Steinmeier will Fachtagung zu Sexismus

Archivmeldung vom 29.01.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.01.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Rainer Brüderle Bild: bundestag.de
Rainer Brüderle Bild: bundestag.de

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier will in einer internen Fachtagung der SPD über das Thema Sexismus diskutieren. Das kündigte Steinmeier nach Informationen der "Bild-Zeitung" (Mittwochausgabe) in der Fraktionssitzung an. Steinmeier sagte nach Angaben von Teilnehmern, die Sexismus-Debatte habe eine Relevanz erreicht, die gesellschaftlich breit diskutiert werden müsse. Die zahlreichen Nachrichten bei Twitter unter dem Hashtag "#Aufschrei" hätten gezeigt, dass es großen Diskussionsbedarf gebe.

Auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hält die aktuelle Debatte über Sexismus für wichtig. "Die starke Reaktion in der Öffentlichkeit zeigt, dass ein Nerv getroffen wurde", sagte die CDU-Politikerin der "Welt". "Besonders schlimm sind Übergriffe, die in einem Abhängigkeitsverhältnis stattfinden", sagte von der Leyen. "Das Gute an dieser Debatte ist doch, dass das Bewusstsein für die roten Linien geschärft wird."

Berliner Freiberufler richten Hotline für Sexismus-Opfer ein

Der Verband der Freien Berufe Berlin (VFB) hat kurzfristig eine Hotline eingerichtet, unter der sich Opfer von Sexismus melden können, wenn sie Rat und Unterstützung brauchen. "Die aktuelle öffentliche Debatte zeigt, dass Sexismus von jedem anders wahrgenommen wird und nahezu überall passieren kann, auch im Arbeitsalltag", begründete Verbandspräsidentin Claudia Frank im Gespräch mit "Handelsblatt-Online" den Vorstoß. Zwar spiele das Thema bei den Berliner Freiberuflern bislang "keine große Rolle", fügte die Fachanwältin für Arbeitsrecht hinzu. "Dennoch wollen wir Opfern von Sexismus eine Anlaufstelle bieten, an die sie sich wenden können, wenn sie nicht wissen wie sie damit umgehen sollen." Gerade junge Auszubildende und Berufseinsteigerinnen wüssten sich bei "eindeutig anzüglichen Bemerkungen" von männlichen Kollegen oder sogar dem Vorgesetzten unter Umständen nicht zu wehren, sagte Frank weiter. Sie fürchteten um ihre Ausbildung oder den Job. Wie sich Frauen dann verhalten sollten, könnten Betroffene bei der Hotline abfragen. Auch Männer könnten den neuen Service nutzen. "Frauen, aber auch Männer, die solche Situationen erlebt haben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, können sich gerne an unsere Hotline wenden", sagte Frank.

Rösler weist Vorwürfe gegen Brüderle zurück

FDP-Chef Philipp Rösler hat sich in der Sexismus-Debatte um Rainer Brüderle hinter den Fraktionschef gestellt. "Die Vorwürfe gegen ihn sind durchsichtig und haltlos. Das ist eine Kampagne gegen die gesamte FDP", sagte Rösler dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Gleichwohl sei eine gesellschaftliche Debatte über Sexismus notwendig, fügte der Parteichef und Wirtschaftsminister hinzu. "Denn es gibt offenbar ein breites Bedürfnis, darüber zu diskutieren, aber bitte auf der Sachebene und nicht mit aggressiver Polemik", so Rösler. Brüderle war von einer Journalistin vorgeworfen worden, sich ihr gegenüber anzüglich geäußert zu haben.

FDP-Politiker sehen Partei nach Sexismus-Vorwürfen gestärkt

Angesichts der Debatte um Sexismus-Vorwürfe sehen führende FDP-Politiker ihre Partei deutlich gestärkt. Der "Bild-Zeitung" sagte das FDP-Bundesvorstandsmitglied Manuel Höferlin: "Die Vorwürfe schaden uns nicht, im Gegenteil: Sie schweißen die FDP eher zusammen und stärken uns." Nach Höferlins Einschätzung dürften sich die vom "stern" erhobenen Vorwürfe gegen den FDP-Spitzenkandiaten Rainer Brüderle als Bumerang für das Magazin entwickeln. "Dieser unseriöse Boulevardjournalismus wird dem `stern` auf die Füße fallen", sagte der FDP-Politiker. Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Holger Zastrow macht ebenfalls einen wachsenden Zusammenhalt in den eigenen Reihen aus. "Jeder normale Bürger erkennt, dass es offensichtlich eine komische Inszenierung gegen Brüderle und die FDP ist", sagte Zastrow der Zeitung. Es sei erkennbar, dass "an dieser Geschichte etwas faul ist".

Sexismus-Debatte: "Stern" in der Kritik

In der Sexismus-Debatte um den FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle hat der Fraktionsvorsitzende der FDP in Baden-Württemberg, Hans-Ulrich Rülke, das Magazin "Stern" erneut scharf angegriffen. In der SWR-Sendung "2+Leif" sagt Rülke am Montagabend: "Da ging es darum, jemanden aufzubauen und anschließend hinzurichten. Das kritisiere ich. Das ist menschenverachtend und in hohem Maße unseriös." Allerdings räumt Rülke ein, dass die vom Magazin angestoßene Diskussion ihre Berechtigung habe, aber nicht nur auf die FDP und Brüderle bezogen werden dürfe: "Es wird über ein Problem diskutiert, das sicherlich ein Problem ist. Doch das muss man von der FDP und Rainer Brüderle trennen. Für die FDP sage ich: Es ist völlig richtig, dass wir mehr Frauenförderung brauchen und uns die Frage stellen, wie wir es Frauen künftig leichter machen können, in der FDP voranzukommen."

In der gleichen Sendung kritisiert auch die Chefredakteurin der taz, Ines Pohl, das Vorgehen des Magazins "Stern" im Fall Brüderle: "Damit hat sich der `Stern` selbst demontiert. Man kann nicht einerseits Männern vorwerfen, dass sie sich frauenverachtend äußern, dann aber Frauen brauchen, um mit möglichst kurzen Röckchen und möglichst blonden Haaren die Politiker an der Bar anzusaugen. Das ist genauso frauenverachtend wie irgendwelche dummen Herrenwitze." Pohl beharrte aber darauf, dass die Sexismus-Affäre um Brüderle ein gesamtgesellschaftliches Problem verdeutliche: "Rainer Brüderle fungiert als eine Folie, mit dessen Hilfe man erklärt, wie der alltägliche Sexismus in der Berufsbeziehung zwischen Journalistinnen und Politikern funktioniert, und wenn man sich das so anguckt, dann ist das überhaupt kein Vernichtungsfeldzug gegen Rainer Brüderle, sondern eine mutige Offenlegung von all dem, was täglich passiert."

CDU-Politikerin Steinbach: Sexismus-Debatte ist "völlig überzogen"

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach hält die aktuelle Sexismus-Debatte für "völlig überzogen". "Es liegt an einem selber, wie weit der andere gehen kann", sagte Steinbach der Tageszeitung "Welt". "Als Frau habe ich jederzeit die Möglichkeit, ein Stoppschild zu setzen." Sie selbst sei mit Rainer Brüderle immer gut ausgekommen: "Er macht gern Komplimente, manchmal vielleicht auch welche, die nicht jede Frau mag", sagte Steinbach. "Er ist eben ein Mann mit Eigenheiten." Dass die "Stern"-Journalistin erst ein Jahr nach dem angeblichen Vorfall damit an die Öffentlichkeit gehe, sei "pures politisches Kalkül". Zudem unterschlage die Debatte, wie oft Männer belästigt würden. Als Beispiel nannte Steinbach ihren Mann, einen ehemaligen Dirigenten. "Was der von Frauen belästigt wurde, das können Sie sich gar nicht vorstellen", sagte Steinbach der Zeitung.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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